Weilheim und Umgebung

Mit den Tauben unter ein Dach gezogen

Fest Ursula und Karl Mack aus Weilheim feiern am morgigen Donnerstag diamantene Hochzeit.

Sechs Jahrzehnte Ehe: Ursula und Karl MackFoto: Markus Brändli
Sechs Jahrzehnte Ehe: Ursula und Karl MackFoto: Markus Brändli

Weilheim. „Für mich war es Liebe auf den ersten Blick - und sie hat bis heute gehalten“, sagt Karl Mack. 60 Jahre ist es her, dass er seine Frau Ursula in der Weilheimer Peterskirche vor den Traualtar geführt hat: Am morgigen Donnerstag feiert das Ehepaar diamantene Hochzeit.

Kennengelernt haben sich die beiden bei einem Betriebsausflug. Ursula Mack war nach dem Krieg aus Schlesien nach Braunschweig gekommen und 1953 zu einem Onkel nach Uhingen gezogen. „Sonst hatte ich hier keine Verwandten“, erzählt die 82-Jährige. Sie begann, bei einer Hemdenfirma in Göppingen zu arbeiten. Zu besagtem Ausflug ihrer Firma brachte eine ihrer Kolleginnen dann nicht nur ihren Bräutigam mit, sondern auch dessen Bruder: Karl Mack. Zwischen dem gebürtigen Weilheimer und Ursula Mack funkte es sofort. „Verstanden hat sie mein Schwäbisch damals zwar nicht - imponiert haben muss ich ihr trotzdem“, erinnert sich der 83-Jährige schmunzelnd zurück. Ursula Mack zog nach Weilheim, das Paar heiratete und bekam zwei Söhne. Heute haben die Macks auch drei Enkelkinder.

In Karls Macks Leben gab es aber noch eine zweite Liebe: „Brieftauben“, verrät er. Von seinem zehnten Lebensjahr an besaß er Tauben. Mit ihnen hat es der Weilheimer weit gebracht: „1975 war ich deutscher Meister mit ihnen“, erzählt er. Blitzschnell schafften es seine Tiere etwa von Paris, Le Mans und Budapest zurück in die Zähringerstadt. „Bei Rückenwind braucht eine Taube sechs Stunden von Paris bis hierher“, weiß Karl Mack und sagt stolz: „Wenn ein Brieftaubenzüchter mal eine Goldmedaille bekommt, ist das viel. Ich habe in einem Jahr sogar zwei erhalten.“ Insgesamt heimste er sieben Mal Gold ein.

Rund 100 Brieftauben lebten bei den Macks unter dem Dach. „Das hat viel Arbeit gemacht“, gibt Ursula Mack zu. Karl Mack war 15 Jahre lang Vorsitzender des Kirchheimer Brieftaubenzüchtervereins, holte Zuchttiere aus Belgien und verkaufte eigene Nachzuchten weiter. 1987 war dann Schluss: „Unser Dach wurde saniert, und ich habe alle Tauben verkauft.“

Von Beruf war Karl Mack Mechaniker. „Ich habe bei Faber und Becker in Weilheim gelernt“, erzählt er. Später wechselte er zur Firma Kächele und zu Krempel Wepamat. Besonders tat sich Karl Mack durch seine Schweißkenntnisse hervor. „Ich war der Schweiß-König vom Kächele“, erzählt er augenzwinkernd.

In ihrer Freizeit kümmerten sich die Macks noch bis vor wenigen Jahren um ihre Obstbäume. Rund 250 Apfelbäume, 100 Kirschbäume, Mirabellen- und Zwetschgenbäume mussten gepflegt und abgeerntet werden. „Da hat man sich von einer Frucht zur anderen schaffen müssen“, sagt Ursula Mack. Parallel dazu bewirtschaftete Karl Mack Waldflächen und schaffte regelmäßig Holz für den Ofen heran. Ursula Macks Rezept für eine solch lange Ehe lautet dementsprechend: „Schaffen, schaffen schaffen.“ Bianca Lütz-Holoch