Weilheim und Umgebung

Großes Kino in kleinem Saal

Der Verein Kino Kunst Kultur Weilheim hat sein neues Filmtheater eröffnet

Weilheim hat wieder ein Kino – oder besser gesagt ein „Kinole“. So haben die Mitglieder des Kino- Kunst und Kulturvereins ihr neues Filmtheater getauft. Das ist mit 23 Sitzplätzen zwar klein, hat aber alles, was ein Kino braucht – vom Popcorn bis zu den roten Sesseln.

Besichtigung des neuen kleinen Kinosaals in Weilheim, dort findet vor allem Kinderkino statt -  Häringer Straße 10
Besichtigung des neuen kleinen Kinosaals in Weilheim, dort findet vor allem Kinderkino statt - Häringer Straße 10

Weilheim. In die roten Plüschsessel gekuschelt, folgen die Zuschauer den Szenen auf der Leinwand. Das Licht im Raum ist schummrig, und es duftet nach Popcorn. Eigentlich wie in einem ganz normalen Kino – und doch wieder nicht. Denn „s‘ Kinole“, wie der Verein Kino Kunst Kultur Weilheim sein Domizil in der Häringer Straße 10 genannt hat, ist anders. Statt aktuellen Blockbustern im Multiplex-Cinema gibt es in dem umgebauten einstigen Malergeschäft Themenabende im kleinen Rahmen mit Begleitprogramm und persönlicher Betreuung.

„Wir verstehen uns als Plattform rund ums Thema Film“, fasst es Marc Schindel, Erster Vorsitzender des Vereins, zusammen. Der zweite Vorsitzende Jens Reichardt ergänzt: „Auf keinen Fall wollen wir in Konkurrenz zu den anderen Filmtheatern in der Umgebung treten.“ Dazu sei der junge Verein auch gar nicht in der Lage – weder personell noch finanziell.

Was nun dabei herausgekommen ist, kann sich aber mehr als sehen lassen – und besetzt eine ganz neue Nische. „Wir haben Filmteams gebildet, die für bestimmte Genres zuständig sind und regelmäßig entsprechende Kinoabende organisieren“, sagt Schriftführerin Sabine Reich. So gibt es Kinderkino und Jugendkino, Männerkino und die „Ladies‘ Night“, Krimiabende, Kultkino und die „Goldie Oldies“ für Senioren.

Sechs öffentliche Filmvorführungen sind für April angesetzt, im Laufe der Zeit sollen es immer mehr werden. „Wir sind offen für alles“, betont Jens Reichardt. Neue Mitglieder oder Leute, die sich engagieren wollen, sind ebenso gefragt wie pfiffige Vorschläge und Sponsoren. Schon jetzt sprühen die Vereinsmitglieder vor Ideen: „Wir können uns zum Beispiel vorstellen, den Film ,Chocolat‘ zu zeigen und dazu eine Pralinen-Verkostung anzubieten“, sagt Marc Schindel. Zu einem mexikanischen Film gab letztens Fingerfood und Cocktails, ein James-Bond-Streifen könnte von Wodka-Tasting begleitet werden. Dass das Konzept gut ankommt, haben die ersten Wochen gezeigt.

Ein besonderes Angebot, das „s‘ Kinole“ macht, sind Privatvorführungen. „Wir haben etliche Anfragen für Kindergeburtstage“, sagt Jens Reichardt. Auch abends kann der Raum für private Feiern, Firmen- oder Vereinsveranstaltungen gebucht werden – allerdings immer mit dem Thema Film im Mittelpunkt. „Das Kino ist nicht als Party-Location gedacht“, betont der zweite Vorsitzende.

