Weilheim und Umgebung

Krimis ja- aber auf die weiche Tour

Literatur Cindy Jäger hat ihren ersten Roman veröffentlicht. Seit mittlerweile fünf Jahren lebt die Autorin in ihrer Wahlheimat Weilheim. Von Bianca Lütz-Holoch

Die Autorin lebt in Weilheim
Schreibt "gemütliche" Krimis: Cindy Jäger. Die Autorin lebt in Weilheim. Foto: Carsten Riedl

Blut sehen kann Cindy Jäger nicht. Einen Krimi hat die Wahl-Weilheimerin trotzdem geschrieben - allerdings einen ohne grausames Blutvergießen. In ihrem Erstlingswerk „Das Vermächtnis der Gräfin“ sind zwei Freundinnen dem Geheimnis eines verschwundenen Edelsteins auf der Spur. „Es ist ein Krimi, der in Richtung Detektivgeschichte geht“, beschreibt Cindy Jäger ihr Buch und ergänzt: „Im Mittelpunkt steht ein Problem, das man lösen muss.“ Und Probleme zu lösen - das ist genau ihr Ding.

Das gilt nicht nur für die Geschichten, die sich die 39-Jährige in ihrer Freizeit ausdenkt. Ihre Vorliebe für Tüfteleien hat sich die Hobby-Autorin auch zum Beruf gemacht. Sie arbeitet in der Qualitätssicherung des Stuttgarter Kosmos-Verlags. „In meiner Arbeitszeit stelle ich Schleim her, züchte Kristalle und nähe Monster“, sagt Cindy Jäger und lacht. Sämtliche Spiele und Experimentierkästen, die der Verlag herausgibt, gehen über ihren Tisch. „Ich gucke dann sozusagen mit der Kundenbrille drauf, prüfe, ob das Material reicht, die Anleitungen verständlich sind und alles funktioniert.“

Ursprünglich hat Cindy Jäger in Leipzig Deutsch und Englisch auf Lehramt studiert und anschließend als Lehrerin gearbeitet. Zuletzt in Ungarn. „Vier Jahre lang habe ich an einer Schule 80 Kilometer südlich von Budapest unterrichtet“, erzählt die Autorin. Dort lernte sie über eine Kollegin ihren jetzigen Lebensgefährten kennen - einen Weilheimer. Als ihre Zeit in Ungarn endete, zog sie zu ihm unter die Limburg und verabschiedete sich auch vom Lehrberuf - ein Neustart, den Cindy Jäger nicht bereut hat. „Mir hat Weilheim sofort gefallen“, schwärmt sie. Lebendig sei das Städtle, aber es gebe auch genügend Natur und Ruhe. „Das ist genau richtig, wenn ich von der Arbeit aus Stuttgart komme oder wenn ich schreibe.“

Schon als Studentin verfasste Cindy Jäger Artikel, später schrieb sie dann auch Kurzgeschichten und Romane. Irgendwann entschied sie sich, ihr neuestes Werk bei einem Verlag einzureichen. Sie suchte sich „Midnight“ aus, einen Digitalverlag von Ullstein, der auf Krimis spezialisiert ist und besonders auch das Genre „Cosy Crime“ verlegt - also „Kuschelkrimis“ ohne Gewalt und Horror. Ein Tipp der Autorin für alle Neulinge: Den Verlag sollte man sich sorgfältig auszusuchen: „Er muss zum Buch passen“, betont sie.

Ihr erster Entwurf wurde trotzdem abgelehnt. „Zu langweilig“, lautete das Urteil. Das Ende war das dennoch nicht. „Mein Stil und die Figuren sind gut angekommen“, sagt Cindy Jäger. „Der Verlag hat mir angeboten, mit mir zusammen einen abgeänderten Plot auszuarbeiten.“ Und so bekam die Weilheimerin eine zweite Chance, die in einem Vertrag mündete. Innerhalb von einem Jahr war das Buch dann fertig.

„Vom Zeitaufwand her ist das fast wie ein zweiter Job“, sagt Cindy Jäger. Für sie war das zwar anstrengend, aber machbar. „Ich arbeite nur vier Tage die Woche, habe keine Kinder oder Angehörige, die ich pflegen müsste“, sagt sie. Im Haushalt wohnen neben ihr und ihrem Partner lediglich noch zwei Katzen, die sich beim Schreiben gerne mal auf ihrem Schoß zusammenrollen. „Ich konnte jede Woche drei Tage am Stück durchschreiben“, erzählt die Schriftstellerin. Auch in der Bahn oder im Wartezimmer hatte sie immer ein Notizbuch dabei, in dem sie Ideen oder sogar ganze Buchpassagen festhielt. Viel Zeit für anderes war in der Endphase trotzdem nicht: „Manchmal bin ich nicht mal mehr zum Joggen oder zum Yoga gekommen.“

Abgehakt ist „Das Vermächtnis der Gräfin“ für Cindy Jäger aber längst nicht. „Wir Autoren müssen uns auch Gedanken über die Vermarktung machen“, sagt sie. Zum Beispiel auf Social Media aktiv sein. „Das ist eigentlich gar nicht meins“, gibt die Autorin zu. Dennoch legte sie sich einen Instagram-Accout zu und begann, ihn zu füttern. Zu ihrer eigenen Überraschung fand sie sogar Spaß daran. „Ich poste Fotos und bespreche Bücher anderer Autoren, die ich gelesen habe.“

Ihr Wunsch für die Zukunft: noch mehr mit Lesern, aber auch mit anderen Autoren in Kontakt kommen. Eine Chance dafür könnten die Lesungen bieten, die Cindy Jäger bald anbieten möchte. Und dann wären da auch noch jede Menge Buchideen in ihrem Kopf. Ein neuer Fall mit ihren zwei Hauptfiguren Freya und Sevim, ein Science-Fiction-Krimi oder ein Roman, der zwei ihrer Leidenschaften verbindet: die für Osteuropa und die für Vampire.

  • Cindy Jäger lässt ihre zwei Hobby-Detektivinnen regelmäßig auch online Fälle lösen. Wer mag, kann sie unter zweifreundinnenermitteln.wordpress.com nachlesen. Außerdem unterhält die Autorin einen Instagram-Account unter cindy_jaeger_autorin. Ihre E-Mail-Adresse lautet ohne-mord-krimi@web.de

Zwei Freundinnen auf der Jagd nach einem Edelstein

„Das Vermächtnis der Gräfin“: Eine Adelsfamilie, ein verschwundener Edelstein und zwei Freundinnen, die sich auf die Suche machen. Das sind die Hauptzutaten in Cindy Jägers Roman „Das Vermächtnis der Gräfin“. Ein geheimnisvolles Kästchen bringt Freya und Sevim auf die Spur eines verschwundenen roten Berylls, dem „Feuer des Nordens“. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach dem Edelstein, der offenbar seit dem Tod der letzten Gräfin von Barthow vor 50 Jahren verschwunden ist - und stoßen auf so manche Ungereimtheit. Den adligen Nachkommen der Gräfin scheint jedenfalls nicht viel daran zu liegen, dass das Familienerbstück wieder auftaucht. Um dem Rätsel auf den Grund gehen zu können, müssen Freya und Sevim deshalb hin und wieder zu unkonventionellen Methoden greifen. Ein Glück, dass es da noch Bernd aus der Fahrradwerkstatt gibt, der es bisher noch mit allen Schlössern und Riegeln aufgenommen hat.tb