Weilheim und Umgebung

Kein Fortschritt auf Kosten der Umwelt

Diskussion Der BUND Kirchheim nimmt Stellung zum geplanten Gewerbegebiet Rosenloh in Weilheim.

Den Umweltschützern wäre lieber, dass sich Weilheim im Bestand entwickelt. Foto: Markus Brändli

Weilheim. Die BUND-Gruppe Kirchheim, die auch für Weilheim zuständig ist, bezeichnet den „Bodenschutz“ als wichtigstes und zentrales Thema des Umweltschutzes. Böden seien für die Produktion von Nahrungsmitteln, der biologischen Vielfalt, Grundwasserbildung sowie Kohlenstoff- und Wasserspeicherung von überragender Bedeutung. Bereits heute fehlten die zur Eigenversorgung mit Lebensmitteln benötigten Flächen.

Bis 2030 sollen gemäß Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle neben den beschlossenen Wohnbaugebieten (28,5 Hektar) und Rosenloh (30) keine weiteren Ausweisungen im Außenbereich erfolgen. Erweiterungen ab 2030 schließe er jedoch bewusst nicht aus. „Wie man seit Jahrzehnten beobachten kann, ist damit weiterer Bodenverbrauch für Gewerbe und Wohnraum vorprogrammiert“, so der Vorsitzende des BUND-Kirchheim, Professor Dr. Martin Dieterich. Die Urbanisierung hat laut BUND auch für jene Weilheimer ihren Preis, die von einer Gewerbesteuerflut träumen. Basis der Gewerbesteuer ist der Gewinn des Unternehmens. Durch hohe Abschreibungen, Anlaufkosten der Produktion und Markteinführung könne davon ausgegangen werden, dass über Jahre rote Zahlen geschrieben werden.

Zu hinterfragen seien auch die Marktchancen von Brennstoffzellen in Lkw. Das Fraunhofer-Institut sehe batteriegetriebene Lkw gegenüber Wasserstoff-Lkw klar im Vorteil. Die Traton-Gruppe beziffert den Verlust an elektrischer Energie von der Erzeugung bis zur Nutzung im Lkw bei der Batterie auf 25 Prozent, bei der Brennstoffzelle auf 75. Das wäre bei einem Diesel-Lkw etwa so, als würde man den Tank mit 100 Liter betanken und dabei weitere 300 Liter verschütten. Die Brennstoffzelle bleibe in der Bewertung von Traton nur eine Nischenanwendung, hohe Produktionszahlen in Weilheim könnten also ein Wunschtraum bleiben. Der dauerhafte Verlust von Flächen für die Naherholung und die regionale Produktion von Lebensmitteln sei mit der Realisierung des Industriegebiets hingegen sicher. Die Verkehrsprobleme würden zunehmen, der kleinstädtische Charakter verloren gehen. Die Anliegen des Umweltschutzes und der Bürger finden laut BUND bei Bebauungsplänen kaum Berücksichtigung, wohl aber die Vorstellungen der von finanziellem Eigennutz getriebenen Überbauungsbefürworter. Im Verfahren „Bürgerwerkstatt“ mit zufällig ausgewählten „Bürgerräten“ sei aufgrund des einseitig mit Fürsprechern besetzten Expertengremiums das Ergebnis bereits im Vorfeld vorgegeben gewesen. „Die Weilheimer haben mit dem Nein beim Bürgerentscheid Rosenloh die Chance, der Forderung nach tragfähigen Entwicklungskonzepten im Bestand das erforderliche Gehör zu verschaffen. Entwicklung und technischer Fortschritt ja, aber zum Wohle und nicht zum Schaden der Umwelt und damit auch der Bürger“, lautet die zentrale Forderung des BUND. pm