Weilheim und Umgebung

„Gezielt und zum richtigen Zeitpunkt spritzen“INTERVIEW

Christoph Ulmer verrät, wie er seine Buchsbäume schützt und welche immergrünen Alternativen es gibt

Baumschul-Inhaber Christoph Ulmer hat Tausende Buchsbäume unter seinen Fittichen. Ein Gespräch über die Zukunft von Buchs und Alternativpflanzen.

Herr Ulmer, Sie haben in Ihrer Baumschule ja jede Menge Buchsbäume. Wie sehen die aus?

CHRISTOPH ULMER: Sie sehen gut aus. Aber wir beobachten unsere Buchsbäume auch und behandeln sie zwei bis drei Mal im Jahr.

Es kommt also die chemische Keule zum Einsatz?

ULMER: Nein, bei uns nicht. Der Buchsbaumzünsler ist problemlos mit biologischen Mitteln zu bekämpfen. Gut wirksam sind Spritzmittel, die Bacillus thuringiensis enthalten (Anm. d Red: Das Bakterium wird auch im Bio-Landbau angewendet und wirkt nur gegen Schmetterlingsraupen). Auch mit pflanzlichen Neem­öl kann man spritzen.

Wie oft muss man denn spritzen?

ULMER: Ganz wichtig ist es, gezielt und zu den richtigen Zeitpunkten gegen den Buchsbaumzünsler vorzugehen. Es hilft nicht, wahllos das ganze Jahr oder zu früh zu spritzen, wenn noch gar keine Raupen da sind. Stattdessen sollte man die Fraßperioden kennen und spritzen, sobald man erste Anzeichen des Befalls entdeckt.

Wann sind denn die Hochphasen?

ULMER: Die erste Fraßzeit beginnt Ende März, Anfang April. Die zweite gefährliche Phase ist Ende Juni, Anfang Juli. Dieses Jahr war es sogar Ende August noch mal ganz schlimm.

Kann denn ein befallener Buchsbaum wieder ganz gesund werden?

ULMER: Das kommt darauf an, wie stark der Befall ist. In vielen Fällen ist das gar kein Problem. Wenn die Buchsbäume aber kahl gefressen und braun sind, stirbt oft auch die Pflanze ab.

Auf dem Weilheimer Friedhof, aber auch in vielen Gärten stehen nur noch braune Gerippe. Raten Sie Ihren Kunden denn jetzt nicht davon ab, Buchsbäume zu pflanzen?

ULMER: Es wäre schade, den Buchsbaum zu verteufeln. Einen gewissen Stellenwert sollte er bei der Bepflanzung schon behalten. Als einzelne Formgehölze oder Kugeln direkt vor der Haustür oder an anderen beaufsichtigten Stellen kann ich Buchs nach wie vor empfehlen. In Parks, auf Friedhöfen und überall dort, wo niemand regelmäßig nach den Pflanzen schauen und sie spritzen kann, sind Alternativen allerdings besser.

Welche Gehölze eignen sich denn als Ersatz?

ULMER: Es gibt mehrere gute Alternativen. Eine schöne Ersatzpflanze ist zum Beispiel der Portugiesische Lorbeer. Er ist in allen Größen erhältlich, ist immergrün und treibt schön hellgrün aus. Sehr in Mode kommen wird wohl Ilex. Vom Laub her kommt er dem Buchs am nächsten. Es gibt hellere und dunklere Sorten. Liguster lässt sich gut als Kugel schneiden und auch als Heckenpflanze verwenden. Das gilt auch für Eiben. Sie sind zwar Nadelgehölze, lassen sich aber beliebig schneiden – auch im alten Holz – und sind sehr unempfindlich.

Zur Person

Christoph Ulmer führt die Weilheimer Baumschule Ulmer in sechster Generation. Den Betrieb, der seit 1860 besteht, will er an seinen Sohn weitergeben. Christoph Ulmer ist Gärtnermeister, plant und gestaltet aber auch exklusive Gärten. Die Baumschule Ulmer kultiviert auf über 100 Feldern Allee- und Straßenbäume, Obstbäume, Heckenpflanzen, aber auch Formgehölze und Gartenbonsai.bil