Weilheim und Umgebung

Mit Hammer und Meißel unterwegs

Ferien Großen Spaß hatten die Kinder im Schieferbruch Kromer in Ohmden, organisiert von der Jugendabteilung des Musikvereins Holzmaden, denn alle fanden persönliche Schätze. Von Sabine Ackermann

Manch einer rückte den Schieferlagen dynamisch zu Leibe. Andere gingen die Suche feinfühliger an. In jedem Falle wurden die Funde feinsäuberlich gestapelt und mit nach Hause genommen.

„Darf ich das behalten“? Fragend schaut Tamara zu Katja Hannig-Fischer und die Geologin, die man auch bei Führungen im Urweltmuseum Holzmaden trifft, gibt nickend ihre Zustimmung. Stolz wie Bolle wandert der „Stein mit braunen Flecken“ zu einem Haufen mit anderen Fossilien. „Das kommt in meine Schatzkiste, da sind schon alle möglichen Sachen drin“, erzählt Tamara und verrät, dass sie auch schon mit ihrem Opa rumgeklopft habe. Schaut man sich auf dem großzügigen Gelände des Schieferbruchs um, scheint es vor lauter jungen Archäologen fast zu wuseln. Ob die Kinder da am Schluss noch den Durchblick behalten? Überall verteilt sieht man Kinder, professionell mit Hammer und Meißel ausgestattet. „Profis“ haben sogar dicke Arbeitshosen und spezielle Arbeitshandschuhe an - sicher ist sicher. Manche klopfen konzentriert mit seichten Schlägen, andere wiederum hauen drauf, dass die Schieferplatte in kleine Stückchen bricht. Egal wie klein oder groß, die selbstgeklopften Exemplare landen sofort in der Jackentasche oder in einem Stoffbeutel.

Manch einer rückte den Schieferlagen dynamisch zu Leibe. Andere gingen die Suche feinfühliger an.
Manch einer rückte den Schieferlagen dynamisch zu Leibe. Andere gingen die Suche feinfühliger an.

Wahre Schätze

Kinder und Steine - das passt. Fasziniert davon werden diese im Garten, Wald, auf der Straße oder am Strand gesammelt, vielleicht bemalt, aber fast immer wie ein Schatz gehütet. Am Sonntagnachmittag waren sie quasi im Paradies - durften im Schieferbruch Kromer in Ohmden nach Herzenslust nach Fossilien suchen, sammeln und auch mit Hammer und Meißel bearbeiten. Entferntes Gewittergrollen kurz vor dem Treffpunkt berechtigte zu der Frage: Gehen wir oder nicht? Regnet es oder nicht? Immer ein Risiko, denn der Wettergott ist ja oft unberechenbar. Sarah Luik musste sich als Veranstalterin entscheiden, ob das kollektive Steineklopfen stattfindet oder nicht. „Im letzten Jahr hat es leider nicht geklappt“, verrät die Jugendleiterin vom Musikverein Holzmaden, die ansonsten Klarinette spielt und froh über jedes neue Mitglied wäre. „Vielleicht kommt in den Ferien noch eine Aktivität von uns“, erzählt sie und muss sich da natürlich wie alle nach der neuesten Corona-Verordnung richten.

Ganz vorsichtig die Schichten trennen.
Ganz vorsichtig die Schichten trennen.

Rund 13 Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis elf Jahren hatten sich für den Besuch im Schieferbruch angemeldet, zwei der Kinder wurden von ihren Müttern begleitet. Lara (8) und Lilly (6), die zwei Schwestern sind voll konzentriert bei der Sache. Von wegen nichts für Mädchen. Die stehen den Jungs in nichts nach. „Hier ein Ammonit“, zeigt sie stolz ihr herausgeklopftes Fundstück und verrät, dass sie keine Angst hat, sich auf die Finger zu hauen. „Stopp“, reagiert sie sofort auf Mamas Ansprache und beide schauen, ob das Riesending mit der Schnecke seine endgültige Form gefunden hat.

Interessiert hören die etwas Älteren wie Luis zu, wenn die Erwachsenen von den versteinerten Tieren erzählen. Zum Beispiel von den Ammoniten, den Schnecken ähnlichen Kopffüßlern, die rückwärts geschwommen sind. „Das klappt mit den Kindern super“, lobt Katharina Oeffinger, die wie ihr Bruder Robin ihre Mitmusikerin Sarah Luiz beim Schülerferienprogramm unterstützt. „Hier, guck mal!“, „Ist der Stein aber schön“ oder „Da wird mein Papa aber staunen“ - die Jungen und Mädchen scheinen alle im Glück zu sein und lassen sich auch von den paar Regentropfen nicht aufhalten.

Der Schieferbruch macht nicht nur Kindern Spaß.
Der Schieferbruch macht nicht nur Kindern Spaß.

Schieferbruch Kromer

Die Fossilien gewähren Einblick in den Lebensraum eines Schelfmeeres, welches vor etwa 180 Millionen Jahren in Mitteleuropa existierte. Neben perfekt erhaltenen Skeletten von Wirbeltieren, Stachelhäutern, Krebsen und Schalen von Weichtieren sind auch Reste der Weichkörper mit Hautabdrücken und Organresten erhalten.

Bei Posidonienschiefer handelt es sich um einen feinlaminierten Mergelstein. Zur Zeit seiner Entstehung wurde der Schlamm durch die Last darüber liegender Schichten auf ca. ein Zwanzigstel seines Volumens zusammengepresst und entlang der Schichtflächen schieferartig aufgespaltet. Viele Fossilien sind deshalb nicht plastisch, sondern flachgedrückt als dünne Häutchen erhalten.ack