Kreis Esslingen. Wolfgang Jurisch ist Gärtner mit Leib und Seele. Der Gärtnermeister hat schon in einer Baumschule und im Garten- und Landschaftsbau gearbeitet und ist derzeit für die Gartenanlagen am Robert-Bosch-Krankenhaus verantwortlich. Doch nach Feierabend die Beine hochlegen und die Freizeit genießen – das ist nichts für Wolfgang Jurisch. Deswegen legte er 1986 auf einem Grundstück von einem Ar einen Rosengarten an, der mittlerweile auf 5 100 Quadratmeter angewachsen ist. Etwa 2 000 Rosensorten gedeihen hier prächtig. Gefüllte und nicht gefüllte Pfingstrosen, Strauchrosen und englische Rosen blühen neben weißem und lila Zierlauch und Clematis. An einem alten Streuobstbaum hat sich eine sogenannte Ramblerrose hochgerankt, die bis zu sieben Meter hoch werden können. Ein Idyll. Aber ein sich ständig veränderndes. Jurisch kauft Rosen dazu, verändert Pflanzkombinationen.
Und selbstverständlich ist er am Sonntag beim „Tag der offenen Gärten“ dabei. Schließlich ist er einer der Mitinitiatoren der Veranstaltung. Gemeinsam mit Michael Eppinger, der in Esslingen-Rüdern einen Gartenbaubetrieb betreibt, gründete er einen Verein, unter dessen Fittichen der Tag der offenen Gärten läuft. Mittlerweile beteiligen sich 27 Gartenbesitzer im mittleren Neckarraum, von Dettingen an der Erms über Göppingen bis Vaihingen an der Enz, an der Ausstellung. In Esslingen finden sich die meisten Gärten, die am Sonntag ihre Tore öffnen.
Das erste Mal dabei ist die Kleingartenanlage Köngen. Die Gärten sind den Köngenern wohlbekannt, denn schließlich kann man direkt an der Anlage in der verpachteten Vereinsgaststätte prima einkehren. Der herrliche Ausblick zur „Blauen Mauer“ ist kaum zu toppen. Die Gärten der Anlage weisen neben wunderschönen Bepflanzungen mit Rosen oder Stauden auch Gemüsepflanzungen auf – hier lässt es sich prima fachsimpeln. Nicht nur über Rosen oder Stauden, auch über Tomaten oder Zucchini. Vorbildlich sind übrigens die Bienenhotels und Bienenstöcke, die die Kleingärtner in ihrer Anlage aufgestellt haben. Der Pfarrgarten hinter dem Wendlinger Stadtmuseum ist auch in diesem Jahr wieder dabei, zeigt einmal mehr den zum Museum gehörenden Nutz- und Kräutergarten, der unter Berücksichtigung historischer Merkmale angelegt wurde.
Der „Garten Eden“ der Nürtinger Hochschule für Wirtschaft und Umwelt direkt hinter dem Campus in der Braike darf bei einem „Tag der offenen Gärten“ ebenfalls nicht fehlen. Idyllisch am Waldrand gelegen, sind hier vor allem Staudenpflanzungen zu sehen. Die Wirkung von Pflanzen, die standortgerecht gepflanzt wurden, soll hier gezeigt werden. Doch der 2 000 Quadratmeter große Garten mit dem Lehmteich und dem kleinen Bachlauf lädt ein, zu verweilen, die Seele baumeln zu lassen. Und vielleicht entdeckt man im Teich ja auch eine der Ringelnattern, die dort öfter ein Bad nehmen. Von hier lässt sich eigentlich eine schöne Radtour nach Kirchheim machen, wo beispielsweise in Lindorf der Garten der Familie Franz exotische und einheimische Pflanzen beheimatet. In der Kirchheimer Tannenbergstraße wartet ein alter Bauerngarten, der von Familie Paech gepflegt wird, auf Besucher. Die Besitzer lassen bewusst einen Teil des Gartens verwildern; so haben sich dort viele Wildpflanzen angesiedelt, die Nahrung und Unterschlupf für Insekten, Vögel und Igel bieten.
Seit 2001 bewirtschaftet das Ehepaar Bauer in Holzmaden den am Waldrand gelegenen, 1 000 Quadratmeter großen Garten in leichter Hanglage, der ursprünglich nach Feng-Shui-Regeln angelegt wurde. Inzwischen entstand ein naturnaher Landschaftsgarten mit verschiedenen Gartenzimmern, Sitzplätzen und Wasserspielen. Der Wassergarten mit Teich und Bachlauf ist Anziehungspunkt vieler Tiere und Insekten. In den mit Sorgfalt kombinierten Pflanzungen dominieren hauptsächlich Gräser, Farne, Funkien und Clematis. Zusätzlich wird in mehreren Hochbeeten verschiedenes Gemüse angebaut. Ein Pavillon, Skulpturen, Gartenhaus und Arkaden vervollständigen die Szenerie.