Weilheim und Umgebung
Holzmaden statt Riederich: Kleiner, vielfältiger und näher an der Heimat

Rathaus Nach sieben Jahren wechselt Riederichs Hauptamtsleiter Marcel Straub nach Holzmaden. Von Anja Weiß

Holzmaden. Vor sieben Jahren hat Marcel Straub als frisch gebackener Hochschulabsolvent seine Stelle im Riedericher Hauptamt angetreten. Jetzt steht fest: Ende März wird er seinen Schreibtisch räumen, um am 1. Mai in Holzmaden als Hauptamtsleiter zu beginnen. Dort geht die bisherige Amtsleiterin Roswitha Haselbeck am 30. Juni nach 38 Jahren in den Ruhestand. Warum Marcel Straub nach Holzmaden geht, mag manchen wundern, denn die Gemeinde mit ihren rund 2100 Einwohnern ist gerade mal halb so groß wie Riederich. „Ja, es ist ein Downsizing“, sagt Marcel Straub. „Allerdings nur was die Größe der Gemeinde betrifft“, schiebt er gleich hinterher.

Landwirt nach Feierabend

Zwar sei es für einen 32-Jährigen eher selten, dass er sich verkleinere, statt zu vergrößern, aber in seinem Fall habe es einfach zu viele Gründe gegeben, die für diesen Wechsel sprachen. Der eine ist die Nähe zu seinem Wohn- und Heimatort Aichelberg. Straub ist dort aufgewachsen und bis heute tief verwurzelt, 2017 kandidiert er dort sogar für das Bürgermeisteramt und unterlag knapp. Er ist in zwei Feuerwehrabteilungen aktiv und in der Narrenzunft. Seine Partnerin hat einen landwirtschaftlichen Betrieb, ein Umzug ist somit unmöglich. Auch Marcel Straub packt dort tatkräftig mit an. Er hat erst kürzlich nebenbei eine Ausbildung zur Fachkraft für Landwirtschaft gemacht. „Das ist ein guter Ausgleich zur Kopfarbeit in meinem Job“, erklärt er.

Aber es gibt noch mehr Gründe: Auch das Aufgabenspektrum an seiner neuen Wirkungsstätte reizt ihn. Zusätzlich zum Hauptamt sei er auch für Bauangelegenheiten zuständig, ein Gebiet, das ihn schon während des Studiums interessiert hat. Und er freut sich auf das kleine Team. Dennoch verlässt er Riederich nicht nur voll Vorfreude, sondern auch mit etwas Wehmut. „Ich werde die Gemeinde als gute Station in meinem Leben in Erinnerung behalten“, betont Straub. Er habe die Arbeit gern gemacht und in einigen Bereichen auch seine Handschrift hinterlassen. Als große Projekte, an denen er beteiligt war, nennt er beispielsweise das interne Umstrukturieren der Abteilungen im Rathaus oder auch die Modernisierung der EDV.

Er wird eine Lücke hinterlassen, so viel ist klar. Vor allem, weil der öffentliche Dienst sich aktuell schwertut damit, Nachwuchs zu finden. In der Industrie sind die Löhne höher, und oft haben Arbeitnehmer eine 35-Stunden-Woche. Damit kann der öffentliche Dienst, vor allem für Amtsleiter, oft nicht mithalten. Und besonders in der Corona-Zeit hatte es die Verwaltung oft nicht leicht, wie Straub bestätigt. „Oft waren wir der Prellbock für politische Entscheidungen“, sagt er. Kommunen müssen umsetzen, was Land und Bund beschließen, oft zum Unmut der pandemiemüden Bürger. „Ich habe volles Verständnis dafür, dass die Menschen ihr normales Leben zurückhaben wollen“, so Straub. Und daher versucht er es, gelassen zu nehmen, wenn der Ton mal etwas ruppiger wird. „Das ist eben auch unser Job.“