Weilheim und Umgebung

Hier soll ein Gewerbegebiet entstehen

Infrastruktur Bissingen könnte mit „Fürhaupten“ ein neues Gesicht am Ortseingang bekommen. Der Gemeinderat hat dafür jetzt den ersten Schritt getan. Von Thomas Zapp

Ganz in Grün und ein Stück Acker. Das Gewann „Fürhaupten“ beginnt an der Kreisstraße oben und reicht bis rechts zur Alten Dettin
Ganz in Grün und ein Stück Acker. Das Gewann „Fürhaupten“ beginnt an der Kreisstraße oben und reicht bis rechts zur Alten Dettinger Straße. Foto: Jean-Luc Jacques

Die sperrigen Wortungetüme im besten Behördendeutsch bildeten nicht nur die ersten drei Tagesordnungspunkte der jüngsten Bissinger Gemeinderatssitzung. Hinter der „Aufstellung des Bebauungsplanes“, der „Umlegungsandordnung“ und der „Ausschreibung der Erschließungsträgerleistungen“ verbarg sich Wegweisendes für die wirtschaftliche Entwicklung der Seegemeinde, immerhin inmitten der Corona-Krise. Die drei Punkte bildeten den Startschuss für das neue Gewerbegebiet „Fürhaupten“. So heißt das Gewann auf dem Feld am Ortseingang rechts, wenn man von Nabern kommt und nach Bissingen zufährt. Es wird nicht nur neue Gewerbeansiedlungen bringen, sondern auch das „Gesicht“ der Gemeinde deutlich verändern. Denn aktuell kann man bei der Anfahrt zum Ortskern zur rechten Hand freie Sicht über eine saftig-grüne Ebene genießen.

Fläche von rund 4,8 Hektar

Konkret geht es um eine Fläche von rund 300 Metern Länge und etwa 160 Metern Breite, die an der Längsseite von der Kreisstraße 1251, die in die Vordere Straße übergeht, und an der schmalen Seite von der Alten Dettinger Straße begrenzt wird. Das geplante Gewerbegebiet läge also genau westlich gegenüber dem bestehenden.

Voraussetzung sei natürlich, dass überhaupt ein Bedarf bestehe, erklärte Bürgermeister Marcel Musolf den Gemeinderäten. Dieser Bedarf nach gewerblichen Bauflächen wurde unter den Bissinger Unternehmern bereits 2014 ermittelt. „Die städtebaulichen Auswirkungen lassen wir heute aber außen vor“, betonte er gleich zu Beginn. Fakt ist, dass es in Bissingen letztmalig 1994 eine Ausweisung von Gewerbeflächen gab. „Danach hat nur noch eine Innenverdichtung stattgefunden, nach außen fand keine Veränderung statt“, erklärte Rainer Metzger vom Nürtinger Ingenieurbüro Melber und Metzger, dem Gremium.

Diskussionen darüber, ob das neue Gesicht Bissingens auch allen gefallen wird, sollten nicht stattfinden. Auch standen keine Überlegungen zur Machbarkeit des Projektes im Raum, sondern lediglich ein erster „formaler Step“, wie es Marcel Musolf nannte. Und der stand in diesen drei Formalien auf der Tagesordnung.

Der Beschluss für die Aufstellung eines Bebauungsplans schafft zunächst die Voraussetzung für eine städtebauliche Weiterentwicklung. Denn der vorgesehene Bereich „Fürhaupten“ liegt im unbeplanten Außenbereich. Der Plan soll auch die vorhandene Bebauung berücksichtigen und die besondere Lage am Ortseingang sowie die Anpassung an die Umwelt berücksichtigen.

Grundstücke wie „Handtücher“

Die „Umlegungsanordnung“ ist nötig, weil die bestehenden Grundstücke und Besitzverhältnisse auf der geplanten Fläche „wie einzelne Handtücher“ und damit ungünstig für Gewerbeansiedlungen sind. Sie müssten entsprechend zusammengelegt werden. Mit dem Großteil der Eigentümer habe man bereits Gespräche geführt, erklärte Rainer Metzger und die seien grundsätzlich positiv verlaufen. Zumal auch die Eigentumsverhältnisse fortbestünden, wenngleich auch Entschädigungszahlungen möglich seien.

Drittens musste noch die Ausschreibung der Erschließungsarbeiten beschlossen werden. Das war nach den vorherigen Ausführungen nur noch eine Formalie. In allen drei Punkten stimmte der Gemeinderat ohne Gegenstimme zu. Dem nächsten Bissinger Gewerbegebiet steht fast 30 Jahre nach Erschließung des ersten also formal nichts mehr im Wege.

Nun gilt es noch, nach einem Beteiligungsformat für die Bissinger Anwohner zu suchen, denn das gehört bei so einem bedeutsamen Schritt in der Gemeindeentwicklung dazu. Das werde „spannend“, meinte der Schultes, denn auch hier gilt wie an so vielen Stellen der momentanen Gemeindearbeit: Es gilt, die Beschränkungen durch die Corona-Krise zu berücksichtigen, was sicher Auswirkungen auf eine Bürgerversammlung oder eine vergleichbare Veranstaltung hätte. Zumindest hat das Virus den Willen zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung Bissingens im Gemeinderat nicht ausbremsen können.