Weilheim und Umgebung

Konzept für Brandschutz

Holzmadener Halle muss saniert werden – Neue Türen sind „Schildbürgerstreich“

Die Gemeindehalle in Holzmaden muss brandschutztechnisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Was im Gemeinderat für Kopfschütteln sorgte, sind zwei vor wenigen Jahren eingebaute Glastüren, die von der Mehrzweckhalle ins Freie führen. Sie reichen für die Hallengröße offenbar nicht aus.

Die Holzmadener Gemeindehalle ist Zuhause für kulturelle Veranstaltungen und sportliche Aktivitäten. Eine Brandverhütungsschau h

Die Holzmadener Gemeindehalle ist Zuhause für kulturelle Veranstaltungen und sportliche Aktivitäten. Eine Brandverhütungsschau hat einige Mängel an dem Gebäude aufgedeckt. Archivfoto: Jörg Bächle

Holzmaden. „Die Halle hat Dinge, die andere nicht haben“, stellte Lilly Kunz-Wedler, Brandschutzsachverständige vom Stuttgarter Büro LW Konzept Brandschutz, Architektur, in der Holzmadener Gemeinderatssitzung fest. Positiv vermerkte sie unter anderem, dass die Gemeindehalle über mehrere Rettungswege verfügt, und die feuerbeständige Wand zwischen Festsaal und Mehrzweckhalle bereits die notwendige Qualität hat. Die Initialzündung für das Brandschutzkonzept hatte eine Brandverhütungsschau mit dem Landratsamt im März 2015 gegeben.

Für das Erdgeschoss sieht das Konzept der Sachverständigen vier Rauchabschnitte vor: Den Gemeindesaal mit Foyer, die Küche mit Nebenräumen, die Mehrzweckhalle mit Umkleiden sowie das Stuhllager.

Wie so oft steckt der Teufel allerdings im Detail: Die 1,20 Meter breiten Glastüren, die von der Mehrzweckhalle ins Freie führen, und erst vor wenigen Jahren eingebaut wurden, seien zu schmal. „Das ist ein Schildbürgerstreich“, so Lilly Kunz-Wedler. Um die Evakuierung im Brandfall zu ermöglichen, brauche es einen Ausgang oder mehrere Türen von insgesamt 4,80 Metern Breite. „Hätten wir zwei Meter breite Fenster eingebaut, wären wir damit hingekommen?“, wollte Gemeinderat Michael Thiehoff (HBL) wissen, der sich über den Fehler ärgerte. Wie Lilly Kunz-Wedler sagte, hätte dann der Bestandsschutz gegriffen. Bürgermeisterin Susanne Jakob möchte den Verantwortlichen unter Umständen in Regress nehmen und erklärte: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Notwendig ist gemäß dem Brandschutzkonzept unter anderem, Rauchabschnitte zu trennen und in feuerhemmende und rauchdichte Türen zu investieren. So müssen die Durchgänge von der Küche in den Festsaal beziehungsweise die Mehrzweckhalle dicht- und selbstschließend sein. Die Architektin riet dazu, sie mit Obertürschließern und Haftmagneten auszustatten, damit sie bei Festivitäten offenstehen können, im Brandfall aber zugehen. Auch im Untergeschoss muss das ein oder andere gemacht werden: Dazu gehören wie im Erdgeschoss Öffnungen, um Rauch ableiten zu können. Zudem wies die Sachverständige darauf hin, dass Lichtschächte und Rettungswege freigeräumt werden müssen.

Für vertretbar hält Lilly Kunz-Wedler, die Prallwand zu belassen. Zum einen könnten die Menschen schnell aus der Halle raus und zum anderen sei es unwahrscheinlich, dass in der Wand ein Feuer entstehe. Auch auf eine Brandmeldeanlage würde die Expertin verzichten.

Dies und was genau umgesetzt wird, muss nun mit dem Landratsamt ausgehandelt werden. Termin für die Vorlage des Brandschutzkonzeptes ist voraussichtlich der 15. Juli. Rainer Stephan (HBL) problematisierte den Fahrplan und betonte, die Gemeinde brauche eine Ausnahmegenehmigung. Den Einbau zusätzlicher Fluchttüren auf der Nordseite der Mehrzweckhalle hielt Rainer Stephan kurzfristig für nicht möglich, da vorher ein Konzept für die Nordfassade vorliegen müsse. Unabhängig vom Brandschutz macht sich der Gemeinderat Gedanken über eine grundsätzliche Sanierung der Halle.

Susanne Jakob wies darauf hin, die Brandschutzsanierung werde in Absprache mit einem Architekturbüro gemacht. Berücksichtigt wird dabei auch, dass die Außenhaut irgendwann gedämmt werden soll. „Wir wollen uns nichts verbauen“, sagte die Rathauschefin. Sie ist zuversichtlich, mit dem Landratsamt, einen Weg zu finden. Möglicherweise gebe es vorübergehend eine Personenbegrenzung für die Halle. „1 000 Besucher, wie im Brandschutzkonzept angenommen, erreichen wir selbst beim Holzmadener Fasching nicht“, so die Bürgermeisterin.