Weilheim und Umgebung

Hafaknopf – Spitzname und Spezialität

Das Ohmdener Traditionsgebäck von Lotte Preyß ist ein Hit bei Festen im Ort

Nonnafürzle und Springerle sind typisch schwäbische Gebäcke. Aber wer kennt schon den Hafaknopf? In Ohmden fast jeder. Auch deshalb, weil Lotte Preyß das traditionelle Backwerk ab und an in den Ofen schiebt und Schulen, Feste und Senioren damit versorgt.Das Rezept hat sie von ihrer Mutter.

Hafaknopf – Spitzname und Spezialität
Hafaknopf – Spitzname und Spezialität

Ohmden. Gemütlich sieht es aus in der Wohnküche von Lotte Preyß. Zweckmäßig eingerichtet mit Eckbank und einem großen, mit einer abwaschbaren Tischdecke geschützten Esstisch, auf dem sich Backzutaten befinden: Mehl, Milch, Eier, Butter, Schmalz, Hefe, Salz und eine große Schüssel, in der die Zutaten zu einem Teig geknetet werden. Nichts Ungewöhnliches, bis auf einen seltsam aussehenden Kupferkessel mit drei Füßen und einem Griff aus Schmiedeeisen. „Das ist der Original-Hafatopf, der die typische Form des Gebäcks vorgibt“, erklärt Lotte Preyß und zeigt auf das metallglänzende, fast schon ein wenig historische Gefäß. Fürwahr, ein echter Hingucker.

Ähnlich wie bei einer Dampfnudel- oder Pfitzauf-Form wird auch der Hafen etwa zu dreiviertel mit zähfließendem Teig gefüllt, „damit der Teig beim Backen Platz hat und sich nach oben ausweiten kann“, weiß die waschechte Ohmdenerin.

Das Rezept habe sie von ihrer Mutter Lina übernommen. „Einfach alle Zutaten mischen und dann im Backofen laufa lassa. Eine Stunde, bei Umluft und 160 Grad“, erzählt die 75-Jährige, die in den vielen Jahrzehnten nichts am Rezept verändert habe.

Ganz wichtig sei das Einfetten des Hafens mit Schmalz, ansonsten werde das Lösen aus dieser heiklen Form zur „schweren Geburt“, berichtet die Fachfrau augenzwinkernd. Alles schon passiert. Kein Wunder, denn Lotte Preyß ist wohl die Einzige im Ort, die das Traditionsgebäck regelmäßig auch auf Auftrag in den Ofen schiebt. Für die Schule, bei Festen, für Senioren oder wie 2010 bei der Verabschiedung des damaligen Bürgermeisters Manfred Merkle.

Überhaupt bringt sich die Schwäbin seit Jahrzehnten in ihrem Heimatort ein, krempelt, wann immer Hilfe benötigt wird, die Ärmel hoch. Früher habe sie oft eine Backnachtschicht eingelegt, und bei großen Festen musste auch der eine oder andere Römertopf herhalten. „Das funktioniert gut, Hauptsache, der Teig ist der gleiche“, sagt die Hausfrau, die im Feuerwehrmagazin fast 30 Jahre lang in der Küche stand.

Ob die Tradition des Ohmdener Hafaknopfs mal fortgesetzt wird? Geht es nach ihrem Mann Manfred, bitte gerne. Schmeckt ihm das Backwerk besonders gut zur Schlachtplatte, bevorzugt die Enkelin dazu lieber Vanillesoße. Doch bei drei Buben liege der Fortbestand des Traditionsgebäcks in der Hand von vorhandenen oder etwaigen Schwiegertöchtern, weiß Lotte Preyß. Bekanntlich haben die Ohmdener den Spitznamen „d‘Hafaknöpf“.

Zu früheren Zeiten bestand nämlich das Nationalessen der Ohmdener aus einem Hafenknopf mit Kraut. Es galt der alte schwäbische Ausspruch: „Hafaknöpf ond Kraut, füllet em Baura d‘Haut“. Aus diesem Grund ist ein solches Modell sogar im Rathaus ausgestellt.

Dazu treffen sich seit etlichen Jahren „die Hafenknöpfe“ mindestens einmal im Monat. So nennt sich eine Seniorengruppe, die regelmäßig gemeinsam aktiv ist. Ort und Zeit der Treffen werden rechtzeitig im Mitteilungsblatt bekannt gegeben.

Lotte Preyß bereitet die Ohmdener Spezialität Hafaknopf in ihrer Wohnküche zu. Foto: Sabine Ackermann
Lotte Preyß bereitet die Ohmdener Spezialität Hafaknopf in ihrer Wohnküche zu. Foto: Sabine Ackermann
Hafaknopf – Spitzname und Spezialität
Hafaknopf – Spitzname und Spezialität