Es blüht so schön gelb und ist doch die giftigste Blume, die auf Wiesen und Weiden wächst: das Jakobskreuzkraut. Seinen Siegeszug auf landwirtschaftliche Nutzflächen beginnt es vornehmlich an Straßenrändern, weshalb den Straßenmeistereien eine besondere Verantwortung zukommt.
„Das Jakobskreuzkraut ist eine hochgiftige Pflanze, die giftigste, die wir auf Grünland kennen. Das ist ein ernst zu nehmendes Problem, da die Pflanze auf landwirtschaftliche Nutzflächen einwandert“, sagt Hansjörg Güthle, Pflanzenschutzberater beim Landwirtschaftsamt Nürtingen. Betroffen sind vor allem extensiv genutzte Flächen, die wenig gedüngt und gemäht werden - und somit dank der Artenvielfalt bei Naturschützern hoch im Kurs stehen. Exakt auf jenen Flächen fühlt sich das Kraut jedoch besonders wohl. Wer drei oder gar vier Mal im Jahr das Gras mäht und dazu noch kräftig düngt, wird die Pflanze auf seiner Fläche nicht finden.
Seit etwa zehn Jahren ist im Kreis Esslingen die Ausbreitung der Pflanze zunehmend ein Thema. Das Jakobskreuzkraut ist wärmeliebend und kommt mit Trockenheit gut klar. Der Klimawandel scheint dabei auch eine Rolle zu spielen. „Die Pflanze fängt ab Juni an zu blühen, früher war das erst ab Mitte Juli der Fall“, ist die Beobachtung von Hansjörg Güthle. Nicht von ungefähr lautet auch sein lateinischer Name Senecio jacobaea. Der 25. Juli ist der Jakobstag, an dem Apostel Jakobus der Ältere gefeiert wird.
Um die Ausbreitung am effektivsten einzudämmen, empfiehlt der Pflanzenschutzberater, das Gewächs samt Wurzel aus der Erde herauszureißen, da es mehrjährig ist und zur Erhaltung der Art auf das Aussamen ausgelegt ist. „Nur einmal Mähen im Jahr reicht zwischenzeitlich definitiv nicht mehr aus, jetzt blüht die Pflanze wieder“, sagt Hansjörg Güthle.
Damit sind vor allem die Straßenmeistereien in der Pflicht. „Seit zwei bis drei Jahren ist das Thema beim Landratsamt bekannt“, erklärt Pressesprecherin Nicole Klöckner. Straßenbauamt, Bauern und Landwirtschaftsamt hätten sich schon vor geraumer Zeit zusammengesetzt. „Das Mittel der Wahl ist das Mähen“, sagt Nicole Klöckner. Wer also die gelben Blüten am Straßenrand entdeckt, kann die Fläche melden. „Die wird dann in das Mähkonzept aufgenommen und die Meldungen Stück für Stück abgearbeitet“, so die Sprecherin. Deshalb kann der Anrufer nicht damit rechnen, dass schon am nächsten Tag dem giftigen Kraut der Garaus gemacht wird. Der Arbeitstrupp könne nicht von heute auf morgen von einem Ende des Landkreises an das andere wegen einer kleinen Fläche fahren, sondern werde die Arbeiten dort abschließen. An erster Stelle stehe die Verkehrssicherheit, anschließend widmen sich die Mitarbeiter den Böschungen und Nebenflächen.
Zurzeit steht das Jakobskreuzkraut an vielen Stellen wieder in voller Blüte. „Die Zeit drängt“, sagt Karl Ederle, Bio-Landwirt aus Bissingen. Er selbst hat auf der einen oder anderen Weide mit der Pflanze zu kämpfen. „Ich verstehe nicht, warum die Straßenränder nicht rechtzeitig gemäht werden. Im Landkreis Reutlingen klappt das hervorragend“, ist seine Beobachtung. Beispielsweise zwischen Schopfloch und Böhringen sei der Grenzverlauf klar zu erkennen. Hansjörg Güthle nimmt die Landratsamt-Kollegen der Straßenmeistereien in Schutz: „Sie stoßen personell an ihre Grenzen. Die Kapazität ist das Hauptproblem, dass nicht zweimal pro Jahr gemäht wird.“
Info Wer das Jakobskreuzkraut am Straßenrand entdeckt, kann es beim Landratsamt melden. Bevorzugt werden Mails an strassenbauamt@lra-es.de. Telefonisch geht es über die Zentrale unter 07 11/39 02-11 50.