Dass der Verein so schnell eine Bleibe fand – nachdem klar wurde, dass der alte Kinosaal der Schloss-Lichtspiele nicht mehr genutzt werden kann –, dafür sorgte Beisitzerin Adelheid Metzger: Sie und ihr Mann beschlossen kurzerhand, die Räume, in denen sich ihr Malergeschäft früher befand, an den Verein zu vermieten. Zwischen Weihnachten und Neujahr wirbelten die Vereinsmitglieder kräftig, um den Laden umzugestalten: Sie schlugen Wände raus, entfernten die Kassettendecke, nähten Vorhänge, bauten mobile Podeste für die Sitze und eine kleine Bühne. Von Michael Holz‘ Stadtkino in Kirchheim bekam der Verein Kinosessel, das Weilheimer Küchenstudio Kleinbach baute eine Bar. „Leinwand und Beamer haben wir mit Mitteln aus der Innenstadtoffensive finanziert“, sagt Jens Reichardt. Die übrige Technik ist eine Dauerleihgabe von Mitgliedern.

Trotzdem: Mit einigen Handicaps hat der Verein immer noch zu kämpfen. „Die größte Herausforderung sind die Lizenzen“, sagt Marc Schindel. Gangbarer Weg für einen kleinen Verein war lediglich die so genannte Schirmlizenz. „Zwar können wir damit beliebig viele Filme größerer Verleiher zeigen“, sagt Schindel. Aber es gibt auch massive Einschränkungen: „Wir dürfen keine Eintrittspreise verlangen“, sagt er. Um die Kasse zu füllen, sei der Verein deshalb auf Spenden und Sponsoren angewiesen. Außerdem ist direkte Werbung nicht erlaubt. „Wir dürfen unsere Veranstaltungen nicht mit den Filmtiteln ankündigen, sondern müssen sie umschreiben“, so Schindel. Auch der Filmauswahl sind Grenzen gesetzt, weil nur Streifen bestimmter Studios gezeigt werden dürfen. „Alles andere können wir nicht zeigen – noch nicht“, sagt Jens Reichardt. Denn er arbeitet daran, weitere Lizenzen zu ergattern und neue Kooperationen zu besiegeln, etwa mit dem Deutschen Filminstitut oder auch der Kreismedienstelle.

Klein aber fein: 23 Sitzplätze hat „s‘ Kinole“ in Weilheim. Sofas und eine Bar laden vor und nach dem Film zum Verweilen ein.Fot
Klein aber fein: 23 Sitzplätze hat „s‘ Kinole“ in Weilheim. Sofas und eine Bar laden vor und nach dem Film zum Verweilen ein.Fotos: Jean-Luc Jacques

Offene Türen im „Kinole“ am Kirschblütentag

Der Verein Kino Kunst Kultur Weilheim wurde im August vergangenen Jahres gegründet. Er hat aktuell 50 Mitglieder und hofft auf weiteren Zuwachs. Angestoßen worden war die Gründung im Rahmen der Innenstadtoffensive. Das Ziel: mit einem Kino für mehr Leben im Städtle zu sorgen. Die Pläne, den alten Kinosaal der Schloss-Lichtspiele zu nutzen, scheiterten. Grund dafür ist ein massiver Wasserschaden. Ein mobiles Kino an unterschiedlichen Orten andererseits wäre zu teuer und zu aufwendig geworden. Das neue Filmtheater „s‘ Kinole“ in der Häringer Straße 10 ist das neue Herzstück des Vereins. Einen Tag der offenen Tür bieten die Mitglieder zum Kirschblütentag am Sonntag, 10. April, an. Alle Interessierten können ab 11 Uhr vorbeischauen, es gibt Speisen und Getränke rund um die Kirsche. Obwohl der Verein nun einen Kinosaal hat, will er auch weiterhin immer wieder kulturelle Veranstaltungen an anderen Orten organisieren. Vergangenes Jahr hatte es etwa ein „Dîner en Blanc“, ein Picknick in Weiß, vor der Peterskirche gegeben – eine Veranstaltung, die dieses Jahr in ähnlicher Form wieder stattfinden soll. Das Filmprogramm und weitere Informationen finden Interessierte auf der Internetseite www.dreikw.de. Termine im Kino werden außerdem auch im Mitteilungsblatt der Stadt Weilheim veröffentlicht. Der Verein hat darüber hinaus einen Facebook-Auftritt unter facebook/dreikw.de. Die nächsten Veranstaltungen sind die „Ladys Night“ am Freitag, 1. April, und das „Männerkino“ am Montag, 4. April. bil