Weilheim und Umgebung

Jetzt also doch

Schule Überraschung im Ohmdener Gemeinderat: In einer Sondersitzung hat sich das Gremium in letzter Minute doch noch für eine Schulsozialarbeit ausgesprochen. Von Antje Dörr

Kommando zurück: Der Ohmdener Gemeinderat stimmt nun doch für Schulsozialarbeit.Foto: Carsten Riedl
Kommando zurück: Der Ohmdener Gemeinderat stimmt nun doch für Schulsozialarbeit.Foto: Carsten Riedl

An der Ohmdener Grundschule wird es ab September nun doch Schulsozialarbeit geben, allerdings zunächst befristet auf drei Jahre. Das hat der Gemeinderat in einer Sondersitzung mit großer Mehrheit beschlossen und damit seine Negativ-Entscheidung von vor zwei Wochen revidiert. Die Entscheidung fiel in allerletzter Minute: Am gestrigen Dienstag endete die Frist, innerhalb derer die Gemeinde Ohmden gemeinsam mit Holzmaden Fördergelder beantragen konnte. Die beiden Gemeinden teilen sich künftig eine 50-Prozent-Stelle.

Kurz nach dem Stimmen-Patt vor zwei Wochen hatte Barbara Born gesagt, ein erneuter Beschluss sei erst nach sechs Monaten wieder möglich. Die kommunale Aufsichtsbehörde des Landratsamts hatte die Bürgermeisterin auf Anfrage eines Besseren belehrt.

Vor der öffentlichen Sitzung hatte eine nicht-öffentliche Aussprache stattgefunden. Schulrat Kai Katuvic vom Staatlichen Schulamt in Nürtingen und Meike Kerscher, die während der Abwesenheit von Gabriele Seitz kommissarisch die Ohmdener Grundschule leitet, hielten Vorträge und beantworteten Fragen der Gemeinderäte. In der öffentlichen Sitzung wurden diese Vorträge für die Zuschauer der Sitzung wiederholt. Kai Katuvic, der als Schulrat für 26 Grund-, Haupt- und Werkrealschulen im Schulamtsbezirk zuständig ist, hielt ein Plädoyer für Schulsozialarbeit, die über das hinausgehe, was Lehrer im Alltag leisten könnten. Die Grundschule Ohmden habe ein kleines Kollegium ohne Konrektorat und mit wenig Anrechnungsstunden für die Unterstützung der Schulleitung. Schulsozialarbeit sei heute auch schon in der Grundschule notwendig, weil die Gesellschaft sich gewandelt habe, weil Kinder früher erwachsen würden. Die Lehrer seien darauf vorbereitet. „Aber allein werden sie es nicht schaffen.“ In Ganztagsschulen sei das Konfliktpotenzial aufgrund der längeren Verweildauer höher. Es gebe keine Ganztagsschule, wo nicht auch Schulsozialarbeit ausgebaut worden sei.

Laut Meike Kerscher könnte sich das Ohmdener Kollegium drei Projekte vorstellen, die es mit dem Schulsozialarbeiter oder der -arbeiterin - natürlich unter Vorbehalt - einführen möchte: einen Klassenrat, der Schülern ermöglicht, ihre Sorgen und Probleme zu äußern und der ihnen nebenbei hilft, ihre Argumentationsfähigkeit zu schulen.

Die Trainingsraum-Methode, deren Ziel ein störungsfreier Unterricht und die Erweiterung der sozialen Kompetenz von wiederholten „Störern“ ist. Schüler können bei Bedarf vom Lehrer in den Trainingsraum geschickt werden, wo sie mit dem Schulsozialarbeiter ihr Handeln reflektieren und über Alternativen nachdenken. Und drittens präventive Angebote, damit Gewalt, Streit und Mobbing gar nicht erst entstehen. Auf Anfrage berichtete Meike Kerscher erneut von den Herausforderungen, vor denen sie und ihre Kollegen täglich stehen: schlagende, tretende, beißende Schüler, Beleidigungen gegenüber Lehrern, Schülern und Ganztags-Mitarbeitern, fremdenfeindliche Äußerungen, sexualisierte Sprache. „Nicht alle Kinder sind so, aber es betrifft alle“, sagte Meike Kerscher.