Weilheim und Umgebung

Kosten für Freibad explodieren

Bürgerversammlung In der Weilheimer Limburghalle sind nicht nur die Pläne für eine mögliche Freibadsanierung vorgestellt worden, sondern auch die aktualisierten Kostenschätzungen. Von Bianca Lütz-Holoch

Dass das Freibad sanierungsbedürftig ist, wissen die Weilheimer schon lange. Was der Umbau nach neuesten Schätzungen kosten soll
Dass das Freibad sanierungsbedürftig ist, wissen die Weilheimer schon lange. Was der Umbau nach neuesten Schätzungen kosten soll, schockierte aber viele. Foto: Markus Brändli

Als bei der Bürgerversammlung in der Weilheimer Limburghalle die aktuelle Kostenschätzung auf der Leinwand auftaucht, geht ein Raunen durch den Saal: 4,5 Millionen Euro netto wird eine Sanierung des Weilheimer Freibads voraussichtlich kosten. Ursprünglich war die Stadt von zwei Millionen Euro ausgegangen.

Dass das Weilheimer Freibad dringend sanierungsbedürftig ist, steht schon lange fest: „Es ist fünf Sekunden vor zwölf“, veranschaulicht Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle die Lage: „Jedes Frühjahr bangen wir, ob wir das Bad überhaupt wiedereröffnen können.“ Dabei geht es nicht nur um veraltete Gebäude und Becken, sondern auch um Probleme mit der Wasserqualität, um hohe Wasserverluste, Sicherheitsdefizite und veraltete Technik.

Dass die voraussichtlichen Kosten nun derart explodiert sind, hat Gründe, wie Heike Klügel, Bäder-Architektin beim beauftragten Planungsbüro Fritz, erläutert. So hat sich herausgestellt, dass die Technik nicht an ihrem Standort an der Lindach bleiben kann. „Die Gesetze haben sich geändert. Man muss an Gewässern jetzt einen Randstreifen von fünf Metern frei halten“, erläutert sie. Darum ist nicht nur ein neues Technik-Gebäude, sondern auch ein neuer Standort erforderlich. Geplant ist, den Bau beim Hautgebäude mit Umkleiden, Duschen und Toiletten zu platzieren. Auch das Hauptgebäude muss abgerissen und komplett neu gebaut werden.

Einen besonders dicken Brocken stellt der Kiosk dar. „Aufgrund der Forderungen des Amts für Lebensmittelüberwachung müsste ein Neubau wesentlich größer ausfallen als das jetzige Gebäude“, sagt Heike Klügel. Neben einer Vorbereitungsküche sind Lagerräume, Kühlmöglichkeiten und Toiletten unterzubringen. Ein Knackpunkt sind die Pommes Frites, wie Johannes Züfle ausführt: „Wenn man Pommes zubereiten möchte, braucht man einen Fettabscheider und eine Dunstabzugshaube - das ist viel Edelstahl und verursacht enorme Kosten.“

Apropos Edelstahl: Mit eben diesem langlebigen Material sollen die neuen Becken ausgekleidet werden. Das Problem dabei: „Die Edelstahlkosten sind um 30 Prozent gestiegen“, sagt Heike Klügel.

Für Mehrkosten beim Bau sorgt auch die Überlegung, den Zugang komplett zu automatisieren und ein Drehkreuz sowie Kassenautomaten zu installieren. „Das ist von den Investitionen zunächst teurer als ein kleiner Kassenarbeitsplatz, spart aber Personalkosten von bis zu 15 000 Euro im Jahr“, so Klügel.

Einsparpotenzial sieht sie hauptsächlich bei der Beckengröße, den Attraktionen für Kinder und dem Kiosk. „Wir haben diskutiert, ob wir nicht ganz auf den Kiosk verzichten“, berichtet die Architektin. Stattdessen könnten Automaten installiert werden, die die Badegäste mit Eis, Getränken und kleinen Snacks versorgen. An den Wochenenden könnten Foodtrucks warme Speisen anbieten.

