Antje Allner ist sauer: In Hepsisau kommt ständig Obst abhanden. „Es wird immer schlimmer“, klagt die zweite Vorsitzende des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins. Neulich zum Beispiel musste ein Hepsisauer Kirschgartenbesitzer aus der Ferne beobachten, wie eine Familie mit dem Auto zu seinem Stückle fuhr, Körbe und Kisten auspackte und einen kompletten Baum aberntete. Ein anderer stellte fest, dass die Schalen mit den roten Früchten an seinem Selbstbedienungs-Stand an der Hauptstraße zwar gut weggehen – aber beileibe nicht immer bezahlt werden. „Und das ist nicht nur bei den Kirschen so“ weiß Antje Allner. „Wenn die Walnüsse reif sind, fahren die Wanderer teilweise unserer komplette Walnussernte ein“, sagt sie. Auch Äpfel, Birnen und Zwetschgen sind beliebte „Mitnehmsel“. „Eigentlich all unser Obst“, zieht Antje Allner ein trauriges Fazit.
Dass Spaziergänger und Radler sich an Obstbäumen bedienen, ist nicht neu. „Wir haben ja auch gar nichts dagegen, wenn sich jemand mal eine Kirsche vom Baum pflückt und isst“, versichert die Vize-Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins. Dass die Menschen aber ganze Bäume abernten oder Schalen mit Obst mitnehmen, ohne zu bezahlen, finden sie und die anderen Obstwiesenbesitzer ganz und gar nicht richtig.
Nun wollen darauf aufmerksam machen, dass Pflücken an fremden Bäumen verboten ist. „Das Obst ist kein Allgemeingut, sondern gehört jemanden“, betont Antje Allner. „Die Besitzer hegen und pflegen ihre Stückle, mähen die Wiesen und schneiden die Bäume.“ Dass sie nach all dem Aufwand oft nicht einmal die Ernte einfahren dürfen, ist frustrierend. „Man kommt, möchte seinen Baum abernten – und es ist nichts mehr da“, beschreibt Antje Allner eine Situation, die in Hepsisau nur allzu viele Stücklesbesitzer kennen.
Dass der Obstklau Überhand nimmt, hat aus ihrer Sicht mehrere Gründe. „Zum einen dürfen wir unsere Grundstücke ja nicht einzäunen“, sagt sie. Zum anderen gibt es immer öfter niedrige Obstbäume auf den Wiesen – eine Erleichterung für die Besitzer, aber auch für Obstdiebe: „Da braucht man nicht mal eine Leiter zum Ernten.“ Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie dem Ganzen Vorschub geleistet. Weil viel mehr Menschen öfter in der Natur unterwegs waren, haben sich schlicht mehr Gelegenheiten zum unerlaubten Pflücken ergeben.
Mehr als Appellieren können die Stücklesbesitzer nicht tun. Was die Verkaufsstände mit den Kassen auf Vertrauenbasis angeht, haben die ersten schon zu härteren Maßnahmen gegriffen. „Einer hat jetzt eine Videokamera installiert und ein entsprechendes Schild aufgehängt“, weiß Antje Allner. So traurig sie das findet – es ist immerhin eine Möglichkeit, dem Obstklau Einhalt zu gebieten.