Weilheim und Umgebung
In Gruibingen macht die Gemeinde Druck

Forderungen Schultes Roland Schweikert setzt auf Bürgerdemo für einen zügigen Ausbau der Autobahn am Albaufstieg. Die Ortsdurchfahrt ist mal verstopft und mal Rennstrecke. Von Jürgen Schäfer

Hier gibt’s ein großes Problem.“ So schildert der Gruibinger Bürgermeister Roland Schweikert die Situation an der Ortsdurchfahrt der kleinen Gemeinde an der A8, solange der Autobahnausbau am Albaufstieg nicht kommt. In der jüngsten Gemeinderatssitzung hat er bekräftigt, dass die angekündigte Demonstration des Gewerbevereins an Martini eine Bürgerdemo werden soll, die aufhorchen lässt. „Ich hoffe, dass da wirklich viele Leute teilnehmen.“ Es sei eine Gelegenheit, Flagge zu zeigen. Er hoffe auf 600, 700 Bürger.

Schweikert sorgt sich auch, ob die Vorbereitungen für den Ausbau der Autobahn gut laufen. Der

 

Ich hoffe, dass 600, 700 Leute kommen,
die zeigen: Hier gibt es ein Problem.
Roland Schweikert
Bürgermeister von Gruibingen

 

Bau des Boßlertunnels ist für ihn ein Lehrstück. Damals war geplant, dass die Tunnelbohrmaschine von Aichelberg die ersten Kilometer macht, dann sollte es mit Sprengungen im Gestein weitergehen.

Doch es kam anders, die Bohrmaschine machte die ganze Strecke. Er hat gehört, sagt Schweikert, dass das Bohrprogramm damals viel zu weitmaschig gewesen sei. Hätte man mehr erkundet, hätte man mehr Erkenntnisse für die Ausschreibung bekommen. „Dann wäre der Zwischenangriff bei Gruibingen vielleicht nicht notwendig gewesen.“, mutmaßt er. Vom Umpfental bei Gruibingen wurde ein Stollen bis zur Tunneltrasse im Berg getrieben. Mit den Sprengungen von zwei Seiten will man schneller vorankommen. Schweikert sorgt sich, ob beim Autobahnbau die Alb hinauf bis Hohenstadt auch ausreichend gebohrt und erkundet wird. Die Erkenntnisse müsse man haben, wenn man an die Ausschreibung gehe.

Ratsmitglied Bernd Lebender wundert sich, dass es auf der Webseite der Autobahngesellschaft den Albaufstieg nicht gibt, nicht als Projekt. Seinen Ratskollegen Hannes Ströhle wundert das gar nicht: „Das ist politisch nicht gewollt.“ Ströhle führt aus: In Stuttgart wolle man Lastenfahrräder und Radschnellwege, „das ist das Wichtigste, das andere ist egal.“

Der Schultes bekräftigt, dass man nicht vom Auto wegkomme, so sehr die Schiene in Europa auch zusammenwachse. Man brauche auch für Elektroautos einen fließenden Verkehr.

Die Demonstration kommt – Gruibingen will nachlegen. Der Gemeinderat hält die Zeit für reif, für Maßnahmen in der Ortsdurchfahrt wieder Druck zu machen . Bernd Lebender hat schon im Auftrag des Gemeinderats einen unauffälligen Messkasten an der Ortsdurchfahrt platziert, der die Fahrzeuge zählt und Geschwindigkeiten erfasst. Er konnte dem Gemeinderat auch schon erste Ergebnisse liefern. Weil das jedoch mitten in der Pandemie war, hat die Gemeinde auf normale Zeiten gewartet. Jetzt soll Lebender die Verkehrsmengen und Geschwindigkeiten auslesen, voraussichtlich im November soll das beraten werden. „Damit wir wissen was da läuft“, sagt Ratskollege Erhardt. „Und damit man Kontrollen bekommt“. Man erlebt beides in der Ortsdurchfahrt: Dass sie verstopft sei und dass sie eine Rennstrecke sei. „Das ist schon extrem. Darunter leidet die Lebensqualität im ganzen Ort.“

Bürgermeister Schweikert unterstreicht: Er hört von Anwohnern, dass Autos nachts durchrauschen und keiner da ist, um sie zu kontrollieren. Nochmal mit dem Landratsamt ins Gespräch kommen, wäre das eine, meint er. Das andere: Ob man im Gemeinderat neu über einen Blitzer diskutieren will . „Dann braucht man drei Stationen.“, sagt Thomas Kielmann. Das Problem war, so erinnerte der Schultes, dass die Einnahmen ans Landratsamt gehen. „Einfach was machen“, sagt Jochen Erhardt.

 

„Nächtliches Tempolimit ist ein Präzedenzfall“

In Gammelshausen herrscht ein nächtliches Tempolimit 30. Darauf verweist Gemeinderat Jochen Erhardt. Da könnten sich die Behörden nicht mehr rausreden, dass in Gruibingen Tempo 50 nötig sei.

Verwundert ist Bürgermeister Roland Schweikert darüber, dass die Nachbargemeinde dieses Tempolimit bekommen hat. Denn: „Nachts ist da eigentlich nichts.“ Das seien keine Verkehrsmengen.

Bei der Auswertung von Bernd Lebenders Messungen bei der Ortsdurchfahrt wird man erfahren, was in Gruibingen durchrauscht. Der Schultes sagt schon jetzt: „Gammelshausen ist ein Präzedenzfall.“ js