Weilheim und Umgebung

Massen strömen zur Parade der Bewerber

Kandidatenvorstellung In der Limburghalle zeigt sich das große Interesse der Weilheimer an ihrer Bürgermeisterwahl Ende Januar: Die fünf Bewerber zogen über 1 000 Zuschauer an. Von Andreas Volz

Proppenvoll war die Weilheimer Limburghalle: Bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn ließ sich kein Sitzplatz mehr ergattern, und noch immer strömten die Massen. Was hat sie alle mobilisiert? Das Interesse an der Kommunalpolitik. Alle warteten gespannt auf die mehrstündige Kandidatenvorstellung zur Weilheimer Bürgermeisterwahl.

In der Reihenfolge, wie sie am 29. Januar auf dem Stimmzettel zu finden sein wird, präsentierten sich die Bewerber. Den Anfang machte deshalb Hendrik van Woudenberg. Der 60-Jährige begann mit einer „Vorbemerkung“. Er wünschte sich eine sachliche Auseinandersetzung mit den Themen Weilheims und wollte insbesondere „die Anhänger des Amtsinhabers an bewährte demokratische Traditionen erinnern“.

Beruflich ist er immer wieder neue Schritte gegangen. Er war Lehrer, hatte eine eigene heilpädagogischen Praxis und wurde 2004 Geschäftsführer der Ziegelhütte in Ochsenwang. Über seine Verwaltungserfahrung sagte er auf Nachfrage: „Ich bin jetzt schon Leiter einer Verwaltung. Dinge, die mir noch fehlen, kann ich mir erarbeiten. Da bin ich gut geübt.“

Er will „mit allen Menschen aus allen Schichten auf Augenhöhe kommunizieren“. Projekte wie die Sanierung der Limburghalle und des Freibads, die Schulturnhalle der Limburg-Grundschule oder das Lehrschwimmbecken will er in Ruhe angehen und mit allen Beteiligten darüber Gespräche führen. Gleiches gilt neue Gewerbegebiete und eine Umgehungsstraße. Zur Limburghalle sagte er: „Der Standort hier am Standort Helfersbergweg ist für die Stadt sehr wichtig.“

Bürgermeister Johannes Züfle, 36 Jahre alt, will gerne in eine zweite Amtszeit gehen – „nicht um auf dem Erreichten auszuruhen, sondern um das Begonnene fortzusetzen“. In seiner ersten Amtszeit sei das Großprojekt Lindach-Sporthalle umgesetzt worden. Weilheim habe den Ausbau der Kleinkindbetreuung vorangetrieben und auch die Betreuung an der Grundschule eingeführt. An beiden Schulstandorten seien neue Mensen entstanden. In der Wühle seien zudem der Realschulpavillon zu einem Jugendtreff umgebaut und das Mehrzwecksportfeld aufgewertet worden.

Neue Gewerbeflächen würden geschaffen, und die Innenstadtoffensive habe zu einer Belebung des Zentrums geführt. Johannes Züfle will weiterhin „anhand klarer und transparenter Leitlinien“ arbeiten und die Bürgerschaft in die Stadtentwicklung einbinden. Um ihre öffentlichen Einrichtungen habe die Stadt im vergangenen Jahr „hart, aber auch sehr demokratisch gerungen“. Das Ergebnis des Bürgerentscheids zur Kombihalle akzeptiere er „selbstverständlich“. Der Runde Tisch habe inzwischen eine Prioritätenliste erstellt: „Die arbeiten wir jetzt gemeinsam Stück für Stück ab.“

Michael Holz startete mit einem nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag: „Schade, dass wir heute keinen Eintritt für die Limburghalle verlangt haben. Damit hätten wir einiges finanzieren können.“ Der 55-jährige Gastronom sprach von einem „Schlag ins Genick“, den ihm 2014 die Diagnose Prostatakrebs versetzt habe. Inzwischen sei aber alles überwunden: „Ich habe mich da vor der Kandidatur mit meinem Arzt abgesprochen. Ich will ja die nächsten 16 Jahre hier Bürgermeister sein.“

In jungen Jahren habe er in Weilheim die Jugendinitiative mitbegründet und so bereits wichtige erste Einblicke in die Kommunalpolitik erhalten. Dass er sich auch mit der aktuellen Weilheimer Politik intensiv auseinandergesetzt hat, zeigte er am Beispiel des strategischen Entwicklungskonzepts 2025: „Da hat uns die Entwicklung schon längst überholt – bei der Einwohnerzahl, aber auch bei den Gewerbeflächen.“ Zur Finanzierung von Projekten verwies er auf die gute Einnahmesituation Weilheims, aber auch auf interkommunale Zusammenarbeit im Verwaltungsraum – etwa beim Lehrschwimmbecken.

Für die „Politik des Gehörtwerdens, für Transparenz, für das Miteinander, für das Wir“ möchte Sibylle Karle stehen. Die 47-Jährige hat 2013 ein Studium begonnen – mit dem Ziel, Bachelor of Engineering in Landschaftsplanung und Naturschutz zu werden. Studienbedingt hat sie in verschiedenen Praktika seit 2015 Einblicke in kommunale Verwaltungen erhalten. Die Entwicklungsmöglichkeiten für Weilheim sieht sie durch Schutzgebiete stark eingeschränkt. Gleichwohl möchte sie „klare Perspektiven schaffen für Familien“, durch bezahlbare Wohnungen.

Jörg Bauer macht sich für „mehr Bürgernähe“ stark. Der 57-jährige selbständige Fliesenlegermeister hat das Motto: „Mit den Bürgern reden statt prozessieren“. So beanstandet er, dass es nicht in jeder Sitzung des Gemeinderats eine Bürgerfragestunde gebe und dass die Sitzungsvorlagen oft zu dürftig seien. Zur Kommunalpolitik habe er erst vergleichsweise spät gefunden. Auslöser war der Gemeinderatsbeschluss zur Limburghalle. Was die Zukunft der Halle betrifft, will er „überprüfen, was möglich ist, und vielleicht ein ganz neues Konzept finden“.