Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Die Ladesäule oder das Elektroauto? Beides muss wohl Schritt für Schritt gleichzeitig kommen, wenn der Umstieg klappen soll. Das Problem: Vor allem im ländlichen Raum sind Ladesäulen noch nicht rentabel. Welcher Unternehmer ohne Rechenschwäche investiert einen fünfstelligen Betrag, wenn er anschließend pro Jahr - nach Abzug der Abgaben und Entgelte - nur mit 150 Euro Nettoerlös aus dem Stromverkauf rechnet? Keiner. Die Kosten für die laufende Wartung sind da noch gar nicht berücksichtigt.
Also hat der Bund ein Förderprogramm aufgelegt. Er würde im Neidlinger Fall bis zu 40 Prozent der Kosten für die Aufstellung bezahlen. An der Gemeinde wären beim favorisierten Standort knapp 12 000 Euro hängen geblieben. Die Kosten für die Planung, den Antrag, die Wartung, die Fernüberwachung, die Abrechnung und die Berichte hätte das Albwerk übernommen. Nach dessen Berechnungen betragen sie in der Mindestbetriebszeit von sechs Jahren insgesamt 12 800 Euro.
Für Bürgermeister Klaus Däschler „ein Schritt in die richtige Richtung“. Vier Standorte wurden untersucht, die Präferenz eindeutig: Auf dem Parkplatz des Sportgeländes, auf dem eine Trafostation steht, ist der Netzanschluss mit 3000 Euro am günstigsten zu bekommen. Der Standort in der Kelterstraße 16, dort wo früher das Telefonhäuschen stand, ist aber nur 800 Euro teurer und zentral gelegen. Dort ließe sich später auch ein Carsharing-Auto platzieren, und er würde nicht immer wieder durch Feste blockiert. Ein Standort am Farrenstall ist 3700 Euro teurer als am Sportgelände, für ihn sprach nichts, ein Standort vor dem Lamm wegen der langen Leitung sogar 10 500 Euro teurer. Außerdem hätten dort die Ladeplätze die Kurzparkplätze vor dem Lebensmittelgeschäft belegt.
Bürgermeister Däschler sprach sich deshalb klar für den Platz in der Kelterstraße 16 aus. Er verfolgte damit ein zusätzliches Ziel: Dort gibt es sechs öffentliche Parkplätze, die derzeit aber praktisch privat beansprucht werden, und das kostenlos. Däschler will jedoch, dass diese öffentlichen Plätze künftig für das betreute Wohnen wieder als öffentliche Plätze zur Verfügung stehen. Zusammen mit der Ladesäule ließe sich das Parken neu ordnen, argumentierte er. „Wir müssen das überwachen, auch mit Bußgeldern, das wird sich dann herumsprechen.“
Dietmar Bergner vom Albwerk war in den Gemeinderat gekommen, um die exakten Zahlen zu erläutern. Doch ihm und Däschler schlug ein harscher Gegenwind entgegen. Ulrich Zaiser (NWV) sah die Förderung nicht als Aufgabe der Gemeinde an. „Das Albwerk verkauft den Strom. Da könnte auch der Betreiber des Lebensmittelgeschäfts verlangen, dass wir seine Ladenkasse bezahlen.“ Uli Hepperle (WUB) zweifelt daran, dass sich die beiden Ladeparkplätze frei halten lassen. Er zweifelt auch an der Nutzung: „Wer kommt da?“ Das sei ein bundespolitisches Projekt, ergänzte er, keines der Gemeinde. Wenn, dann sollten Firmen oder Gastronomen dies bezuschussen. Zaiser stimmt ihm zu: Die Gemeinde könne den Platz zur Verfügung stellen, aber den Zuschuss sollten Gastronomen zahlen. „Haben Sie mit diesen geredet?“, fragte er Bergner. „Nein, es war der Wunsch der Gemeinde, diese Ladesäule aufzustellen“, antwortete dieser. Er erläuterte, die Ladesäule sei auf der Karte verzeichnet, die E-Auto-Nutzer verwenden. Deshalb könne sie auch neue Besucher in den Ort bringen. „Die laden vielleicht eine Stunde lang und gehen solange in den Biergarten.“ Benedikt Gläß (NWV) sprach sich für einen Standort außerhalb aus, der keine innerörtlichen Parkplätze benötige.
Bei der Abstimmung stimmte außer dem Bürgermeister schließlich nur Roland Kuch (WUB) für die Bezuschussung der Ladesäule, alle anderen lehnten diese ab.