Fünf Varianten hat das Planungsbüro ausgearbeitet. Sie unterscheiden sich unter anderem durch die Lage des Kleinkindbereichs, der aus zwei durch eine Rampe verbundene Bassins bestehen soll. Zwei Pläne sind derzeit in der engeren Auswahl. Bei beiden würde das Planschbecken auf der nördlichen, dem Eingang zugewandten Liegewiese platziert - einmal näher am Hauptgebäude, einmal näher am Eingang.

Mit den Sanierungskosten ist es übrigens längst nicht getan, wie Stadtkämmerer Fabian Kaiser veranschaulicht. „Wir erwarten einen jährlichen Abmangel von 375 000 Euro“, nennt er Zahlen.

Einen Grundsatzbeschluss, das Freibad an seinem jetzigen Standort zu sanieren, hat der Gemeinderat bereits getroffen - allerdings war er da noch von anderen Investitionskosten ausgegangen. Kommende Woche wird das Gremium abstimmen, welche Planungsvarianten weiterverfolgt werden. Im Frühjahr 2018 entscheiden die Bürgervertreter dann abschließend, ob das Bad tatsächlich saniert wird und wenn ja, in welcher Form.

Stimmen bei der Freibad-Bürgerversammlung

Holger Böhm, stellvertretender Vorsitzender der DLRG Weilheim, zeigt sich angesichts der neuen Kostenschätzungen besorgt. „Was passiert mit dem Lehrschwimmbecken?“ fragt er: „Wenn das nun Freibad statt Lehrschwimmbecken bedeutet, dann ist das für uns der Supergau.“ Während der viermonatigen Öffnungszeit des Freibads sei kein effektives Training möglich. Auch sieht er schwarz für Schwimmkurse und Schulschwimmen. Problematisch ist aus seiner Sicht auch, dass für das Schwimmerbecken lediglich eine Wassertiefe von 1,80 Meter geplant ist: „Da können wir nicht einmal mehr das Jugendschwimmabzeichen in Bronze abnehmen“, gibt er zu bedenken. „Man sollte wenigstens zwei Meter Wassertiefe einplanen.“

Dr. Walter Sigel, Mitbegründer des Vereins Bürgerdemokratische Fraktion Weilheim (BDF), ist von einer Entweder-oder-Diskussion bei Freibad und Lehrschwimmbecken wenig erbaut. „Wenn das Freibad saniert wird, sind damit eben auch Kosten verbunden“, sagt er: „Das muss einer Stadt ein familiäres Freibad wert sein.“ Das Lehrschwimmbecken dürfe man aber nicht abschreiben. Aktuell sei das Becken in der Limburghalle ja noch offen. „Ich bin aber auch der Auffassung, dass man ein Lehrschwimmbecken beim Bau der Schulturnhalle im Quartier Brückengasse oder in Verbindung mit einer Sanierung oder einem Neubau der Limburghalle einplanen muss.“

Gerd Negraszus, Mitglied des Fördervereins Weilheimer Freibad, hinterfragt, warum lediglich ein Planungsbüro beauftragt wurde statt einen Wettbewerb auszuloben. Er würde sich wünschen, dass zur Finanzierung des Freibads auch private Sponsoren ins Boot geholt werden.

Dr. Evelyn Krimmer, Mitglied des Fördervereins Weilheimer Freibad, könnte sich gut vorstellen, die Ausstattung im Kleinkindbereich auf ein Minimum herunterzufahren. „Kinder in dem Alter brauchen keinen Überfluss“, sagt die zweifache Mutter.

Wilhelm Braun ist regelmäßiger Nutzer des Freibads. Für die Zeiten, in denen der Kiosk stark frequentiert ist, scheinen ihm Investitionskosten von über 400 000 Euro zu viel. bil