Weilheim und Umgebung

Mehr auf der hohen Kante als geplant

Haushalt Die Gemeinde Neidlingen kann aufatmen. Höhere Steuereinnahmen füllen die Kassen.

Am 18. Februar hatte das Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt. Symbolbild
Am 18. Februar hatte das Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt. Symbolbild

Neidlingen. Kämmerer kalkulieren normalerweise sehr vorsichtig - wie soll man auch die stetig schwankende Gewerbesteuer korrekt voraussehen? Eingeplant war diese Steuer für 2016 mit 2,5 Millionen Euro, eingenommen wurden fast 4,6 Millionen. Hinzu kamen positive Effekte bei den Ausgaben. So wurde die auf 250 000 Euro geschätzte Dachsanierung der Reußensteinhalle auf 2017 verschoben. Der Unterhaltungsaufwand, der Geschäftsaufwand und die Personalausgaben der Gemeinde blieben alle unter Plan.

Das alles summiert sich: Ging die Gemeinde bei ihrer Zuführung an den Vermögenshaushalt von 463 000 Euro aus, waren es am Ende knapp 3,4 Millionen. Der mit fast 1,3 Millionen Euro prognostizierte Griff in die Rücklage fiel aus, stattdessen ging das Geld in die andere Richtung: Die Rücklage wurden mit fast 2,3 Millionen aufgefüllt. Mit über 8,4 Millionen Euro hat sie zum Jahresende 2016 einen Rekordstand erreicht.

Höhere Gewerbesteuereinnahmen fließen zwar zwei Jahre später zum Teil wieder als erhöhte Umlage ab. Trotzdem hat sich die finanzielle Situation von Neidlingen 2016 weiter entspannt. Das wirkt sich auch auf die Verschuldung aus. Weil die Gemeinde im Jahr 2016 ihre alten Schulden planmäßig getilgt hat und keine neuen Schulden aufnahm, sank die Pro-Kopf-Verschuldung zum Jahresende von 463 auf 401 Euro.

Das ist allerdings noch nicht die ganze Wahrheit, denn im Eigenbetrieb Wasserversorgung stecken weitere Schulden. Sie sind jedoch ebenfalls gesunken, von zuvor 320 Euro auf nun 295 Euro pro Kopf. Ursprünglich hatte die Gemeinde Neidlingen bei der Wasserversorgung ein kleines Minus erwartet, trotz der in den vergangenen Jahren mehrmals erhöhten Preise. Da aber mehr Wasser als erwartet verkauft wurde und die Ausgaben geringer waren, kam ein Plus von gut 37 000 Euro heraus. Damit sind die Verluste der Vorjahre, welche die Wasserversorgung vor sich herschob, endlich komplett ausgeglichen. Zudem kann das noch zu dünne Eigenkapital aufgestockt werden - auch wenn das Ziel einer Eigenkapitalquote von 30 Prozent noch nicht erreicht wird, die Wasserversorgung nähert sich ihm an. Mehr Eigenkapital bedeutet weniger Kassenkredite und damit weniger Zinsen, welche die Kunden über den Wasserpreis bezahlen müssen. Der Wasserverlust lag 2016 bei rund fünf Prozent, das ist ein sehr guter Wert. Vor einigen Jahren waren es noch mehr als zwölf Prozent gewesen.

Bald sind allerdings Begriffe wie die „Zuführungsrate“ in Neidlingen Geschichte, dort steht noch die in anderen Kommunen schon länger vollzogene Umstellung auf das „Neue Kommunale Haushalts- und Rechnungswesen“ (NKHR) an. Peter Dietrich