Weilheim und Umgebung

Kindergärten fehlt der Spielraum

Bedarfsplanung Holzmaden benötigt fünf Gruppen, weil die Kinderzahlen stärker steigen, als angenommen. Übergangsweise könnte die Hausmeisterwohnung in der Schule genutzt werden. Von Anke Kirsammer

Die bald leer stehende Hausmeisterwohnung in der Holzmadener Schule könnte übergangsweise dazu genutzt werden, eine Gruppe mit b
Die bald leer stehende Hausmeisterwohnung in der Holzmadener Schule könnte übergangsweise dazu genutzt werden, eine Gruppe mit bis zu zehn Kindergartenkindern unterzubringen.Foto: Carsten Riedl

Eigentlich besteht in Holzmaden Grund zur Freude: Während es andernorts an Nachwuchs mangelt, steigt in der Urweltgemeinde erstmals seit 33 Jahren die Geburtenrate. Da allein in den vergangenen vier Jahren über 70 Wohnungen beziehungsweise Häuser gebaut wurden, ist davon auszugehen, dass der Trend anhält. Das Problem: Der Zuwachs lässt die Kindergärten an ihre Grenzen stoßen. „Im nächsten Jahr wird es sehr eng“, prognostizierte die Bürgermeisterin Susanne Jakob im Gemeinderat.

Nicht auf die Oma zählen

Dass sich nicht von heute auf morgen Abhilfe schaffen lässt, ist auch der Rathauschefin klar. Im Jahr 2017/18 werde die Gemeinde mit dem Bestand arbeiten müssen. „Im Jahr darauf brauchen wir aber eine fünfte Gruppe“, so lautete ihr Fazit. Darüber hinaus liegt für Susanne Jakob auf der Hand, dass auch „auf dem „Land“ althergebrachte Konzepte nicht mehr in allen Familien greifen: Auf „die Oma vor Ort“ zu zählen, funktioniere nicht mehr. Mittel- bis langfristig geht die Bürgermeisterin davon aus, dass auch Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten beziehungsweise Ganztagsangebote benötigt werden. Bisher gibt es in Holzmaden ausschließlich Regelgruppen.

In der Gemeinde war überlegt worden, künftig einen Kindergarten mit fünf Gruppen an einem Standort zu installieren. „Das klappt aber weder in der See- noch in der Schillerstraße“, so die Aussage von Susanne Jakob. Bis endgültig geklärt ist, wie die Kindergartenlandschaft in Holzmaden mittelfristig aussehen soll, strebt sie deshalb eine Zwischenlösung an. In der bald leer stehenden Hausmeisterwohnung in der Grundschule könnte eine Gruppe mit zehn Kindern unterkommen. Die Räume haben jedoch den Nachteil, dass sie nicht mit dem Kindergarten verbunden sind.

Noch tappt die Gemeinde bezüglich des genauen Bedarfs der Eltern im Dunkeln. Eine Krippengruppe warf Susanne Jakob ebenso in die Diskussion wie einen Waldkindergarten. Eine von ihr ebenfalls angedachte - von Tagesmüttern betreute - „Tiger-Gruppe“ wird nicht zustande kommen. Das hat ein Gespräch mit dem Tageselternverein nach der Gemeinderatssitzung ergeben. „Machen müssen wir auf jeden Fall etwas, und wir brauchen möglichst eine neue Betreuungsform“, so Susanne Jakob.

Die Hausmeisterwohnung zu nutzen, hielt Rainer Stephan (Holzmadener Bürgerliste) für keine schlechte Idee. Er drängte jedoch darauf, eine tragfähige Lösung für die fünfte Gruppe zu finden. Jörg Molter (Freie Wählervereinigung) erhoffte sich hilfreiche Daten aus dem Dorfentwicklungskonzept und warnte davor, angesichts vieler Vorhaben mit dem Kindergarten ein „neues Fass“ aufzumachen. Markus Ocker (HBL) hingegen konnte sich zwar mit einer Übergangslösung anfreunden, pochte aber darauf, die gesellschaftliche Entwicklung zu beachten. „Das Kindergartenthema ist eine ernste Sache, die wir angehen sollten.“ Die Verwaltung könne die Anforderungen und den konkreten Bedarf nicht genau erfassen. „Dafür brauchen wir Fachleute.“ Susanne Jakob sah das genauso. Die Verwaltung sei personell überfordert, auszutüfteln, welche Betreuungsformen die verschiedenen Gruppen genau anbieten sollen. Verwaltung, Gemeinderat, Träger und Eltern müssen nun gemeinsam nach einer Lösung suchen.

Einstimmig hat das Ratsgremium beschlossen, das Personal im Kindergarten Schillerstraße unter anderem für das Abdecken von Randzeiten befristet aufzustocken. Zudem beauftragte das Gremium die Verwaltung, einen Zuschussantrag für die Einrichtung einer fünften Gruppe zu stellen.

In Holzmaden ist die evangelische Kirchengemeinde im Auftrag der Gemeinde in freier Trägerschaft für die Kindergärten zuständig. Die Kommune ist für die Gebäude verantwortlich, die Kirchengemeinde stellt die Erzieherinnen. Dieses Jahr bezahlt die Gemeinde voraussichtlich 350 000 Euro an Personalkosten, der Zuschuss der Kirchengemeinde liegt bei 20 000 Euro.