Weilheim und Umgebung

Gegen das Vergessen anschreiben

Aktion Amnesty International stellt jeden Monat drei Fälle von Menschenrechtsverletzungen weltweit vor.

Region. Amnesty International (ai)fordert in vielen Ländern dazu auf, an Regierungen Briefe zu schreiben, in denen sich Menschen für die Verfolgten einsetzen. Die Kirchheimer Gruppe von ai bittet in diesem Monat um Unterstützung für drei Fälle - in Sri Lanka, Ägypten und Usbekistan. Die fertig formulierten Briefe können im Welt-Laden in der Dettinger Straße abgeholt werden.

Der sri-lankische Journalist und Karikaturist Prageeth Eknaligoda verschwand am 24. Januar 2010 im Vorfeld der damaligen Präsidentschaftswahlen. Eknaligoda war für „Lanka-e-News“ in der Hauptstadt Colombo tätig und kritisierte die Regierung offen. Vor seinem Verschwinden veröffentlichte er eine Analyse über die beiden Präsidentschaftskandidaten, die zum Vorteil der Opposition ausfiel. Amnesty International befürchtet, dass er wegen seiner journalistischen Arbeit Opfer des Verschwindenlassens wurde. In Sri Lanka werden das Antiterrorgesetz und Notstandsbestimmungen immer wieder angewendet, um kritische Medien zum Schweigen zu bringen.

Seit 17 Jahren eingesperrt

Im Juni 2013 wurden 43 Mitarbeiter von NGOs in Ägypten im Rahmen eines des „Verfahrens 173“ zu Haftstrafen zwischen einem und fünf Jahren verurteilt. Zudem wurden mehrere ausländische Nichtregierungsorganisationen geschlossen. Im vergangenen Jahr haben Untersuchungsrichter den Druck auf ägyptische Menschenrechtsorganisationen weiter verstärkt: Sie verhängten willkürliche Reiseverbote, ordneten Festnahmen von Mitarbeitern an und ließen Finanzmittel von Organisationen einfrieren. Zudem liegt Präsident Abdel Fattah al-Sisi ein Entwurf für ein restriktives Gesetz zur Unterschrift vor. Durch das neue Gesetz würden sich die staatlichen Eingriffe in die Arbeit der Organisationen weiter verstärken.

Der Usbeke Muhammad Bekzhanov ist einer der am längsten inhaftierten Journalisten der Welt. Er befindet sich seit über 17 Jahren im Gefängnis - aufgrund eines Geständnisses, das unter Folter erpresst wurde. Bekzhanov müsste im Januar 2017 endlich freigelassen werden, doch hat man ihn im Dezember 2016 in eine Strafzelle verlegt, weil er gegen Gefängnisvorschriften verstoßen habe. Dies ist eine in Usbekistan übliche Praxis, um die Haftstrafe von Gefangenen willkürlich zu verlängern. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Verletzung der Gefängnisvorschriften dazu benutzt wird, um Bekzhanov weiter zu bestrafen. Er beschrieb, dass man ihn mit Gummiknüppeln geschlagen, ihm die Luft genommen und mit Elektroschocks gefoltert habe. Bis heute sind seine Vorwürfe nicht untersucht worden. pm