Weilheim und Umgebung

„Ganz ohne Gerüche geht es nicht“

Die Firma ELM Recycling hat ihre Produktion teilweise verlagert – Neue Technik in Bissingen

Vor einem Jahr hat die Firma ELM Recycling einen Teil ihrer geruchsintensiven Produktion aus Bissingen in den Alb-Donau-Kreis verlagert. Seither sind die Beschwerden wegen Geruchsbelästigung zurückgegangen. Die Firma arbeitet weiter an neuen Techniken, betont aber auch: „Abfallverwertung ganz ohne Gerüche geht nicht.“

Die Firma ELM Recycling setzt auch neue Techniken am Standort Bissingen.Foto: Jean-Luc Jacques
Die Firma ELM Recycling setzt auch neue Techniken am Standort Bissingen.Foto: Jean-Luc Jacques

Bissingen. „Unser neues Werk in Allmendingen im Alb-Donau-Kreis ist im vergangenen November in Betrieb gegangen“, informiert Matthias Einsele, Geschäftsführer der Firma ELM Recycling in Bissingen. Der Regelbetrieb habe im Februar gestartet – nach der Winterpause des Zementwerks, das ELM dort zusammen mit einem Mitbewerber unter dem Namen Albbrennstoff GmbH mit Ersatzbrennstoffen versorgt.

Das hat auch Auswirkungen auf den Standort Bissingen, wo ELM in der Fabrikstraße ihren Firmensitz hat. „Ein gutes Drittel der Kapazität von Bissingen wurde verlagert“, berichtet Matthias Einsele. „Dabei handelt es sich um geruchsintensive Kunststoffe, denen organische Verbindungen anhaften.“ ELM verarbeitet Mischkunststoffe, die nicht mehr stofflich recycelt werden können, weil sie nicht sortenrein sind, zu Ersatzbrennstoffen. Unter anderem stammen die Materialien aus gelben Säcken. Das hatte in den vergangenen Jahren bei Anwohnern, vor allem im Sommer, immer wieder zu Klagen über schlechte Gerüche geführt.

„Bei uns in der Firma selbst ist die Beschwerdelage seither erloschen“, sagt Matthias Einsele. Ganz so ruhig ist es auf dem Bissinger Rathaus nicht. Immer noch kommen dort Anrufe oder die eigens eingeführten Fragebögen an, auf dem Bürger vermerken können, wann es wo stinkt. Auch die direkten Anwohner berichten immer noch von unangenehmen süßlichen Gerüchen, die den Fabrikhallen entweichen.

„Die Spitze ist überwunden. Es kommen nicht mehr so viele Klagen wie noch vor drei Jahren“, schätzt Bissingens Bürgermeister Marcel Musolf die Lage ein. Dennoch nehme das Ordnungsamt bei jeder einzelnen Beschwerde Kontakt zur Firma auf. Immer wieder komme es im Übrigen vor, dass Leute zu Zeitpunkten über Gestank klagen, zu denen ELM gar nicht produziert. „Das haben wir durch intensive Abgleiche diverser Geruchsmeldungen mit Produktionsvorgängen im Sommer 2015 festgestellt“, sagt Marcel Musolf. Die Folgerung: Es gibt in Bissingen noch andere Quellen störender Gerüche. Der Bürgermeister selbst erlebt die Firma ELM als kooperativ und stets um neue Techniken bemüht, die die Probleme lindern sollen. „Die Firma hat alle uns gegenüber gemachten Zusagen seit 2012 Zug um Zug umgesetzt, auch wenn das Problem eben noch nicht gänzlich beseitigt werden konnte“, sagt er.

Begutachtet wurde ELM im September auch von der Aufsichtsbehörde und dem TÜV, wie Matthias Einsele berichtet: „Neuen Richtlinien zufolge müssen wir jetzt alle drei Jahre unsere Emissionen messen lassen.“ Dabei gehe es um Staub und Schadstoffe. „Wir haben dann gleich noch vom TÜV eine Geruchsmessung durchführen lassen“, sagt Einsele und teilt mit: „Wir liegen in Bissingen bei allen Messungen deutlich unter den Grenzwerten.“ Dennoch will ELM Recycling noch mehr tun: „Wir beschäftigen uns weiterhin mit dem Thema Geruch“, versichert der Geschäftsführer.

Ganz neu möchte das Unternehmen am Standort Bissingen eine Schwimm-Sink-Anlage installieren. „Da geht es um die Abscheidung und Wiederverwertung von sortenreinen Kunststoffen“, erläutert Einsele. Aktuell wanderten wertvolle, schwimmfähige Kunststoffe – wie etwa Polyethylen oder Polypropylen – oft in gemischten Gewerbeabfällen in die Müllverbrennungsanlage. ELM wolle sie nun in Wasserbecken vom nicht verwendbaren Rest trennen und sortenreine Granulate herstellen. „Da kann man beispielsweise Regenwasserzisternen oder Plastikteile im Bereich Automotive daraus herstellen.“

„Unsere Schwimm-Sink-Anlage ist genehmigt worden und wird derzeit aufgebaut“, so Einsele. „Wir hoffen nun, dass sie Ende des Jahres in Betrieb geht.“ Ein neuer Mitarbeiter sei schon eingestellt worden, zwei weitere sollen folgen.

Geruchsintensiv soll das Schwimm-Sink-Verfahren nicht sein. „Die Teile haben keinen Kontakt zu Lebensmitteln und es dürfte nichts Organisches dran sein“, sagt Matthias Einsele. Außerdem werde keine Wärme eingesetzt. „Von daher gehen wir davon aus, dass es nicht stinkt.“

Zu viel versprechen möchte der Geschäftsführer dennoch nicht: „Wir haben es auch da mit Abfällen zu tun.“ ELM sei nun mal ein abfallverwertender Betrieb. „Da wird es immer Gerüche geben“, sagt er. Und nicht nur das: „Wir dürfen auch Gerüche emittieren, solange wir unter den Grenzwerten bleiben.“