Samstag, neun Uhr. Kaum hat Andrea Lube die Eingangstür geöffnet, strömen die Menschen hinein. Einige haben große Taschen oder Körbe dabei, fast alle wissen schon genau, was sie wollen. Eine Frau und ihre Tochter rennen zum Geschirr-Regal und packen Töpfe, Pfannen und Schüsseln in ihren Korb. Ein junger Mann bahnt sich seinen Weg durch die Kleiderständer und schnappt sich einen Rucksack.
„Wir haben jeden Samstag 80 bis 100 Besucher. Schon bevor wir aufmachen, stehen die Leute Schlange vor der Tür“, sagt Birgit Wilcke. Sie gehört zusammen mit Andrea Lube und Tina Schmid zum Stammteam der Weilheimer Kleiderkammer. Insgesamt arbeiten dort zehn Ehrenamtliche, die die Einrichtung unter dem Dach des AK Asyl selbstständig führen.
Haus wird abgerissen
Nun jedoch ist fraglich, wie es weitergeht. „Wir müssen die Räume bis Ende des Jahres verlassen“, sagt Birgit Wilcke. Erdgeschoss und Keller seines ehemaligen Vereinsheims in der Forststraße 16 hatte der CVJM der Kleiderkammer bislang mietfrei zur Verfügung gestellt. „Jetzt wird das Haus aber verkauft und abgerissen“, weiß Andrea Lube. Auf die Suche gemacht hat sich das Team schon längst - allerdings ohne Erfolg: „Wir finden einfach nichts Geeignetes.“ Tut sich nicht bald eine Alternative auf, droht das Projekt zu sterben.
Dabei ist die Kleiderkammer aus Weilheim kaum mehr wegzudenken. Für viele der Besucher bietet sie die einzige Möglichkeit, einmal richtig einzukaufen und sich mit Kleidung, aber auch Haushaltswaren, Koffern, Küchengeräten und Spielen einzudecken. Jacken, Hosen und Koffer kosten pro Stück einen Euro, Haushaltswaren gibt es kostenlos.
„70 bis 80 Prozent unserer Kunden sind Flüchtlinge“, sagt Andrea Lube. Allerdings richtet sich das Angebot keineswegs nur an Geflüchtete. „Zu uns darf wirklich jeder kommen“, betont Birgit Wilcke. Auch Familien mit geringem Einkommen und sozial Benachteiligte, aber auch Mütter, deren Kinder allergisch auf neu gekaufte Kleidung reagieren, sind regelmäßig zu Gast. „Genutzt wird das Angebot zudem von Leuten, die vom Recycling-Gedanken überzeugt sind oder alternative Kleider suchen“, weiß Tina Schmid.Nicht zuletzt ist die Kleiderkammer ein Ort, an dem man sich trifft. Mitarbeiter und Besucher sitzen zusammen, unterhalten sich und trinken Kaffee. Einige Gäste helfen auch regelmäßig, etwa beim Tragen der Kartons.
Gegen 10.30 Uhr ist der größte Andrang vorbei. Wer es nicht so trubelig mag, kann jetzt in Ruhe an den gut sortierten Ständern stöbern. Um 12 Uhr ist dann Schluss - bis zum nächsten Ansturm am kommenden Samstag.