Weilheim und Umgebung

Im Schafstall zieht‘s noch immer

Recht In Weilheim läuft ein Beweisverfahren, das Baumängel am Landschaftspflegestall belegen soll. Der Schäfer hofft auf eine baldige Lösung. Von Bianca Lütz-Holoch

Wenn es draußen kalt ist, gibt es im Stall Probleme mit Schwitzwasser und Zugluft.Fotos: Markus Brändli/Carsten Riedl
Wenn es draußen kalt ist, gibt es im Stall Probleme mit Schwitzwasser und Zugluft.Fotos: Markus Brändli/Carsten Riedl

Es ist eine böse Überraschung, die der Owener Schäfer Jörg Schmid Ende 2017 erlebt: Gerade erst hat er den kommunalen Schafstall in Weilheim als Pächter übernommen, da offenbaren sich schon massive Probleme. Als der Winter einbricht, bildet sich im Stall Schwitzwasser und setzt der Gesundheit von Mutterschafen und Lämmern zu. Als daraufhin die Windfangnetze entfernt werden, macht Zugluft den Tieren zu schaffen. Für den Schafhalter steht ebenso wie für die Stadt Weilheim fest: Der erst 2014 eingeweihte Landschaftspflegestall weist massive Baumängel auf.

Fast eineinhalb Jahre später sind die Probleme noch immer nicht beseitigt. Der Grund: Der Generalunternehmer, der für den Bau des Stalls verantwortlich ist, hat die Vorwürfe zurückgewiesen und nicht auf die Forderung der Stadt reagiert, die Missstände zu beheben. Nun läuft ein Beweissicherungsverfahren. „Das soll klären, ob es Baumängel gibt“, sagt Volker Sigel vom Amt für Steuern, Liegenschaften und Verpachtung in Weilheim. Nur wenn ein Gericht Fehler bei Planung und Bau bestätigt, kann die Stadt gegen den Unternehmer vorgehen und eine Sanierung einfordern.

Schäfer Jörg Schmid sehnt das Ende des Beweisverfahrens ebenso wie Volker Sigel herbei. Mit der Situation wird er dieses Mal aber trotzdem gut fertig. „Weil wir in unserem zweiten Winter schon wussten, was auf uns zukommt, haben wir Vorkehrungen getroffen“, sagt er. Zum einen habe er dafür gesorgt, dass die Mutterschafe ihre Lämmer schon vor dem Winter zur Welt bringen - und dann wieder im Frühjahr. „Außerdem streuen wir mehr ein und füttern zu.“ Das bereite zwar mehr Aufwand und der Stall könne nicht so genutzt werden wie vorgesehen - „aber mit der Tiergesundheit haben wir keine Probleme“, versichert Schmid. Er stehe in ständigem Kontakt mit einem Tierarzt. Dazu kommt, dass der Frost in diesem Winter bis jetzt eher mild ausgefallen ist. „Wir hoffen sehr, dass uns Temperaturen von minus 15 Grad auch weiterhin erspart bleiben“, sagt Jörg Schmid.

„Zurzeit kommt regelmäßig eine gerichtliche Gutachterin in den Stall und nimmt Messungen vor“, informiert Volker Sigel. Dass die Untersuchungen erst jetzt stattfinden, liegt an der Witterung: „So schlimm das ist - um festzustellen, wie hoch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeiten im Winter im Stall sind, muss es draußen eben kalt und windig sein“, so Sigel. Neben einem bauphysikalischen wird es auch ein veterinärrechtliches Gutachten geben. Der Tiergutachter allerdings ist noch nicht bestellt. Mit den Experten, die die Stadt vorgeschlagen hat, konnte sich der Bauunternehmer offenbar nicht anfreunden. Nun entscheidet das Landgericht darüber, wer die Untersuchungen vornimmt.

„Die Stadt war von Anfang an bemüht, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden“, betont Jörg Schmid, dass die Verwaltung seinem Eindruck nach nichts verschleppt hat. „Aber die bürokratischen Hürden sind leider enorm.“ Von heute auf morgen lasse sich so etwas nicht aus der Welt schaffen, hat auch er erfahren müssen.

Dass die Mängel erst drei Jahre nach Einweihung des Landschaftspflegestalls zutage gekommen sind, hat übrigens auch seine Gründe: Der vorherige Pächter, ein Wanderschäfer, hatte den Stall im Winter gar nicht genutzt.

Nun hoffen die Stadt Weilheim und Pächter Jörg Schmid gleichermaßen darauf, dass das Beweisverfahren schnell und eindeutig endet und die Mängel noch diesen Sommer beseitigt werden können. „Einen dritten Winter wollen wir so alle nicht durchmachen“, betont Volker Sigel.

Schafe
Schafe

Engagierter Schäfer im Außenklimastall

Der Schafstall in Weilheim ist im Sommer 2014 eingeweiht worden. Sein Bau hat über eine Million Euro gekostet. Rund die Hälfte davon hat die Stadt selbst gezahlt, der Rest der Mittel kam aus einen Förderprogramm des Landes. Der Landschaftspflegestall soll helfen, die Schäferei aufrechtzuerhalten und die Kulturlandschaft zu schützen.

Konzipiert worden ist der Holz-Beton-Bau als Außenklimastall, der über Windschutznetze natürlich be- und entlüftet wird. Genau dieses Belüftungssystem hat sich nun als problematisch im Winter erwiesen: Mit den Netzen entsteht Schwitzwasser, ohne zieht es.

Jörg Schmid und seine Ehefrau Betina haben den Schafstall samt Schafweide in Weilheim vor zwei Jahren übernommen. Aktuell halten sie 1 300 Mutterschafe in Weilheim sowie in zwei Ställen in Owen, davon 1 050 Merino-Landschafe und 250 Schwarzköpfe. Neben dem Ehepaar Schmid arbeiten zwei fest angestellte Schäfer und ein Mini-Jobber im Betrieb mit. Auch eine Tochter des Ehepaars möchte nach ihrer Ausbildung mit einsteigen.

Mehr als nur „an die Schäferschippe hinstehen“ - das ist die Devise der Schmids: „Wir wollen den Leuten zeigen, was Landschaftspflege bedeutet“, sagt Jörg Schmid. So stehen 2019 einige Führungen an, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum Schopflocher Alb. Der Betrieb beteiligt sich an der „Gläsernen Produktion“ und plant, sein im vergangenen Jahr gestartetes bauernhofpädagogisches Programm auszubauen. Jörg Schmid ist Beirat in der Viehzentrale Südwest und der Erzeugergemeinschaft Württemberger Lamm. bil