Weilheim und Umgebung

Lockenköpfe im Dienst

Angelika Paech aus Weilheim bietet therapeutisches Reiten an – Vierbeiner helfen Kindern und Erwachsenen

Angelika Paech bietet mit ihren Curly Horses Heilpädagogisches Reiten an. Foto: Judith Reischl
Angelika Paech bietet mit ihren Curly Horses Heilpädagogisches Reiten an. Foto: Judith Reischl

Weilheim. Angelika Paech arbeitet seit vielen Jahren in der Behindertenhilfe. Doch mit 40 Jahren gibt sie ihrem Leben eine neue Richtung. „Ich musste endlich was mit Pferden machen, das war schon immer mein

Traum“, erzählt sie. „Also habe ich mich entschlossen, mich zwei Jahre in der Schweiz nebenberuflich zur Reitpädagogin weiterzubilden“. Seit zwölf Jahren arbeitet Angelika Paech nun zur Hälfte mit ihren Curly Horses, zur andern Hälfte in einer Einrichtung für geistig behinderte Erwachsene.

Angelika Paech hat sich als Reitpädagogin auf zwei Bereiche spezialisiert: Ganzheitliches Reiten ist für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geeignet, die gerne ihre Freizeit mit Pferden verbringen möchten. Dadurch, dass bei Angelika Paech vier Curly Horses, also Lockenpferde, leben, können sich auch Pferdeallergiker ihren Wunsch vom Reiten erfüllen.

„Mein Herz hängt besonders an der Arbeit mit geistig behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten“, sagt Angelika Paech. Deshalb umfasst ihr zweiter Schwerpunkt das heilpädagogische Reiten. Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit motorischen Schwierigkeiten, Entwicklungsverzögerungen, geistigen Behinderungen, Wahrnehmungsstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten können hier eine ganzheitliche Förderung mithilfe der Pferde erfahren. Dabei steht nicht nur das Reiten im Mittelpunkt. Wichtig ist auch der Umgang mit den Pferden, sie beobachten, streicheln, führen und ihre Pflege. Pferde waren schon immer Angelika Paechs Leidenschaft – ihr Mann Werner hat mitgemacht. Als es mit seiner Pferdeallergie immer schlimmer wurde, musste er sein Hobby aufgeben. Doch dann stießen die ­Paechs auf die Pferderasse der Curly Horses. Diese Pferderasse ist hypoallergen, Walter Paech konnte sein Hobby wieder aufnehmen und für Angelika Paech ist diese Eigenschaft ihrer Pferde ein Segen: So können Pferdeallergiker auf ihren Pferden Reitstunden nehmen und allergische Kinder müssen nicht aufs heilpädagogische Reiten verzichten. Inzwischen gehören vier Curly Horses zu den Paechs: Sunny, ein mausgrauer Wallach, Buddy, ein kräftiger, fuchsfarbener Wallach, Cheyenne und Thokéya, beide fuchsfarbene Stuten.

„Jedes Kind sucht sich das Pferd aus, das zu ihm passt“, ist Angelika Paech aufgefallen. „Wenn Kinder beispielsweise lernen, sich durchzusetzen, eine innere Klarheit brauchen, dann suchen sie sich erstaunlicherweise meist Sunny oder Buddy aus – beide Wallache brauchen klare Ansagen. Sunny muss spüren, dass der Reiter der Chef ist, Buddy braucht die Sicherheit „das machen wir, das ist gut“. Und bald haben die Kinder das Erfolgserlebnis, dass die Zusammenarbeit mit dem Pferd klappt“.

Angelika Paech weiß, dass die Kinder ganz viel Geduld mit den Pferden haben, aber auch mit sich selbst, was solche Entwicklungsaufgaben betrifft. „Zarte Kinder, die erstmal sich selbst finden müssen, wählen eher die Stuten“, weiß Angelika Paech. „Deshalb ist es gut, dass wir vier Pferde haben, da kann jeder den richtigen Partner finden.“

Nach der Reitstunde gehen die Kinder heim, für Angelika Paech geht die Arbeit weiter. Die Pferde haben während der Reitstunde mental hart gearbeitet. „Nach der Stunde gähnen sie sogar. Die Pferde nehmen ganz viel auf, als ob sie den Kindern ein Stück weit die Sorgen und Probleme abnehmen würden“, erzählt die Reitpädagogin. So geht es nach der Tagesarbeit zur Entspannung auf die Koppel und an anderen Tagen wird einfach entspannt ausgeritten oder auch mal Bodenarbeit gemacht. „Ich sorge dafür, dass die Pferde abwechslungsreich bewegt werden, die Muskeln gut trainiert sind und sie auch mental gefordert sind. Nur so können sie lange Jahre als Therapiepferde arbeiten und Kindern und Erwachsenen helfen“.

Weitere Informationen zu Angelika Paech und ihrer Arbeit gibt es unter www.menschen-und-pferde.de