Weilheim und Umgebung

„Massivholz hat ein Eigenleben“

Handwerk Das Holz eines Baumes, der alleine steht, verhält sich anders, als das eines Baumes, der im Wald gewachsen ist. Wie man als Tischler damit umgeht, zeigt Uli Hepperle aus Neidlingen seinen Lehrlingen. Von Cornelia Wahl

Holz so weit das Auge reicht: Uli Hepperle weiß, wie man mit welcher Holzart arbeiten muss.Fotos: Cornelia Wahl
Foto: Cornelia Wahl

Wer die Treppe zum Büro von Uli Hepperle in Neidlingen hi­naufsteigt, riecht den Duft von naturbelassenem Holz. Die traditionelle Verarbeitung des Rohstoffes im Einklang mit der Natur liegt dem Tischlermeister am Herzen. Und das ist es auch, was er seinen Auszubildenden mit auf den Weg geben möchte.

Tischler
Foto: Cornelia Wahl

In seiner Werkstatt verarbeitet er zusammen mit seinen Lehrlingen und Mitarbeitern überwiegend Holz aus der Region - also Obstbäume aus Neidlingen und Umgebung. Um die Baumstämme überhaupt verwenden zu können, werden sie zunächst aufgesägt und dann getrocknet. Die Techniken, mit denen in seiner Werkstatt gearbeitet wird, sind konventioneller Art. Die Verwandlung des Naturwerkstoffes ist von Anfang bis Ende Handarbeit. Es wird gesägt, gehobelt, verschraubt oder verleimt. Auch die Oberflächenbehandlung wird von Hand gemacht.

„Tischler oder Schreiner ist schon ein anspruchsvoller Beruf“, erzählt Uli Hepperle. Nicht nur Schränke, Tische, Stühle, Küchen, Treppen, Schlafzimmer, Einbauschränke oder Bodenbeläge stehen auf dem Arbeitsplan, mit denen sich ein Tischler beschäftigt. Kenntnisse über die verschiedenen Holzarten sind in diesem Beruf wichtig. „Massivholz ist zum Großteil unberechenbar, weil es ein Eigenleben hat“, erzählt Uli Hepperle. Das hängt mit dem Standort zusammen, wo es gewachsen ist. Das Holz eines Baumes, der alleine steht, verhält sich anders als das eines Baumes, der im Wald gewachsen ist. Das macht die Arbeit mit dem Holz spannend. „Die Erfahrung kommt dann mit der Zeit“, weiß der 54-Jährige.

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Doch nicht nur Kraft, körperliche Fitness, Geschick, Kreativität und räumliches Vorstellungsvermögen sind beim Schreinerberuf gefragt. Auch mit Mathematik, Physik und Chemie sollte man sich auskennen, etwa „wenn es um die Berechnung von Wärmedurchlässigkeitswerten geht“, nennt Uli Hepperle ein Beispiel.

Das erste Jahr der Ausbildung findet „komplett in der Berufsschule statt“, erzählt der Tischlermeister. Es ist die Grundlage. Dort lernen die Auszubildenden beispielsweise den Umgang mit Maschinen und moderner Technik und machen eine Art „Maschinenführerschein“. Der Lehrling kann freiwillig während dieser Zeit ohne Lehrvertrag einen Tag die Woche in einem Ausbildungsbetrieb in die Praxis hineinschnuppern.

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Mit dem zweiten Lehrjahr startet die duale Ausbildung, die in der Hauptsache im Lehrbetrieb absolviert wird. Am Ende der dreijährigen Ausbildung steht als ein Prüfungsteil das Gesellenstück. Der Lehrling plant, konstruiert, zeichnet und baut es in Eigenregie und ohne Aufsicht im Ausbildungsbetrieb entsprechend den Vorgaben. Einen Tipp hat Uli Hepperle für Lehrlinge in spe auf Lager: Wer sich für den Beruf des Tischlers oder Schreiners interessiert, dem empfiehlt er, vor Beginn der Lehre ein Praktikum zu machen.

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Wie die Ausbildungssituation im Bereich der Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen aussieht, weiß Jens Schmitt von der Schreiner-Innung: „In der Vergangenheit haben wir gemerkt, dass Holzberufe generell ein zunehmendes Interesse hervorrufen - das mag am Material liegen, das können aber auch die sehr guten Berufsaussichten sein.“

 

Fakten zur Tischler-Ausbildung

Welcher Schulabschluss ist nötig? Verlangt wird eine abgeschlossene allgemeine Schulbildung: Haupt-, Realschule oder Gymnasium.

Was muss ein Auszubildender mitbringen? Körperliche Fitness, Geschick, Umsicht, Fingerspitzengefühl, Kreativität, räumliches Vorstellungsvermögen, logisches Denken und PC-Grundkenntnisse.

Welche Schulfächer umfasst die Ausbildung? Neben Mathematik, Physik und Chemie stehen unter anderem Werken und Technik auf dem Stundenplan.

Wie lange dauert die Ausbildung zum Tischler/Schreiner? Die Ausbildung dauert drei Jahre. Das erste Ausbildungsjahr stellt die Grundausbildung dar und findet in der Berufsfachschule statt. Dort wird die Theorie vermittelt, und es findet Werkstattunterricht statt. Das zweite und dritte Lehrjahr finden im Betrieb und in der Berufsfachschule statt.

Stehen Prüfungen an? Nach dem zweiten Jahr gibt es eine Zwischenprüfung. Am Ende des dritten Lehrjahres folgt die Gesellenprüfung. Sie umfasst einen fachpraktischen Teil und das Gesellenstück. cw