Weilheim und Umgebung
Mit Leidenschaft ins neue Amt

Interview Auf die neue Bürgermeisterin von Aichelberg warten spannende Aufgaben und viele Themen. Das „Wir-Gefühl“ ist Heike Schwarz wichtig. Von Jürgen Schäfer

Herzlichen Glückwunsch zum Wahlerfolg. Sicher haben Sie unzählige Glückwünsche bekommen.

Heike Schwarz: Vielen Dank, Ja, die „Glückwunschserie“ dauert an. Menschen, die ich lange nicht gesehen habe, wie meine frühere Lehrerin, freuen sich mit mir. Auch viele Bürgermeister vom Landkreis Göppingen haben mir gratuliert.

Sie haben eine starke Familie. Was hat die denn gesagt, als sie in Aichelberg kandidieren wollten?

Schwarz: Wir haben das natürlich besprochen. Alle waren sofort einig und stärkten mir den Rücken.

Hatten Sie früher auch schon mal daran gedacht, sich zu bewerben? 

Zuvor hätte es meine familiäre Situation nicht zugelassen. Dann genau in der Interimszeit, als ich an den Wochenenden im Holzmadener Rathaus saß, dachte ich mir: Das wäre schon was für mich, das wäre genau mein Ding.

In Holzmaden zu kandidieren, das war für Sie kein Gedanke?

Ich habe es mir tatsächlich kurz überlegt. Weil immer mehr Holzmadenerinnen und Holzmadener auf mich zugekommen sind. Aber im eigenen Ort, das wollte ich nicht.

Dort sind Sie ja Gemeinderätin. Was war Ihre Motivation?

Ich wollte ehrenamtlich aktiv werden. In keinem anderen Gremium kann man so viel bewegen. Mein Vater, mein Schwiegervater und mein Patenonkel waren auch schon Gemeinderäte. Als ich dann während meiner Elternzeit von der Freien Wählervereinigung gefragt wurde, sagte ich spontan zu.

Was war da alles in 17 Jahren?

Wir konnten unsere Sitze von drei auf fünf erhöhen. Trotz Investitionen in die Infrastruktur hatten wir bis vor Kurzem einen schuldenfreien Haushalt. Highlights gab es viele. Der Umbau des Feuerwehrhauses, zum Beispiel.

Wann hören Sie in Holzmaden auf?

Dazu kann ich noch nichts sagen. Ich konnte mich mit meinem Team so kurz nach der Wahl noch nicht abstimmen.

Jetzt also Aichelberg. Wie gut kannten Sie denn diesen Nachbarort?

Ich habe in Aichelberg mehrere Schulkameraden. Somit war ich bei der einen oder anderen Gelegenheit in Jugendtagen dort.

Wie war das, als Sie sich über die Gemeinde Aichelberg informiert haben?

Ich habe eine interessierte, intakte Dorfgemeinschaft, eine vielfältige Vereinslandschaft und eine gut funktionierende Feuerwehr kennengelernt. Mit den liebenswerten Menschen, der schönen Lage der Gemeinde mit der perfekten Größe für mich, um Bürgernähe zu leben – da war’s um mich geschehen.

Gruibingen leidet schwer unter der Autobahn. Wie ist es für Holzmaden und Aichelberg?

Als Holzmadenerin bin ich damit aufgewachsen und natürlich hört man sie. Bei Lärmschutzmaßnahmen muss man jede Option nutzen. Ein Segen ist sie sicher für unseren Bäcker, die Gastronomie, den Penny-Markt. Es ist eine gute Anbindung nach Stuttgart oder München. Das macht auch einen guten Gewerbestandort aus.

Sie haben Aussichten auf ein Interkommunales Gewerbegebiet. Mit dem Flächenverbrauch, mit dem Erscheinungsbild haben Sie keine Probleme?

Der Flächenverbrauch ist da, ja. Aber wenn es hier nicht entsteht, dann woanders, weil der Bedarf vorhanden ist. Zum Erscheinungsbild Autobahn, ICE-Trasse und Stromleitung passt es eigentlich ganz gut. Natürlich muss man darauf achten, dass die Wohnqualität nicht beeinträchtigt wird, ebenso auf ökologische Gesichtspunkte. 

Ihre Vision ist, dort auch ein Gesundheitshaus zu bekommen. Müssen Sie da dicke Bretter bohren?

Überall liest und hört man vom Ärztemangel. Da müsste es doch möglich sein, den Ärzteschlüssel entsprechend anzupassen.

Aichelberg hat die neue Bahntrasse. Ist das eine Belastung?

Ja, klar. Das wird ein zusätzliche Lärmquelle. Allerdings konnten wir vom Bau mit Gewerbesteuereinnahmen profitieren. Außerdem bekommen wir ein Feuerwehrfahrzeug, Gerätewagen und Logistik von der Bahn. Die Feuerwehr wird für Tunneleinsätze ausgebildet und steht dann auch zur Verfügung.

Mit offenen Armen sind Sie in Aichelberg empfangen worden. Wie sah das aus?

Zum Beispiel kam gleich nach Bekanntgabe meiner Bewerbung eine Aichelbergerin auf mich zu und hat mich zu sich nach Hause eingeladen, um mich kennenzulernen. Ja, ich bin von Haus zu Haus gegangen. Sehr viele haben schon gewusst, wer ich bin. Sehr oft begegnete mir der Ausdruck ‚Glücksfall‘ und viele sagten, sie brauchten keinen weiteren Bewerber. Überall – in den Vereinen, Firmen, im Frauenkreis und in der Verwaltung wurde ich herzlich aufgenommen.

Was, glauben Sie, ist den Aichelbergern wichtig?

Ihnen ist das „Wir-Gefühl“ und Zusammenhalt wichtig. Sie möchten über das Gemeindeleben informiert werden. Vielen ist natürlich auch ein solider Haushalt wichtig. Thema war auch die Parksituation, bedarfsgerechte Kinderbetreuung, die Busverbindung und zusätzliche Bestattungsformen.

Welche Themen werden Sie zuerst anpacken?

Zuerst werde ich die Post der letzten sechs Wochen abarbeiten. Dann werde ich mir die Akten der laufenden Projekte vornehmen. Das Baugebiet Alte Steige-Süd, das Gewerbegebiet Kreuzäcker, der Rathausumbau sind Themen, die gleich anstehen.