Weilheim und Umgebung

Idyllische Atmosphäre ohne Hektik

Tradition Bestes Flanierwetter beim „Event auf der Alb“: Der achte Scheunensommer in Schopfloch zog zahlreiche Einheimische und Auswärtige an. Von Sabine Ackermann

Es ist früh am Abend, die Luft ist angenehm, nicht zu heiß, nicht zu frisch. Entlang der Straßen und engen Gässchen Schopflochs schlendern die Menschen. Alleine, zu zweit, als Familie mit Kindern oder kleinere Grüppchen - niemand darunter, der es eilig hat. Ein älteres Ehepaar bleibt stehen, studiert den Lageplan. Kurze Diskussion, „sie“ möchte zu „Blüten(t)räume“, dort gibt es Flechtobjekte sowie Schönes aus Sack und Leder, „ihn“ hingegen zieht es in die Ausstellung des Ateliers für Ausdrucksmalen. Die Senioren werden sich einig, gemeinsam angepeilt wird die „Barth‘sche Scheune“ - neben Goldschmiedearbeiten und ausgefallenen Objekten aus Filz, ist es der Duft des frischgebackenen Flammkuchens, der das Pärchen lockt.

Genau das ist es, was das Konzept des Scheunensommers ausmacht: Entspanntes Stöbern und Schnuppern nach allem, wonach einem gerade der Sinn steht. Entdecken, was genau sich hinter den alten Scheunentoren in Schopfloch verbirgt. Vor allem, was für Dinge werden hier eigentlich noch aufbewahrt? Nicht mehr wegzudenken ist der gesellige „Dorfbüttel“ - für Jan Abegg ist das eine Freundschaftssache.

Stress ist fehl am Platz

Der 36-Jährige schlüpft gerne in die Uniform, kommt dadurch schnell mit „Auswärtigen“ ins Gespräch. „Wir haben drei gesunde Kinder und drei gesunde Enkelkinder“, nennt Hans-Jürgen Flügel den Grund, warum er „klar Schiff im Lagerbestand“ gemacht hat. Präsentiert in einem extra Zelt, soll jeder geben, was ihm die Ware wert ist. „Das Geld soll die vierjährige Sarah Boss aus Lenningen für ihre Delfin-Therapie bekommen“, so der Inhaber von „Antik & Design“. Fernab jeglicher Hektik ist auch die achte Auflage des „Events auf der Alb“ ein Besuchermagnet. Wird es mancherorts kuschlig eng im Gemäuer, ist das Publikum an anderer Stelle überschaubar - Momentaufnahmen eben.

Interessant sind die Vorführungen der Figurentänze an der Musikscheune der Familie Lipka - eigens aus München sind dafür drei Tanzpaare angereist. Traditionelle Volkstänze, die das Flair der Veranstaltung unterstreichen. „Das ist eine „Chapelloise aus Frankreich“, erklärt Roland Lipka, der mit seiner Frau Helga und weiteren Paaren unter anderem den „Krauteintreter aus Häringen“ präsentiert.

Ganz begeistert und mit viel Rhythmus im Blut zeigt sich Zuschauerin Lea aus Kirchheim, mit gerade mal 22 Monaten verfolgt sie jede Bewegung der Großen und macht es ihnen nach - was für ein süßer Hingucker.

Zu ruhig für die Stuttgarter

Auch in diesem Jahr gibt es wieder Menschen, die „ihrer“ geliebten Landeshauptstadt für ein paar Stunden den Rücken kehrten. Eingefleischte Großstädter, die aus Neugierde die Symbiose aus altem Gemäuer, längst vergangenen Fuhrwerken oder anderen Gerätschaften, Heu, Stroh und mitunter einem dampfenden Misthaufen und moderner Kunst hautnah erleben wollten. So wie beispielsweise Franziska und Juan aus Stuttgart, die nach einer guten Stunde ihr Fazit aus der „idyllische Dorfatmosphäre“ ziehen. „Ganz nett, doch dort wohnen wäre nichts für uns“, verraten die 24-Jährige und ihr drei Jahre älterer Partner. Es sei ihnen doch etwas zu ruhig, beide würden vermutlich die „Vielfalt in Stuttgart schnell vermissen“ -Franziska vor allem die Modeläden und Boutiquen, Juan dagegen das Fitnessstudio und die Shisha-Bar.

Gespannt sind sie allerdings auf „MacHau‘r & McMahon“, zwei Musiker, die mit ihrem abwechslungsreichen Repertoire an traditionellem, schottischem, irischem und amerikanischem Folk direkt vor dem Haberhaus für Stimmung sorgten. Doch nicht nur. Das Publikum erfährt zudem einiges über den Hintergrund der Lieder, der mitunter spannenden Geschichte, die dahinter steckt. Sie singen, spielen und erzählen von der kriegerischen Zeit, den Besatzern aus England oder einem beherzten Bauernsohn, der dem irischen Volk zeigt, was Freiheit bedeutet.

Von arschkalten Nächten in Alaska, sieben durchsoffenen Nächten oder einem „liebestollen Frosch“ - jeder Song wird mit Können, Esprit und Herzblut vorgetragen. Und als Überraschung wechselten sie im zweiten Teil den Musikstil. Dann kamen klassischer Rock‘n‘Roll sowie Rockabilly von Johnny Cash, Elvis und Co. zum Einsatz.

Tanzen, bummeln oder einfach nur quatschen: Die Besucher in Schopfloch erlebten einen entspannten, abwechslungsreichen Tag. Foto
Tanzen, bummeln oder einfach nur quatschen: Die Besucher in Schopfloch erlebten einen entspannten, abwechslungsreichen Tag. Fotos: Sabine Ackermann