Weilheim und Umgebung

Linden erinnern ans Dreikaiserjahr

Wandern Eine neuer Baum wurde gepflanzt: Das Trio bei Neidlingen ist jetzt wieder komplett.

Abendstimmung bei den drei Linden.Foto: Markus Brändli
Abendstimmung bei den drei Linden. Foto: Markus Brändli

Neidlingen. Es ist einer der schönsten Halbhöhenwege im Neidlinger Tal, der am Schützenhaus am Ortsende startet. Kein Wegweiser lässt erahnen, was sich unterhalb der Alten Steige in trauter Dreisamkeit an Geschichtlichem verbirgt. Oftmals fällt Wanderern und Spaziergängern der Platz gar nicht auf, da er besonders in den Sommermonaten stark einwächst. Aber warum gerade hier drei „Kaiser-Linden“ gepflanzt wurden, von wem und wann, weiß keiner so recht.

Vom Geschichtsunterricht her dämmert‘s noch: Das Jahr 1888 nennt man auch das „Dreikaiserjahr“. Zweier Kaiser Tod galt es zu beklagen. Im März 1888 durcheilte die Kunde das Deutsche Reich und den Erdkreis: Kaiser Wilhelm I. ist gestorben. Längst hatte er, der 1797 Geborene, das biblische Alter überschritten. Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 brachte die Gründung des Deutschen Reiches, und im Januar 1871 fand im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles die feierliche Ausrufung König Wilhelms zum Deutschen Kaiser Wilhelm I. statt. Sein schwer an Kehlkopfkrebs erkrankter Sohn, Kronprinz Friedrich III., bestieg den Thron als neuer Kaiser für nur 99 Tage. Ihm folgte dessen Sohn als Kaiser Wilhelm II. nach.

Mehr als hundert Jahre später, zu Beginn des aktuellen Jahrtausends, ist eine der drei Linden morsch geworden, und um Schäden auszuschließen, wurde unter großem Einsatz der Jagdpächter Peter Maier und Hans Hepperle jun. sowie von Revierförster Werner Nagel eine neue Linde gepflanzt. So erhielt das Baumtrio seinen Originalzustand zurück. Ein mächtiger Findling gesellte sich ebenfalls neu dazu und komplementiert diese Oase der Ruhe.

Bei oder nach einer Rundwanderung bietet die Sitzgelegenheit bei den Drei-Kaiser-Linden nicht nur eine schöne Ruhepause, Wanderer werden zudem mit einem fantastischen Blick hin zum Erkenberg, nach Hepsisau und ins Ländle hinaus verwöhnt. Bäume, Tisch und Bank sind ein Ort, der geschichtsträchtig ist. rr