Weilheim und Umgebung

Holzmadens Gemeindehalle wird größer

Infrastruktur Mit einer Stimme Mehrheit hat der Gemeinderat eine Verlängerung der Halle um neun Meter beschlossen. Die Diskussion war kontrovers. Von Thomas Zapp

Im Norden wäre auch Platz für eine Erweiterung, aber das würde laut des Experten einen kompletten Umbau bedeuten. Foto: Carsten
Im Norden wäre auch Platz für eine Erweiterung, aber das würde laut des Experten einen kompletten Umbau bedeuten. Foto: Carsten Riedl

So voll ist es im Holzmadener Gemeinderat unter dem Dach des alten Rathauses selten. „Wir haben exakt mit jedem von ihnen gerechnet“, scherzt Bürgermeisterin Susanne Irion angesichts der vom ers­ten bis zum letzten Platz besetzten Stuhlreihen für die Besucher. Grund für das große Interesse der öffentlichen Sitzung ist Punkt fünf der Tagesordnung, der die Sanierung und Erweiterung der Gemeindehalle betrifft.

Was die Bürger der 2300-Einwohner-Gemeinde umtreibt, ist weniger die Sanierung an sich. Denn über die Notwendigkeit eines Rundum-Liftings für den 80er-Jahre-Bau herrscht weitgehend Einigkeit. Durchaus kritisch gesehen wird die geplante Verlängerung der Halle um neun Meter Richtung Westen, also Richtung Parkplätze und Wohngebiet.

Im Mai hatte die Verwaltung eine „Nutzerbeteiligung“ durchgeführt. Zu der hatten es jedoch nicht alle geschafft, manche weil sie es schlichtweg verschlafen haben, wie einer der Besucher einräumt. Dennoch will er wissen, warum die Erweiterung nach Wes­ten und nicht etwa nach Norden vonstatten gehen soll. Darauf kann Jochen Wilfert vom Ludwigsburger Planungsbüro Knecht deutlich antworten: Mit einer Erweiterung nach Norden wäre eine Neuausrichtung der Spielfelder notwendig und damit ein Umbau der gesamten Struktur. „Von der bestehenden Halle bliebe nichts übrig“, betont er. Bei einer Erweiterung Richtung Westen bliebe die Hauptstruktur wie gehabt, es wird also deutlich billiger. Dass die Bürger durchaus Einfluss auf die Entscheidungen haben können, zeigt die Tatsache, dass der Vorschlag einer Bürgerin, aus Platzgründen eine „Toilette für alle“, also für Behinderte und Nichtbehinderte, in den Geräteraum zu bauen, in die Planung eingeflossen ist. Dass die nun kommen wird, ist am Ende auch weitgehender Konsens unter den Gemeinderatsmitgliedern, trotz der Mehrkosten von 8000 Euro.

Hitziger wird über das Thema Hallenerweiterung diskutiert. Aus gutem Grund: Der Anbau würde auf die Sanierungskosten und den Umbau der Toilette von rund 2,25 Millionen Euro noch etwa 1,13 Million Euro draufpacken. In der Diskussion teilen sich die Lager ziemlich genau auf die beiden Gruppierungen Freie Wählervereinigung (FWV) als Gegner und Holzmadener Bürgerliste (HBL) als Befürworter auf. „Die Erweiterung steht in keinem Verhältnis zum Nutzen“, meint etwa Mika Carfora von der FWV.

HBL-Mitglied Jochen Wagner ist dagegen der Auffassung, dass bei einer stetig wachsenden Einwohnerzahl Holzmadens und dem bundesweiten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab 2025 mehr Platz nötig sein wird. „Die Kinder müssen bewegt werden“, meint Jochen Wagner. Bei einer Vergrößerung der Halle, so die Argumentation, könnten mit einer Trennwand zwei Bereiche geschaffen werden, somit Platz für zwei Gruppen gleichzeitig. „Für mich macht die Erweiterung Sinn“, schloss sich HBL-Kollege Michael Thiehoff an.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Ratsovals sieht Mika Carfora den Bevölkerungszuwachs und den steigenden Bedarf nach sportlicher Betätigung entkoppelt. „Das Vereinsleben geht leider zurück. Ich glaube nicht, dass die Halle dem entgegenwirken kann.“ Seine Kollegin Heike Schwarz sieht das genauso und erkennt ein weiteres Problem: „Ich sehe andere Projekte, die nach hinten rutschen würden aufgrund des Anbaus“, gibt sie zu bedenken. Stattdessen schlägt sie einen Bewegungsraum in der Schule vor.

Ratsmitglied Rainer Stephan von der HBL wird dann noch einmal emotional. „Das ist eine einmalige Chance. Wenn wir es jetzt nicht machen, machen wir in drei Jahren auch keinen Anbau“, appelliert er an die Kollegen. Seine Hoffnung: Große Investitionen sollen auch eine große Mehrheit im Rat bekommen.

Dieser Wunsch des dienstältesten Ratsmitglieds geht allerdings nicht in Erfüllung. Ist der Grundsatzbeschluss zur Sanierung der Halle noch einstimmig angenommen worden, geht es bei der Erweiterung mit 6:5 für den Anbau denkbar knapp aus.

Im Zuge der Sanierung werden auch die Fluchttüren erneuert, obwohl die noch nicht so alt sind. Allerdings gibt es zwei einflügelige Türen, die einer doppelflügeligen weichen sollen. Außerdem ist an der Nordseite der Halle ein 44 Quadratmeter großer Anbau für Lagerflächen vorgesehen. Die Gemeindehalle wird ihr Erscheinungsbild also deutlich verändern. In der beschlossenen Version werden sich die Kosten für das Rundum-Lifting auf insgesamt mehr als 3,4 Millionen Euro belaufen. Dafür wird alles erneuert: Wände und Decken, der Bodenbelag, die Verkabelung und Wasserrohre sowie das gesamte Dach und natürlich die Toilette. Das Hallendach bekommt im Zuge der Erneuerung eine dreiprozentige Neigung, damit das Wasser besser abfließen kann. „Damit gilt es aber noch als Flachdach“, erklärt Planer Jochen Wilfert. Vorläufig zu den Akten gelegt wurde die Idee eines Verbindungsstegs zum Festplatz.

Die Zeit für eine Entscheidung hatte gedrängt, denn 2016 hatte die Gemeinde bereits eine Bauförderung beantragt und auch genehmigt bekommen. 227 000 Euro erhält die Verwaltung an Fördermitteln aus der „Kommunalen Sportstättenbauförderung“. Der ausscheidende Gemeinderat wollte diese weitreichende Entscheidung jedoch nicht treffen und hat sie dem neuen Gremium „vermacht“. Das hat nun seine Entscheidung getroffen, wenn auch nur mit einer Stimme Mehrheit.