Weilheim und Umgebung

Mehr als nur Filme

Der künftige Kino-, Kunst- und Kulturverein Weilheim will trotz Aus für Schloss-Lichtspiele durchstarten

Zunächst schien es der Dolchstoß für eine Vision zu sein: Wegen eines massiven Wasserschadens kann das alte Kino in Weilheim nicht wiederbelebt werden. Jetzt aber hat sich eine ganz neue Dynamik entwickelt: Das Städtle soll ein mobiles Kino bekommen – und jede Menge Kunst und Kultur noch dazu.

Der Traum von der Wiederbelebung der Schloss-Lichtspiele in Weilheim ist fürs Erste geplatzt. Dafür könnte die Schlossscheuer in
Der Traum von der Wiederbelebung der Schloss-Lichtspiele in Weilheim ist fürs Erste geplatzt. Dafür könnte die Schlossscheuer in Zukunft immer wieder Kulisse für Filme, Kunst und Kultur sein. Auch in der Vergangenheit gab es Kulturveranstaltungen in dem historischen Gebäude, etwa den Künstlermarkt oder die Theateraufführungen der Theaterspinnerei (kleines Foto).Fotos: Jean-Luc Jacques

Weilheim. Vor Kurzem noch hatte es so ausgesehen, als würde der Traum von der Wiederbelebung des alten Weilheimer Kinos in Erfüllung gehen: Rund 50 Interessierte standen in den Startlöchern, um bei der Sanierung der Räume und dem Aufbau eines Kino-Trägervereins mitzuhelfen. „Die Renovierungsgruppen wollten in diesen Tagen die Sessel ausbauen und gründlich reinigen“, schildert Sandra Schöne von der Weilheimer Innenstadtoffensive, wie weit das Projekt bereits fortgeschritten war. Doch dann kam alles anders.

Während der heftigen Regenfälle im Juni stellte sich heraus, dass Wasser in den Kinosaal der Schloss-Lichtspiele eindringt und bereits immense Schäden angerichtet hat. „Das Ausmaß des Schadens ist so groß, dass eine Sanierung durch die Familie Bernauer und einen noch nicht einmal gegründeten Verein derzeit außer Frage steht“, sagt Sandra Schöne und fügt hinzu: „Wir brauchen nichts zu beschönigen: Das ist erst einmal das Aus für die Schloss-Lichtspiele.“

Auch wenn die Nachricht zunächst ein Schock für alle war – die Verantwortliche der Innenstadtoffensive und die zahlreichen engagierten Kinofreunde wollen sich nicht entmutigen lassen. „Wir gründen trotzdem einen Verein – einen Kino-, Kunst- und Kulturverein“, berichtet Sandra Schöne von den neuesten Entwicklungen. Das bedeutet zum einen: Weilheim wird sein Kino bekommen – allerdings in einer mobilen Variante. „Als mögliche Locations angedacht sind die Schlossscheuer, das Rathausfoyer, der Bertholdsplatz fürs Open-Air-Kino – und vielleicht sogar die Kirche“, erzählt Sandra Schöne. Die mobile Variante habe sogar einen Vorteil: „Wir können dann auch aktuelle Filme zeigen.“ Das liege daran, dass die Anbieter des mobilen Kinos die entsprechenden Rechte besäßen.

Zudem wird Weilheim nun noch mehr bekommen als Filme. „Dadurch, dass wir nicht mehr auf das Kino fixiert sind, können wir unser Angebot viel breiter fächern“, so Schöne. Alles in allem gehe es ja darum, die Innenstadt zu beleben. Dazu sollen unterschiedlichste Kultur- und Kunstangebote beitragen. Visionen hat Sandra Schöne genügend: „Ich könnte mir etwa ein Krimi-Dinner in der Schlossscheuer vorstellen“, sagt sie. Ohnehin sei geplant, das sanierte historische Gebäude gegenüber vom alten Kino viel stärker einzubeziehen. „Die Schlossscheuer hat solch eine tolle Atmosphäre, da kann man ganz viel drin machen“, schwärmt Sandra Schöne. Zum Beispiel schwebt ihr vor, eine Woche lang eine Märchenscheuer einzurichten. „Dabei könnte es dekorierte Märchen-Ecken geben, mit Vorlesern und etwas Schauspiel.“ Längst nicht vom Tisch sei zudem der Traum von einer James-Bond-Nacht mit Filmen und Abendgarderobe. „So ein roter Teppich ließe sich auch vor dem Rathaus auslegen.“

Aber auch Livemusik, ein Poetry-Slam, ein „Dîner en blanc“ – ein Flashmob-artiges Großpicknick, bei dem alle weiße Kleidung tragen – oder eine Streuobstverköstigung mit Whiskey, Most und Apfelsaft stehen auf der Liste. Sandra Schönes Wunsch ist es, auch die Vereine und Gastronomen für die Sache zu gewinnen – und die Jugend. „Es wäre toll, wenn sich noch mehr junge Leute melden würden, die in dem Verein mitarbeiten möchten“, sagt sie. Sie hätten dann auch die Chance, Veranstaltungen und Angebote für die jüngere Generation vorzuschlagen und zu organisieren.

Immer noch eingeladen sind auch Menschen, die im Vereinsvorstand mitarbeiten möchten. „Es haben sich bereits Interessierte gemeldet, aber wir freuen uns über weitere Motivierte“, betont Sandra Schöne.

Derzeit wird die Satzung des künftigen Vereins überarbeitet, bald soll es eine Gründungsversammlung geben. Mit der ersten Veranstaltung an den Start gehen möchte der Verein nach wie vor im Herbst. Bis dahin werden auch die Handwerker-Teams, die eigentlich bei der Sanierung des Kinosaals anpacken wollten, nicht arbeitslos sein. „Wir brauchen zum Beispiel ein mobiles Kassenhäuschen und Stände“, sagt Sandra Schöne. Und so ganz hat sie auch die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass aus der Wiederbelebung der Schloss-Lichtspiele in ein paar Jahren doch noch etwas wird: „Der Kontakt zu Familie Bernauer ist immer noch sehr gut – und das Kino nicht ein für alle Mal aus der Welt.“

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