Es war eines der großen Wahlversprechen von Bundeskanzler Olaf Scholz: die Erhöhung des Mindestlohns. Im Oktober soll dieser nun auf zwölf Euro angehoben werden. Die Entscheidung stößt auf ein geteiltes Echo. Während Gewerkschaften den Schritt begrüßen, befürchten Arbeitgeberverbände, dass wegen der steigenden Personalkosten Stellen abgebaut werden. Profitieren werden von dem erhöhten Entgelt auch Beschäftigte in der Gastronomie. Einige Experten befürchten jedoch, dass die Branche den erhöhten Mindestlohn nicht stemmen kann, weil sie durch die Corona-Einschränkungen geschwächt ist. Die zusätzlichen Kosten müssten die Gastronomen dann durch höhere Preise an ihre Kunden und Kundinnen weitergeben.
Schmerzgrenze ist erreicht
„Es wird sich nicht vermeiden lassen, die Preise zu erhöhen“, sagt Thomas Eberhardt vom Gasthaus Lamm in Neidlingen. Für die Arbeitgeber kommen zusätzlich zu den zwölf Euro noch das Urlaubsgeld und die Sozialversicherungsabgaben dazu. Damit beliefe sich die Summe auf etwa 16,50 Euro. 12,90 Euro davon fließen direkt an die Angestellten, sagt Eberhardt, der auch Vorsitzender der Fachgruppe Gastronomie beim Hotel- und Gaststättenverband im Kreis Esslingen ist.
„Die Schmerzgrenze ist erreicht, weil ich meine Angestellten in der Gastronomie nicht immer effizient einsetzen kann“, sagt Thomsd Eberhardt. „Es gibt eben auch mal Leerzeiten, die ebenso vergütet werden müssen.“ Daneben dürfe man nicht vergessen, dass die Angestellten neben ihrem Gehalt auch Trinkgeld bekommen. Das beliefe sich auf ungefähr sieben Prozent des Umsatzes. Allerdings gebe es immer noch Gastronomen, die das Trinkgeld nicht an ihre Angestellten weitergeben, kritisiert der Neidlinger Thomas Eberhardt.
Den Wirten fehlen die Rücklagen
„Die Erhöhung des Mindestlohns ist sehr wichtig für die Branche und für die Mitarbeitenden, damit die Gastronomie wieder interessanter für Mitarbeitende wird“, sagt Michael Reinbacher, Geschäftsführer der Alten Wache in Ostfildern. Ihm sei jedoch auch bewusst, dass die Anhebung des Mindestlohns schwierig für die Branche sei, da viele Wirte momentan aufgrund der Lockdowns keine Rücklagen mehr hätten.
Thomas Eberhardt befürchtet, dass viele Arbeitgeber versuchen werden, Personal einzusparen. „So wird wohl der Trend zu Pauschalbuffets und reinem Abholservice zunehmen“, sagt er. Auch Michael Reinbacher geht davon aus, dass viele Gastronomen auf Angestellte verzichten und mehr Fertigprodukte einsetzten werden. „Bei den Restaurants, die frische Küche anbieten, so wie die Alte Wache, wird eine Preiserhöhung unausweichlich sein“, sagt er.