Weilheim und Umgebung

Koffer der Flüchtlinge kommen nie an

Ehepaar aus Bad Boll fährt jetzt den zweiten privaten Hilfstransport nach Lesbos

Ein Krankenwagen ist schon von Bad Boll nach Lesbos gerollt. Nun folgt ein Wohnmobil voller Sachspenden, die Ralf Hokenmaier und Maren Huber in ein Flüchtlingscamp auf die griechische Insel bringen.

Jede Menge Hilfsgüter bringen die beiden Bad Boller nach Lesbos.Foto: Ingrid Zeeb
Jede Menge Hilfsgüter bringen die beiden Bad Boller nach Lesbos.Foto: Ingrid Zeeb

Bad Boll. Zum griechischen Osterfest am 30. April wollen sie dort sein, im Flüchtlingslager Kara Tepe im Osten der griechischen Insel Lesbos. Die türkische Küste ist hier nur 15 Kilometer entfernt. Ihr Wohnmobil werden Ralf Hokenmaier und Maren Huber dann vollgeladen haben mit gespendeten Hilfsgütern, vor allem Schuhen, Socken und orthopädischer Ausstattung wie Bandagen.

Für das Ehepaar aus Bad Boll ist es der zweite Besuch in kurzer Zeit. Im Dezember haben sie in einer 21-tägigen Hau-Ruck-Aktion 23 000 Euro Spenden gesammelt, damit einen gebrauchten Krankenwagen ausstatten lassen und ihn selbst nach Griechenland gefahren, wo er in einem ärztlichen Zentrum im Norden der Insel dringend gebraucht werde. Die Dankbarkeit dort war grenzenlos. Nun soll‘s wieder auf die 48 Stunden lange Fahrt nach Lesbos gehen.

Papst Franziskus ist dann längst wieder weg. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat kürzlich das nur zwei Kilometer entfernte Lager Moria besuchen, wo 4000 Flüchtlinge leben. Wie viele Schutzsuchende derzeit im Durchgangslager Kara Tepe ausharren, darüber sind aktuell keine verlässlichen Zahlen zu bekommen. Platz bietet es für 1500 Menschen, es sind syrische Familien, die nur wenige Tage dort bleiben und dann an griechische Registrierzentren weitergeleitet werden.

Auch Ralf Hokenmaier weiß nicht wirklich, was ihn dort erwartet. „Unsere Kontaktpersonen, die im touristischen Bereich tätig sind, spielen die Situation eher etwas herunter“, meint er und will sich vor Ort selbst ein Bild machen. Damenschuhe der Größen 39 bis 40 und Herrenschuhe Größe 42 bis 43, dazu Socken, werden besonders dringend gebraucht, hat ihm der französische Aktivist Fred Morlet aus Kara Tepe mitgeteilt. „Man muss sich das so vorstellen: Die Menschen werden von den Schleppern in die Boote gesetzt mit dem Hinweis, ihr Koffer komme nach. Der kommt aber nie. Die Menschen haben oft nur das, was sie am Leib tragen“, so Hokenmaier. An vernünftigen Schuhen fehle es am meisten.

Der 47-jährige RalfHokenmaier, der mit seiner Frau eine Werbeagentur betreibt, ist überwältigt sowohl von der Hilfsbereitschaft in Deutschland als auch von der Dankbarkeit, die er in Griechenland erlebte. „Die Betreiber des Camps sind weitgehend auf sich selbst gestellt“, hat er erfahren müssen. „Das Lager wird zum großen Teil mit Freiwilligen betrieben, davon kommen drei Viertel aus Deutschland.“ Die Hilfe wird zum großen Teil über Facebook organisiert. Hokenmaiers Kontaktmann auf Lesbos ist Takis Morfoyallis, der vor seinem Ruhestand in Göppingen die Gaststätte „Vogel Strauß“ betrieb.

www.projekt-e.de/lesbos