Weilheim und Umgebung

Kopfschütteln über Bushaltestelle

Busunternehmen klagen über Probleme mit umgebauter Haltebucht in Weilheims Ortsmitte

Für knapp 600 000 Euro baut die Stadt Weilheim derzeit ihre zentrale Bushaltestelle um. So möchte sie unter anderem Barrierefreiheit und einen flüssigeren Busverkehr erreichen. Die Busunternehmen jedoch sind alles andere als glücklich mit der ersten umgebauten Haltebucht.

Das Hinterteil steht ab: Busfahrer klagen über den zu steilen Ein- und Ausfahrtswinkel der Haltebucht in der Kirchheimer Straße.
Das Hinterteil steht ab: Busfahrer klagen über den zu steilen Ein- und Ausfahrtswinkel der Haltebucht in der Kirchheimer Straße.Foto: Deniz Calagan

Weilheim. „Die Haltestelle liegt nicht schlecht und ist an sich eigentlich ganz okay so“, sagt ein Mitarbeiter des Hattenhofer Busunternehmens Frank und Stöckle, das zwischen Göppingen und Weilheim verkehrt. Trotzdem gerät der Busfahrer angesichts der frisch umgebauten Haltebucht in der Kirchheimer Straße ins Kopfschütteln: „Die Busse kommen da gar nicht mehr richtig rein“, sagt er. „Die Aus- und Einfahrt ist zu steil und die Bucht zu kurz.“ Das belaste nicht nur die Reifen der Fahrzeuge, sondern führe auch dazu, dass Gelenkbusse nicht mehr einfahren könnten. Im Gegensatz zu vorher passten auch keine zwei Busse mehr hintereinander in die Bucht.

Dass bei der Haltestelle in der Kirchheimer Straße einiges schiefgelaufen ist, findet auch Sybille Bauer vom Weilheimer Omnibusunternehmen Fischer. „Die Busse können gar nicht anders: Sie stehen jetzt immer krumm in der Haltestelle“, hat sie beobachtet und zusammen mit einem Fahrer ausgetestet. Die Hinterteile der Fahrzeuge ragten in die Straße – und stünden auf der anderen Seite dementsprechend weit vom Randstein ab. „Das ist nicht barrierefrei“, wundert sie sich mit Blick auf die Lücke zwischen Bordstein und Bus.

Nicht gerade geschickt platziert sei auch das Haltestellenschild nahe des Randsteins in der Mitte der Bucht. „Das geht gar nicht“, findet der Mitarbeiter von Frank und Stöckle. Jedes Mal müssten die Busfahrer Millimeterarbeit leisten, damit sie nicht mit dem Spiegel hängen bleiben. Immerhin: Den Mülleimer, der bis vor Kurzem als Zusatzhindernis für Fahrer und Fahrgäste am Schild hing, hat die Stadt mittlerweile versetzt.

Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle wehrt sich gegen die Kritik: „Die Bushaltestelle ist noch nicht abgenommen und das Gesamtprojekt ist noch nicht abgeschlossen“, betont er. Er ärgert sich darüber, dass die Busunternehmen, mit denen die Stadt bislang in regem Kontakt gestanden habe, für ihre Kritik die öffentliche Bühne suchen. „Ein Gesprächstermin mit ihnen steht doch schon fest“, sagt er. Bis dahin prüfe die Verwaltung, ob es tatsächlich Abweichungen von den Plänen gebe. Dass das so ist, bezweifelt er: „Ich möchte von mir weisen, dass ein Fehler besteht“, sagt er. Auch die Kritik daran, dass nur noch ein Bus in die Bucht passt, findet Züfle unangemessen: „Es war immer nur eine Bucht für einen Bus geplant.“

Zwar bestätigen die Busunternehmen, dass sie vorab von der Stadt über den Umbau informiert wurden – Detailpläne und Maße hätten sie jedoch nicht bekommen. „Die Ein- und Ausfahrtswinkel sahen auf den Plänen auch ganz anders aus“, ist sich Sybille Bauer sicher. Enttäuscht sei sei auch, weil die Stadt Einwände des Busunternehmens im Vorfeld nicht erhört habe.

Günter Koser, Leiter des Service Centers Göppingen des Linienkonzessionärs Regional Bus Stuttgart (RBS), sieht nun Handlungsbedarf. „Aus unserer Sicht weicht der Praxisbetrieb von den Planungen ab“, sagt er. Die RBS wolle bei der Stadt darauf drängen, dass der Zustand verbessert werde.

Ziel von RBS und dessen Subunternehmen Fischer ist aber nicht nur die Veränderung des Status Quo. „Wir wollen auch vorbeugen und verhindern, dass bei den Haltestellen in der Brunnenstraße Ähnliches passiert“, betont Sybille Bauer mit Blick auf die laufenden Bauarbeiten in der Ortsmitte. Sie stört sich unter anderem daran, dass dort pro Fahrtrichtung nur zwei kurze Busse Platz finden sollen. „Platzbedarf besteht jedoch teils jetzt und zukünftig noch vermehrt für drei und auch längere Busse.“ Zudem seien die vorgesehenen Haltebuchten gebogen. „Dabei kann mindestens einer der beiden Busse nicht bordsteinparallel halten“, kritisiert sie. Das sei jedoch eine Voraussetzung für die Barrierefreiheit.

Der Bus ist noch nicht abgefahren

Es ist immer ärgerlich, wenn etwas schiefgeht. Zumal, wenn es sich um ein großes Projekt wie die zentrale Bushaltestelle in Weilheim dreht. So ist es nachvollziehbar, dass Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle gereizt auf die öffentliche Kritik der Busunternehmer reagiert, die sich über die schlechte Anfahrbarkeit der frisch umgebauten Haltestelle in der Kirchheimer Straße beschweren. Noch sei das Bauprojekt nicht abgeschlossen, blockt der Rathauschef ab. Von Fehlern möchte er nicht sprechen.

Tatsächlich ist es für Laien schwer zu beurteilen, ob das Vorhaben so umgesetzt worden ist wie geplant. Auch die Frage, ob und an welcher Stelle etwas schiefgelaufen ist, lässt sich nicht aus dem Stegreif sagen. Wünschenswert wäre es aber, dass die Stadtverwaltung die Klagen der Busunternehmen ernst nimmt und ihnen professionell nachgeht. Denn schließlich sind es die Busfahrer, die die Haltestellen jeden Tag anfahren müssen. Allein deshalb ist Nachbessern erwünscht.

Und nicht nur das: Die Stadtverwaltung sollte die Busunternehmen, die schließlich die Profis in Sachen Fahrpraxis sind, enger einbinden, sie in der Endphase des Baus zu Testfahrten und Begehungen einladen – und zwar, bevor es zu spät ist. Das haben andere Städte schon vorgemacht, etwa Esslingen beim Umbau des ZOB. Eine solche Kooperation spart Ärger und Kosten.

Die gute Nachricht ist, dass in Weilheim der Bus noch längst nicht abgefahren ist: Es gibt die Chance, es beim Ausbau der Haupt-Haltestellen in der Brunnenstraße besser zu machen.BIANCA LÜTZ-HOLOCH