Weilheim und Umgebung

Mit Herzblut für Aichelberg antreten

Wahl Am Sonntag, 21. Mai, wählen die Aichelberger ihren Bürgermeister. Der Amtsinhaber Martin Eisele hat mit Marcel Straub einen Konkurrenten. Von Jürgen Schäfer

Die Bewerber für den Bürgermeisterposten in Aichelberg: Amtsinhaber Martin Eisele (links) und sein Herausforderer Marcel Straub.
Die Bewerber für den Bürgermeisterposten in Aichelberg: Amtsinhaber Martin Eisele (links) und sein Herausforderer Marcel Straub.Foto: Staufenpress

Das Bürgerhaus in Aichelberg war mit 180 Zuhörern rappelvoll. Amtsinhaber Martin Eisele und Herausforderer Marcel Straub bekundeten beide ihre Liebe zu Aichelberg. „Aichelberg ist meine Geliebte, die auch meine Frau akzeptiert“, erklärte Eisele. Marcel Straub formulierte es poetisch: „Im eigenen Land geht die Sonne am schönsten auf.“

Der 58-jährige Eisele, der in Kirchheim wohnt, wo er seine Laufbahn begonnen hat, empfahl sich mit dem Blick „von innen und außen“ auf Aichelberg, das sozusagen die zweite Heimat seiner Familie geworden sei. Der Ort brauche einen neutralen und unabhängigen Schultes, nur dies verleihe Stärke und Durchsetzungskraft. Straub versprach hingegen „frischen Wind“ und sieht es als Stärke, dass er aus dem Ort kommt und hier verwurzelt ist. Er habe sich immer schon engagiert - bei Arbeitsdiensten, im Vereinsausschuss, in der täglichen Einsatzbereitschaft bei der Feuerwehr. „In der Dorfgemeinschaft habe ich meinen Lebensmittelpunkt gefunden.“ Dass da­raus im Falle der Wahl eine „Vetterleswirtschaft“ erwachsen könnte, wie das ein Zuhörer ansprach, verneinte er. Er sei ein ehrlicher, aufrichtiger Mensch und wolle keine zweifelhaften Entscheidungen. Der 27-Jährige hört auch, dass er als Kandidat vergleichsweise jung sei und sagt: Es komme auf die Reife und den Ideenreichtum an.

Eisele strebt eine Ganztagsbetreuung im Kindergarten im Rathaus an, dafür soll es einen Anbau geben. Der soll bis Ende des Jahres geplant sein, in 2019/2020 könne er stehen. Er nehme gerne mit, so Eisele, was eine Zuhörerin fordert: die Betreuungszeiten im Kindergarten um ein oder zwei Stunden zu verlängern. Straub, der als Hauptamtsleiter in Riederich im Kreis Reutlingen in dem Thema drin ist, will herausfinden: „Was sind die Bedürfnisse: mehr verlängerte Öffnungszeiten, Ganztagsbetreuung?“

Einig waren sich die Kandidaten im Sanierungsbedarf für Kanäle und Wasserleitungen. Straub wollte keine Senkung des hohen Wasserzinses in Aussicht stellen, solange die Wasserverluste hoch seien. Auch bei der Grundsteuer machte er einem Fragesteller keine Hoffnungen. Aichelberg brauche das Geld.

Wohnen und Gewerbe: Eise­le verfolgt neue Wohnbau- und Mischbauflächen in „Aichelberg-Süd“, unterhalb des Bürgerhauses. Er stehe voll hinter den Plänen für ein interkommunales Gewerbegebiet entlang der Autobahn. Er hoffe nicht zuletzt dank seiner „guten Kontakte nach Stuttgart“ auf eine zeitnahe Start­erlaubnis. Straub will auch mehr Gewerbe, das brauche die Gemeinde, aber mit Maß und Ziel. Man müsse nicht die kompletten 13 Hektar an der Autobahn zubetonieren. Das dürfe nicht unverhältnismäßig zulasten der Nah­erholung gehen. Aichelberg sei ein attraktives Ausflugsziel in der Region.

Für die Jugend gibt es jetzt einen zweiten Bauwagen. Ei­sele führt das gerne an. Ein Zuhörer will mehr: Bauwagen und Jugendfeuerwehr seien nicht Heimat für alle Jugendlichen. Was könne man anderen bieten? Eise­le gibt den Ball zurück: Jugendliche dürften gerne mit Vorschlägen kommen. Für Straub ist damit das Thema Jugendhaus angesprochen. Man müsste Gespräche mit der Kirche führen oder ans Bürgerhaus denken. Ein Verein müsste das in die Hand nehmen. „Die Gemeinde kann’s nicht.“

Eisele legt sich in Sachen Kompostplatz fest: Er halte es für unzumutbar, wenn die Aichelberger auf Dauer nach Hattenhofen fahren müssten. Er sei für die Kooperation mit Zell, die der Gemeinderat zunächst abgelehnt hat und noch mal überdenken will.

Der Schultes zieht Bilanz der letzten acht Jahre: eine erfolgreiche Haushaltskonsolidierung, die Umwandlung des Campingplatzes von einem „Fass ohne Boden“ in ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das stattlichen Erbbauzins bringe, die lukrative Beteiligung am Gewerbepark in Zell. Seit 2009 sei es ihm gelungen, „die stolze Summe von fast 1,4 Millionen Euro an Zuschüssen an Land zu ziehen.“ Eisele betont: Basis des Erreichten sei ein gutes und gedeihliches Miteinander gewesen.

Straub sieht Aichelberg als Heimat für alle Generationen. Es soll eine familienfreundliche Kommune sein, das Ehrenamt sei der Schlüssel zu einer funktionierenden Gesellschaft. Fehlende Wohnbauplätze machten den Jungen zu schaffen.