Weilheim und Umgebung
Geopoint in Aichelberg wertet sanften Tourismus auf

Geologie Der „Vulkanschlot Aichelberg" steht für das Zeitalter des Vulkanismus vor rund 15 Millionen Jahren und gilt als landschaftlichen Phänomen. Von Brigitte Scheiffele

Pieter de Jong und seine Frau Friderun sind geologisch und geschichtlich interessiert. Deswegen reist das Paar aus dem Kreis Calw immer wieder über die Schwäbische Alb. Mit der Entdeckerkarte „Global Geopark Schwäbische Alb" und anderen Informationsquellen bereiten sie sich in ihrem VW Bus-Camper auf die jeweiligen Touren vor. "Und weil man hier immer nur vorbei fährt", wie de Jong berichtet, will sich das Paar endlich auch den "Vulkanschlot Aichelberg" ansehen. Der nämlich erhielt kürzlich einen „Geopoint“. Es ist der zweite im Landkreis Göppingen und der 35. Geopoint im Geopark Schwäbische Alb.

"Irgendwann soll die Schwäbische Alb dadurch zum begehbaren Geschichtsbuch werden", erklärt Iris Bohnacker als Projektverantwortliche der „Geopoints".

 

„Die Alb soll zum begehbaren
Geschichtsbuch werden.
Iris Bohnacker, Geopoint-Projektverantwortliche

Neben dem Café am Parkplatz Vorderbergstraße führt ein kleiner Weg steil zum Zwischenplateau des Aichelbergs, von wo aus sich ein zauberhafter Blick auf den Albtrauf bietet. Etwas verborgen befindet sich im Hintergrund der Vulkanschlot mit seinen grauen und weißen Felsbrocken, dazwischen etwas Grün. – Nicht gerade ein spektakuläres Bild.

Doktor Anton Hegele ist Experte für Geologie und Landschaftsgeschichte, zudem Beiratsmitglied im Geopark und zeigt in die Ferne auf die von hier schön sichtbaren und markanten Formen des Schwäbischen Vulkans im Gebiet zwischen Kirchheim und Göppingen. Dabei spricht er von sage und schreibe 360 Vulkanschloten.

Hier, am Zwischenplateau Aichelberg und Wanderweg "Albtraufgänger", befindet sich einer von drei ehemaligen Steinbrüchen, in denen früher Kalkstein abgebaut wurde. Genau an dieser Stelle bietet sich deswegen die Möglichkeit, einen Vulkanschlot im „Anschnitt" zu betrachten. Man entdeckt dabei neben grauem Vulkantuff auch große Brocken aus hellem Kalkstein, die Hegele als "Sinkschollen" bezeichnet. "Wir stehen etwa 250 Meter unterhalb der Stelle, wo der Vulkan einmal ausgebrochen ist", erklärt der Experte. Vor Millionen von Jahren sei der weiße Kalkstein von oben in den Krater gefallen, der immerhin einen Durchmesser von 200 Metern haben soll. Und auch alles andere, „was er so mitgeschleppt" habe sei sichtbar.

Für die Geopark-Geschäftsführerin Dr. Sandra Teuber besitzt die Schwäbische Alb "eine einzigartige Vielfalt an landschaftlichen Phänomenen. Geopoints beleuchten die faszinierenden Facetten der Erdgeschichte und stellen wichtige Bezüge her." Aufgrund der herausragend geologischen Bedeutung der Alb sowie den vielen erdgeschichtlichen Besonderheiten, wurde dem Geopark Schwäbische Alb im Jahr 2015 das UNESCO Siegel verliehen. Damit ist sie Teil eines weltweiten Netzes von Geoparks und im gleichen Atemzug zu nennen, wie die Global Geoparks Haute-Provence in Frankreich, Lanzarote oder Chinijo Inseln in Spanien und anderen.

Landrat Edgar Wolff vergleicht Geotope mit Fenstern zur Erdgeschichte. Die Geopoints weisen vor Ort über Informationstafeln auf Besonderheiten hin, werten den Ort auf und setzen ihn in zeitlichen Kontext. Auf der Alb befänden sich viele Orte, die von einer lebendigen Landschaft in ständigem Wandel zeugten. Mit den Geopoints können man mehr und mehr durch die faszinierende Geschichte der Schwäbischen Alb blättern.

"Das ist eine andere Art, sich mit Geschichte zu beschäftigten als es bei uns früher in der Schule der Fall war", bekundet Friderun de Jong. Die Auszeichnung „Geopoint" für ein weiteres, einzigartiges Puzzlestück in der Erdgeschichte, nahmen Wolff und Bürgermeister Martin Eisele „mit Freude und Stolz entgegen". Laut Bürgermeister Eisele „ein weiterer Mosaikstein zur Aufwertung des Ortes im sanften Tourismus."