Weilheim und Umgebung

Große Lösung für die Knirpse

Kindergarten Holzmadener Gemeinderat tut sich schwer mit Beschluss zur Krippengruppe. Für rund 560 000 Euro soll Hausmeisterwohnung umgebaut werden. Von Anke Kirsammer

Unter Dreijährige werden in Holzmaden derzeit im Kindergarten Schillerstraße mit betreut. Weil der Bedarf steigt, soll in der eh
Unter Dreijährige werden in Holzmaden derzeit im Kindergarten Schillerstraße mit betreut. Weil der Bedarf steigt, soll in der ehemaligen Hausmeisterwohnung eine Krippengruppe eingerichtet werden.Foto: Carsten Riedl

In der ehemaligen Hausmeisterwohnung der Holzmadener Grundschule soll eine Krippengruppe entstehen, die durch einen Anbau mit dem bestehenden Kindergarten verbunden wird. Eine entsprechende Planung hat die Weilheimer Architektin Ulrike Ulmer-Herbrik auf Wunsch des Gemeinderats vorgelegt. Neben dem Toilettenbereich des Kindergartens gibt es künftig einen überdachten, barrierefreien Eingang, von dem aus man in die neue Krippe beziehungsweise über fünf Stufen in den Kindergarten gelangen kann. Etwas größer als bislang geplant fällt die Garderobe samt Windfang aus. Großzügiger bemessen als in der ursprünglichen Variante ist auch der Essbereich, der 20 Plätze vorsieht. „Das hätte den Vorteil, dass dort auch Kindergartenkinder essen könnten“, erklärte Ulrike Ulmer-Herbrik dazu. Der Schlafraum wandert vom südlichen in den nördlichen Bereich, was den Pluspunkt hat, dass es dort ruhig und kühl ist.

Die Mehrkosten für den größeren Entwurf bezifferte die Planerin mit 120 000 Euro. Insgesamt belaufen sich die Umbaukosten auf rund 560 000 Euro. Wie Bürgermeisterin Susanne Jakob verdeutlichte, ließen sich im laufenden Betrieb durch die Verbindung von Krippe und Kindergarten jährlich 8 000 Euro an Personalkosten einsparen. Die Lösung sei der Versuch, das beste aus der Situation zu machen. Zum wiederholten Mal betonte sie, dass die rasante Entwicklung im Kindergartenbereich nicht absehbar war.

Grundsätzliche Bedenken meldeten jedoch verschiedene Mitglieder der Freien Wählervereinigung (FWV) an: Mika Carfora wollte wie Dieter Fischer und Heike Schwarz das Vorliegen des Gemeindeentwicklungskonzepts abwarten und die Entscheidung verschieben, bis ein ganzheitliches Bildungskonzept steht. Man sei von einer Übergangslösung ausgegangen. „Mit Baukosten von über einer halben Million Euro nehmen wir die Standortfrage aber vorweg“, so lautete Mika Carforas Argument. Steffen Stark pochte darauf, mit dem Geld der Bürger sorgsam umzugehen, und fragte sich, wie die Kommune die anstehenden Projekte, darunter die Sanierung der Gemeindehalle und des Feuerwehrhauses, bezahlen soll. Dagegen verwies Susanne Jakob auf die Rechtspflicht, Betreuungsplätze zu schaffen. Jörg Molter (FWV) sprach sich für die kleine Variante ohne Verbindung zwischen den Gebäuden aus, um weiter offen zu sein für andere Lösungen. Die zentrale Frage sei, ob es künftig einen oder zwei Standorte gebe. Dagegen plädierte Markus Ocker von der Holzmadener Bürgerliste (HBL) mit demselben Argument für die größere Lösung: „Mit dem Anbau haben wir wahrscheinlich mehr Möglichkeiten.“ Er regte an, die Fundamente so auszulegen, dass sich das Gebäude eventuell sogar aufstocken lässt. Rainer Stephan (HBL) vermisste konkrete Vorschläge derer, die auf das Dorfentwicklungskonzept hoffen, und ärgerte sich über die abwartende Haltung mancher Ratskollegen: „Das Konzept entwickeln wir. Das wird nicht von außen an uns herangetragen.“ Zudem stellte er in Frage, dass das gesamte Gremium bei einer großen Campuslösung mitzieht. Mika Carforas Vorschlag, sich noch bis zu einem Jahr Zeit zu geben, bis eine endgültige Lösung auf dem Tisch liegt, war für Michael Thiehoff (HBL) keine Alternative. „Unser Problem ist, dass wir aus der Not heraus handeln müssen“, sagte er. Da es für einen gemeinsamen Kindergartenstandort derzeit keine Ideen gebe, brauche es eine flexible Lösung, die mittelfristig weiterhelfe.

Susanne Jakob erinnerte das Ratsgremium daran, dass sie schon vor über drei Jahren ein Dorfentwicklungskonzept wollte, dafür aber keine Mehrheit bekommen hatte. „Von heute auf morgen geht es nicht“, so die Rathauschefin. Zusammen mit den Räten der HBL votierte sie für die Variante, die den Anbau einschließt. Zudem soll die Statik hinsichtlich eines etwaigen weiteren Aufbaus geprüft werden. Vier Mitglieder der FWV lehnten den Vorschlag ab, Mika Carfora enthielt sich der Stimme.

Zahlen zum Betreuungsbedarf

Keinen Platz anbieten kann die Gemeinde Holzmaden derzeit sechs Kindern, die unter drei Jahre alt sind, obwohl die Eltern Betreuungsbedarf angemeldet haben. Laut Bürgermeisterin Susanne Jakob werden derzeit 13 Holzmadener Kinder außerhalb betreut. Untersuchungen der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH gehen zudem davon aus, dass bis zum Jahr 2025 die Zahl der null- bis sechsjährigen Kinder in Holzmaden weiter ansteigt.ank