Weilheim und Umgebung

In der Kirche hallt das Waldecho

Das Konzert mit Orgel und Alphorn in der Weilheimer Peterskirche war ein einmaliger Hörgenuss

Sabine Schubert-Kessler sorgte mit ihrem Alphorn für ungewöhnliche Klänge in der Weilheimer Peterskirche.Foto: Sabine Ackermann

Sabine Schubert-Kessler sorgte mit ihrem Alphorn für ungewöhnliche Klänge in der Weilheimer Peterskirche. Foto: Sabine Ackermann

Weilheim. Der Geist des Alphorns, die Klangwelt der Orgel. Mit dieser ausgefallenen Kombination sorgten Sabine Schubert-Kessler und Gabriele Bender in der Weilheimer Peterskirche für einmaligen Hörgenuss. Wird es nicht auch in der Kirche endlich Zeit, das Orgelspiel – wenn überhaupt – nicht nur mit Posaune oder Trompete zu begleiten, sondern vielmehr die seit der Orgelbewegung aufgezwungenen Scheuklappen abzunehmen?

Neben dem zu pflegenden jahrhundertealten Repertoire hat sich Kantorin Gabriele Bender mit dem Alphorn als musikalischem Partner an eine außergewöhnliche stilistische Erneuerung getraut. Im Rahmen des Weilheimer Konzertkalenders der evangelischen Peterskirche gab es mit „Alphorn trifft Klassik“ eine ganz besondere Begegnung. „Rohr trifft Rohr“, Orgel und Alphorn, zwei durchaus imposante, anspruchsvolle sowie kompliziert zu bedienende Instrumente. Trotz oder eben auch wegen seiner einfachen Bauweise ist ein Alphorn ziemlich schwer zu spielen. Die Tonart hängt von seiner Länge ab, am meisten gebräuchlich ist das Fis/Ges-Alphorn. „Als besonders charakteristisch gilt das Alphorn-Fa. Es ist der vierte Ton der Tonleiter, der naturgegeben immer ein wenig zu hoch klingt“, erzählt Sabine Schubert-Kessler von einem der ältesten Blasinstrumente, das weder über Grifflöcher, Klappen, Ventile oder Züge verfügt: „Insofern kann darauf nur die Naturtonreihe gespielt werden.“ Schon der Beginn mit der Schweizer Weise „Waldecho“ versetzte die vorwiegend älteren Zuschauer im gut besuchten Gotteshaus in eine andere Zeit.

Die aus Remshalden stammende Künstlerin studierte Klavier und Schulmusik an der Stuttgarter Musikhochschule, danach folgten zahlreiche Meisterkurse und Konzerte als Pianistin und Alphornistin. Entscheidende blastechnische und künstlerische Impulse für das dreiteilige, 3,60 Meter lange Instrument aus Fichtenholz erhielt die 47-Jährige unter anderem bei Bläserkursen in der Schweizer Alphornakademie. „Bei Spiel und frohem Reigen, einsam mit mir allein, tönt‘s ohne je zu schweigen, tönt tief ins Herz hinein“, rezitiert sie den schwäbischen Dichter Justus Kerner und erzählt ein wenig über dieses bis ins 19. Jahrhundert vorrangig bei den Schweizer Hirten geltende Gebrauchsinstrument, dem damaligen „Handy der Alpen“.

Wunderschön das darauf folgende „Klangbild für Alphorn und Orgel“ von Franz Schüssele, gekonnt und harmonisch von Gabriele Bender und Sabine Schubert-Kessler umgesetzt. Auch bei Carl Rüttis „Suite Pastorale“ oder der Uraufführung „Introduktion und Allegro giocoso“ aus der Feder des Kirchheimer Alphornkomponisten Bertram Schattel war zu hören, diese Kombination hat ihren ganz besonderen Reiz. Bisweilen klang es wie ein melodisches Frage- und Antwortspiel, eine angeregte Unterhaltung zwischen Alphorn und Orgel. Doch auch Solostücke wie Sabine Schubert-Kesslers musikalische Erinnerungen an ihre Reise in die französische Schweiz gefielen. Ob ins mondäne „Montreux“ oder das Treffen auf „Die wilden Geister von Sarreyer“ im gleichnamigen urigen Bergdorf, wo man sich um Jahrhunderte zurückversetzt fühlte und als Abschluss der außergewöhnlichen Trilogie ein wehmütiger „Abschied“ folgte. Gleichfalls ein großartiger Hörgenuss Gabriele Benders einfühlsames Spiel an der Orgel. Von sanftem Pianissimo bis zu donnerndem Fortissimo, bei Stücken wie Léon Boëllmanns bekanntestes Werk „Prière à Notre Dame“ aus Suite gothique op. 25 sowie „Des Hirten Abendgebet“ von Georg Balch Nevin brachte die Kantorin die verschiedenen Pfeifen in Tiefen und Höhen stetig zum Klingen. Der Programmablauf erwies sich als gezielt gewählte Mischung aus Neuem und Vertrautem und hatte etwas Meditatives, Beruhigendes und bisweilen auch Spannendes. Nach Sabine Schubert-Kesslers eindrucksvoller Hymne „An die Sonne“ für Alphorn und Orgel folgte mit der ebenfalls gemeinsam gespielten Zugabe „Amazing Grace“ der krönende Abschluss.