Weilheim und Umgebung

Müssen die Retter gerettet werden?

Ausblick Sinkende Mitgliederzahlen und immer mehr unbesetzte Stellen bereiten dem DRK Kirchheim-Nürtingen Sorgen. Der Verband setzt auf die aktive Jugendarbeit. Von Thomas Krytzner

Die Landessieger kommen aus Neidlingen. Foto: Thomas Krytzner
Die Landessieger kommen aus Neidlingen. Foto: Thomas Krytzner

Der Kreisverbandsvorsitzende Rolf Siebert blickte an der Kreisversammlung zwar auf ein erfolgreiches Jahr zurück, doch die stetig abnehmende Zahl an Fördermitgliedern und die vielen unbesetzten Stellen sorgen für Wermutstropfen. 87 Delegierte waren in die Reußensteinhalle nach Neidlingen gekommen, um sich über die Jahresberichte des Verbandes zu informieren. Uli Hepperle, der stellvertretende Bürgermeister von Neidlingen, freute sich, eine Premiere in der Geschichte des DRK-Kreisverbandes zu erwähnen: „Die Organisation und Bewirtung der Versammlung wird durch das örtliche Jugendrotkreuz bewältigt. Das gab es noch nie.“ Renate Kottke, Landesdirektorin der Bereitschaften, hob das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer hervor. Sie richtete ihr Augenmerk auf die Jugendarbeit im Verband, und das sei auch im Sinne des Bereitschaftspräsidenten, Dr. Lorenz Menz, wie Renate Kottke bekräftigte. „Ein lebendiges Jugendrotkreuz bietet den Grundstein für eine lebenswerte Gesellschaft. Menschen zu helfen, ist ein Gewinn für die eigene Persönlichkeit.“ Zur Jugend des Roten Kreuzes zählen über 230 Mitglieder in 18 Gruppen.

Etwas ratlos steht der Vorstand des Kreisverbandes den sinkenden Mitgliederzahlen und dem fehlenden Fachpersonal gegenüber. Vor allem im Personalbereich wird es immer schwieriger, wie Rafael Dölker, Geschäftsführer des DRK-Unternehmensverbundes, erläuterte. „Unsere Anforderungen an die Lebensretter und Betreuer sind hoch, und gut ausgebildetes Personal ist sehr gefragt.“ Wie Dölker berichtete, herrsche um die Mitarbeiter ein wahrer Kampf. „Die verschiedenen Rettungsdienste in der Region jagen sich gegenseitig die Retter ab.“ Dazu komme, dass es immer mehr Rettungsstationen in Wohnortnähe der Mitarbeiter gäbe. „Da ist der Arbeitsplatzwechsel verständlich, wenn der Rettungsassistent den kürzeren Arbeitsweg bevorzugt.“ Kreisgeschäftsführer Klaus Rau bringt es auf den Punkt: „Wir wissen momentan nicht, wie wir die offenen Stellen im Kreisverband besetzen können.“ Nahezu 1 000 Retter und Betreuer sind in den neun Bereitschaften unterwegs, um Leben zu retten oder Leben lebenswert zu gestalten. Der Kreisverband Kirchheim-Nürtingen investierte im vergangenen Geschäftsjahr in neue Bauten und Fahrzeuge. „Im März haben wir das Katastrophenschutzzentrum in Owen eingeweiht, und im Herbst dieses Jahres bekommen wir das neu bestellte Einsatzleiterfahrzeug.“ Rund 160 000 Euro kostet diese Anschaffung und wird von der DRK-Zukunfts-Stiftung mit 60 000 Euro bezuschusst. „Wir brauchen das Fahrzeug dringend, um den Anforderungen im Katastrophenschutz und dem immer komplexer werdenden Einsatzgeschehen gerecht zu werden“, betont Klaus Rau. Er bezeichnet den Kreisverband als lebendiges Organ und verweist auf die Grundvoraussetzungen einer erfolgreichen DRK-Arbeit: „Die Stärkung des Idealvereins und die Erhaltung der Wirtschaftskraft gehören zur Basis wie die Förderung des Ehrenamtes und die Erhaltung der Arbeitsplätze in der Einrichtung.“ Er lobte die Zusammenarbeit zwischen hauptamtlichen Mitarbeitern und den ehrenamtlichen Helfern.

Im Gastgeberort Neidlingen gibt es eine der größten Jugendabteilungen des DRK-Kreisverbandes. An zehn Orten des Einzugsgebietes bilden 39 ehrenamtliche Gruppenleiter die jungen Retter zu Schulsanitätern aus. Daneben wird aber auch der sozialen Kompetenz viel Wert zugeschrieben, wie der Kreisgeschäftsführer, Klaus Rau, berichtete. „Die Aktivitäten des Jugendrotkreuzes sind breit gefächert, die wöchentlichen Gruppenabende sind gut besucht.“ Weder Religion noch Herkunft spielen im multikulturellen Jugendverband eine Rolle. Rau ist optimistisch: „Die aktive Jugendarbeit sichert den Bestand unserer Bereitschaften und die Zukunft unseres Kreisverbandes.“

Ehrungen

Beim Kreiswettbewerb siegte bei den Bambinis (sechs bis neun Jahre) die Gruppe aus Weilheim unter der Leitung von Annerose Höpper. Bei den Zehn- bis Zwölfjährigen stand ebenfalls Weilheim ganz oben auf der Siegertreppe. Die Betreuer der Gruppe Linsenhofen, Sandra Kottler und Tilman Bahr, freuten sich, dass ihre 13- bis 16-jährigen Schützlinge in der Stufe zwei den ersten Platz belegten.

Eine besondere Ehrung gab es für die Landessieger aus Neidlingen. In den Altersstufen zwei und drei setzten sich die jungen Rotkreuzler unter der Leitung von Claudia Höflinger jeweils gegen andere Teams durch.kry