Weilheim und Umgebung

Grünes Licht für Bürgerbus

Senioren Ab dem Frühjahr soll es in Weilheim einen sozialen Bürgerfahrdienst geben. Er richtet sich an Menschen, die nicht mehr so mobil sind und ermöglicht ihnen Friedhofsbesuche oder Einkaufstouren. Von Bianca Lütz-Holoch

Was in Dettingen gut läuft, soll es künftig auch in Weilheim geben: Einkaufsfahrten mit dem Bürgerbus.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacq
Was in Dettingen gut läuft, soll es künftig auch in Weilheim geben: Einkaufsfahrten mit dem Bürgerbus.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Seit 15 Jahren steht ein Bürger­bus für Weilheim ganz oben auf der Wunschliste von Erika Jahke. Jetzt wird der Traum der Vorsitzenden und ehrenamtlichen Geschäftsführerin des Weilheimer Seniorenforums wahr: Der Gemeinderat hat seinen Segen gegeben – wenn auch nicht einstimmig. Ab dem Frühjahr soll der Bus rollen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität zum Friedhof und in den Supermarkt, zum Arzt oder auch zu Veranstaltungen bringen.

„Wir haben eine Umfrage gemacht“, sagt Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Das Ergebnis: „Es gibt Bedarf.“ Rund 40 Personen haben sich gemeldet und angekündigt, dass sie einen sozialen Bürgerfahrdienst – wie das Angebot im Weilheimer Fall korrekt heißt – nutzen würden. Und nicht nur das. Auch einige ehrenamtliche Fahrer stehen schon in den Startlöchern. „Es gab bereits die ersten Treffen mit ihnen“, freut sich Erika Jahke.

Der Soziale Bürgerfahrdienst ist ein Gemeinschaftsprojekt von Seniorenforum und Stadt, dem Sozialen Netz Raum Weilheim und dem Krankenpflegeverein. Stadt und Krankenpflegeverein schultern das Projekt finanziell, das Seniorenforum kümmert sich um die Organisation. „Wir sind also nicht allein“, sagt Bürgermeister Johannes Züfle. Vor allem der Krankenpflegeverein Weilheim unter dem Vorsitz des evangelischen Pfarrers Matthias Hennig beteiligt sich kräftig: „Er gibt 20 000 Euro Zuschuss für die Anschaffung eines Fahrzeugs“, so Züfle. Den Rest des VW-Busses mit Automatikgetriebe zahlt die Stadt. Angesetzt sind dafür 16 000 Euro. Auch für Steuer und Versicherung, Benzin und Reparaturen kommt die Stadt auf.

Die Kosten, die anfallen, sind auch genau der Punkt, den einige Stadträte kritisieren. Im Gemeinderat war vorgeschlagen worden, nicht gleich ein Fahrzeug zu kaufen, sondern erst einmal mit einem Mietwagen zu starten. Auch wurde infrage gestellt, warum Seniorenfahrten unterstützt werden, Schüler aber einen fixen Preis für ihre Fahrkarten zahlen müssen. Zudem kam die Sorge auf, dass der Bus nachher für andere Fahrten „missbraucht“ werden könnte. Letztlich gab es aber doch noch grünes Licht für den Bürgerbus in Weilheim. In Dettingen und Notzingen laufen ähnliche Projekte übrigens schon seit Längerem.

„Wir starten jetzt erst einmal mit Fahrten zum Friedhof und zum Einkaufen“, sagt Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Nach und nach solle das Angebot ausgebaut und auch Fahrten zum Arzt, zu Seniorennachmittagen und zu Abendveranstaltungen angeboten werden. Wer Interesse hat, kann sich über ein Handy direkt beim Fahrer anmelden, der je nach Nachfrage die Touren disponiert.

„Die Fahrten zum Friedhof werden sehr wichtig sein“, ist Erika Jahke überzeugt. Dessen Lage mache es vielen älteren Menschen schwer, alleine dorthin zu gelangen. Aber auch das Einkaufen und das Heben schwerer Taschen sind Dinge, bei denen Senioren oft Unterstützung brauchen. Ganz besonders wichtig ist der Vorsitzenden des Seniorenforums aber eines: „Mit dem Bus wollen wir Menschen, die nicht mehr so mobil sind, eine Teilhabe am Leben ermöglichen.“

Damit alles reibungslos läuft, suchen Stadt und Seniorenforum nun weitere Inte­ressierte, die sich ehrenamtlich als Fahrer oder als Begleitperson einbringen möchten. „Es soll neben dem Fahrer immer noch jemand dabei sein“, erläutert Erika Jahke. Dann könne im Notfall schnell genug Hilfe geholt werden. „Aber vielleicht brauchen die Senioren auch mal Hilfe beim Einkaufen oder Taschentragen“, so Jahke.

5 Wer ehrenamtlicher Fahrer oder Begleitperson beim Bür­gerbus werden möchte, kann sich beim Weilheimer Ordnungsamtsleiter Helmut Burkhardt unter der Telefonnummer 0 70 23/10 63 00 oder bei Erika Jahke unter 0 70 23/23 44 melden.

Bürgerbus und Sozialer Bürgerfahrdienst

Bezeichnung Was Weilheim bekommt, wird im Volksmund zwar „Bürgerbus“ genannt. Korrekt ist die Bezeichnung aber nicht. Im Städtle wird ein Sozialer Bürgerfahrdienst eingerichtet, der sozusagen der kleine Bruder des Bürgerbusses ist.

Fahrten Während Bür­gerbusse Linienfahrten anbieten und sich an Fahrpläne halten müssen, funktioniert der Bürgerfahrdienst quasi auf Abruf. Wer mitfahren möchte, meldet sich an und wird an seiner Haustür abgeholt.

Fahrerlaubnis Im Gegensatz zu den Fahrern eines Bürgerbusses brauchen die Chauffeure beim Sozialen Bürgerfahrdienst keinen Personenbeförderungsschein. Es genügt ein normaler Führerschein.

Fahrtgeld Ein weiterer Unterschied zwischen beiden Varianten ist, dass der Soziale Bürgerfahrdienst keine Fahrtentgelte verlangen darf. Die Einnahmen laufen auf Spendenbasis. Spenden sind allerdings erwünscht und werden zur Finanzierung des Projekts verwendet.bil