Weilheim und Umgebung

Lieber mehr Geld in der Tasche als ausschlafen

Schüler schwingen in Holzmaden den Besen und bringen öffentliche Gebäude auf Hochglanz

In den Sommerferien unternehmen viele Schüler und Studenten einen Ausflug in die Arbeitswelt und verdienen sich etwas dazu.

Jannik Mendyk (links) und Jakob Klein, Ramona Wölfe und Christina Oeffinger (rechts) sind fleißig am Putzen. Die jungen Leute jo
Jannik Mendyk (links) und Jakob Klein, Ramona Wölfe und Christina Oeffinger (rechts) sind fleißig am Putzen. Die jungen Leute jobben bei der Gemeindeverwaltung Holzmaden.Fotos: Daniela Haußmann

Holzmaden. Die Sommerferien sind für Jannik Mendyk kein Grund, die Füße hochzulegen, sondern die Ärmel hochzukrempeln. Der 16-Jährige schrubbt zusammen mit Jakob Klein, Ramona Wölfe und Christina Oeffinger Böden, leert Papierkörbe, staubt Regale ab und putzt Tische. Feuerwehrhaus, Gemeindehalle, Grundschule, Aussegnungshalle – rund 2 300 Quadratmeter Fläche bringen die vier Ferienjobber in zwei Wochen auf Hochglanz.

Statt auszuschlafen, beginnen die vier jeden Morgen um halb acht zu arbeiten. Für Jakob ist das kein Problem. Schließlich will sich der 18-Jährige ein Fahrrad kaufen. „Das kostet 2 500 Euro, und die möchte ich mir zum Großteil selbst verdienen“, erzählt er, während er ein Fenster öffnet und die Scheibe innen und außen sorgfältig abwischt. Der Gymnasiast möchte unabhängiger von seinen Eltern sein. „Sie sollen nicht alles finanzieren“, erklärt er. „Mit dem Ferienjob verdiene ich 8,50 Euro in der Stunde. Da kommt schon was zusammen.“

Christina, die an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg das Studium zur Grundschullehrerin durchläuft, hat sich genau wie ihre drei Mitstreiter ganz bewusst für den Ferienjob bei der Gemeindeverwaltung entschieden. „Ich habe kein eigenes Auto.“ Sich anderswo zu bewerben, beispielsweise in Stuttgart, war für die 21-Jährige deshalb kein Thema. Vielmehr ist es ideal, dass die Ferienarbeitsstelle vor der Haustüre liegt. „Außerdem lief die Bewerbung völlig unkompliziert ab“, berichtet Jakob, der lediglich eine Mail an die Verwaltung senden musste, in der er seine Anschrift angab und den Zeitraum, in dem er arbeiten wollte. Obendrein müsse die Bewerbung nicht, wie in der Wirtschaft, schon viele Wochen vorher verschickt werden. „Die Anzeige im Amtsblatt erschien drei Wochen vor den Ferien. Das war recht kurzfristig, und das kam mir entgegen“, erklärt Jakob. So bestehe auch für Kurzentschlossene die Möglichkeit, noch einen Ferienjob zu ergattern.

Raumpflegerin Ursula Böhm, die ihre neuen Mitarbeiter betreut und anleitet, ist jedenfalls froh, dass sie in den großen Ferien Unterstützung bekommt. Alleine könnte sie die vier Gebäude nicht in zwei Wochen auf Vordermann bringen. „Jannik, Jakob, Ramona und Christina sind motiviert und packen tatkräftig mit an“, erzählt Böhm. Die Arbeit macht den Jobbern Spaß. Christina, die vor ein paar Wochen ihre Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen hat, hat schon öfter in den Ferien die öffentlichen Gebäude in Holzmaden geputzt. „Das Miteinander und das Arbeitsklima stimmen einfach“, sagt die 20-Jährige, während sie einige Stühle ins Klassenzimmer zurückträgt.

Im Lehrerzimmer staubt Ramona das Regal ab, während Jannik den vollen Papierkorb leert. Im Gang stehen noch Tische und Stühle, die wieder in die Räume müssen. Jakob kehrt mit einem Besen den gröbsten Schmutz im Flur zusammen, bevor er ihn nass abwischt. Vor Kurzem hat er im Keller der Grundschule einen überraschenden Fund gemacht. „Beim Aufräumen bin ich auf Bilder gestoßen“, erzählt er. „Darunter war ein Klassenfoto von 1956, auf dem mein Großvater zu sehen war.“ Schnell zog er sein Smartphone aus der Tasche und lichtete die Aufnahme ab, bevor er sie wegräumte. „Das war schon was Besonders für mich“, berichtet er. „Denn dass ich auf ein so altes Bild von meinem Opa ausgerechnet in der Grundschule stoße, hätte ich nicht gedacht.“

Roswitha Haselbeck berichtet, dass die Gemeindeverwaltung seit 30 Jahren in den Sommerferien Jugendliche und junge Erwachsene beschäftigt. „Manchmal gehen so viele Bewerbungen ein, dass am Ende das Los entscheidet, wer den Job bekommt“, sagt die Hauptamtsleiterin. „Bis auf ganz wenige Ausnahmen haben wir immer sehr gute Erfahrungen gemacht, und viele bewerben sich auch wieder.“ Jakob und Jannik können sich gut vorstellen, sich in einem Jahr wieder zu bewerben. Ramona wird dann schon in Ludwigsburg leben. Denn sie will ihren Verdienst in den Auszug aus dem elterlichen Haus investieren und sich eine Wohnung in der Nähe der Pädagogischen Hochschule suchen, während Christina im September ihre neue Arbeitsstelle antritt. Aber alle vier werden die Zusammenarbeit mit Ursula Böhm in guter Erinnerung behalten.

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