Weilheim und Umgebung

Harry Belafonte trifft im Dorf die Eiskönigin

Konzert „Musik im Dorf“ ist ein Abend voller Höhepunkte. Eigengewächse aus Holzmaden zeigen in der vollen Gemeindehalle ihr Können. Von Thomas Krytzner

Die Holzmadener bekommen nicht genug: Einige Blechbläser aus dem Musikverein machen extra Überstunden.Fotos: Thomas Krytzner
Die Holzmadener bekommen nicht genug: Einige Blechbläser aus dem Musikverein machen extra Überstunden.Fotos: Thomas Krytzner

Die Halle ist so voll, dass die Organisatoren noch zusätzliche Stühle aufstellen müssen, damit alle Besucher einen Sitzplatz bekommen. Die beiden Moderatoren, Steffi Ernst und Rainer Stephan, begrüßen das Publikum - wie könnte es anders sein - singend. Es ist das dritte Mal „Musik im Dorf“ seit 2009. Die erste Show war ein Benefizkonzert für die Reparatur der Kirchenorgel. „Weil der Sing- und Musikabend im Dorf so gut ankam, gab es 2013 eine weitere Show - diesmal aus Spaß an der Musik“, berichtet Pfarrer Andreas Traut. Das Format gewann sogar einen Fundraising-Preis der Evangelischen Landeskirche Württemberg.

Holzmadiges Blech

Preisverdächtig sind aber auch die verschiedenen Darbietungen auf der Bühne. Da musizieren Gruppen und einzelne Sänger. Oft sind es Familien, die Musik machen und fördern. Für diesen Abend hatten sie geprobt, Noten gebüffelt und den Sound verfeinert. Beim Musikverein Holzmaden hatten einige Bläser noch nicht genug und gründeten kurzerhand die „Holzmadigen Brasser“. Diese berühren das Publikum mit „Toccata“. Der Begriff kommt aus dem italienischen und bedeutet „schlagen, berühren und betasten“.

Den Holzmadener Chor gibt es seit über 90 Jahren. Aus diesem Chor formierte sich der Frauenchor mit 25 Sängerinnen. Für den bunten Abend haben sie extra Musikstücke einstudiert. Als der Chor „Lift me up“ anstimmt, freut sich das Publikum über die gesungenen Erzählungen über den „Ungarischen Tanz“.

Schon Udo Jürgens bedauerte: „Ich war noch niemals in New York“. Diese Sehnsucht nahm sich eine Holzmadener Familie zu Herzen und inszeniert eine verträumte Zu-Bett-geh-Szene. Mit glockenklaren Stimmen berichten zwei Mädchen von ihren Träumen und erinnern gemeinsam singend mit ihrer Mama an Udo Jürgens.

Tamara und Julia bilden eine Symbiose aus Klavierbegleitung und Gesang. Bei ihrem Auftritt lassen die beiden jugendlichen Sängerinnen Bette Midler mit „The Rose“ hochleben und ernten auch mit „Glorious“ stürmischen Beifall.

Mit Gitarren und Sombrero bewaffnet, entführen die „Stephan Brüder“ in südamerikanische Gefilde. Begeistert sind die Zuhörer auch von der Erinnerung an Harry Belafonte. Im „A Banda Medley“ erklingen bekannte Hits wie „Day O“, der Banana Boat Song oder „Island in the Sun“. Von der karibischen Sonne in die eisige Kälte im Norden geht es beim nachfolgenden Abstecher ins Musical. „Die Eiskönigin“ ist nicht nur ein Hit bei den Kleinsten, die Filmmusik begeistert auch die Erwachsenen. So präsentieren Nicole und Katrin mit ihren gewaltigen Stimmen den bekanntesten Hit aus dem Zeichentrickfilm: „Lass jetzt los“ und zusätzlich „Diamonds are a girls best friend“.

Im weiteren Verlauf der Show bringen Carli, Felix und zweimal Simon Stimmung mit „Today“, und der Kirchenchor weckt mit einem Abba-Medley Erinnerungen an die vergangene Zeit. Dass Singen genau so gut geht, wie Volleyballspielen, beweisen die Männer vom Turn- und Sportverein. Die „1st Class“ überzeugt danach mit ihrer Darbietung, und die „Holzmadian Harmonists“ geben ganz in Max-Raabe-Manier ihre Stücke zum Besten. „Fine knacks for Ladys“ von John Dowland kommt genauso gut an, wie die Anlehnung an ein Odenwälder Traditional: „Scholze Gret“. Die Stimmung im Publikum ist auf dem Siedepunkt, da kommt die Mitsing-Aufforderung der Moderatoren gerade recht. Bis heute zählt das Volkslied „Kein schöner Land“ zu den beliebtesten in Deutschland, und das spürt man auch in der Gemeindehalle. Praktisch textsicher zeigen die Holzmadener, dass sie Musik im Blut und im Dorf haben und beenden mit der Volksweise gemeinsam den gelungenen Abend.

Der Holzmadener Nachwuchs träumt von einer Reise nach New York und bestätigt: "Ich war noch niemals in Ney York." Foto: Thomas K
Der Holzmadener Nachwuchs träumt von einer Reise nach New York und bestätigt: "Ich war noch niemals in Ney York." Foto: Thomas Krytzner

Drei Fragen an Steffi Ernst und Rainer Stephan

Rainer Stephan & Steffi ErnstFoto: Thomas Krytzner
Rainer Stephan & Steffi ErnstFoto: Thomas Krytzner

1 Was bedeutet für Sie „Musik im Dorf“?

Steffi Ernst: In Holzmaden trauen sich auch unbekannte Talente auf die Bühne. Rainer Stephan: Die Bürger engagieren sich beim Musikabend. Aus einer Benefizveranstaltung wurde eine Institution.

2 Wie kommt die Show im Dorf an?

Ernst: Dieses Jahr ist die dritte Veranstaltung dieser Reihe. Nach dem Benefizkonzert für die Kirchenorgel forderten die Bürger direkt eine Fortsetzung der Show. Stephan: Impulsgeber war die evangelische Kirchengemeinde. Dieses Format fördert die Gemeinschaft.

3 Was ist an Holzmaden besonderes?

Ernst: Holzmaden ist eine liebenswerte Gemeinde. Für mich ist Holzmaden nicht nur Schlaf- und Arbeitsplatz, hier lebe ich. Es ist ein großes Miteinander. Stephan: Es gibt ein reiches und reges Vereinsleben. Nicht zuletzt gelten Zusammenhalt und Freundschaft als Motto für Holzmaden. kry