Weilheim und Umgebung

Muttertagsmenüs gibt es diesmal „to go“

Tradition Eigentlich ist es einer der betriebsamsten Tage der Gastronomen. Viele Restaurants sorgen dafür, dass der Tag trotz Corona kulinarisch wird. Von Sabine Ackermann

Matthias Kübler und sein Team vom Hotel Fuchsen zaubern entsprechende Köstlichkeiten zum Muttertag. Foto: Sabine Ackermann
Matthias Kübler und sein Team vom Hotel Fuchsen zaubern entsprechende Köstlichkeiten zum Muttertag. Foto: Sabine Ackermann
Einer der Vorschläge für ein Muttertagsmenü zum Mitnehmen. Foto: Sabine Ackermann
Einer der Vorschläge für ein Muttertagsmenü zum Mitnehmen. Foto: Sabine Ackermann

Heute bleibt die Küche kalt - wir gehen in den Wienerwald. Die Älteren werden diesen Werbeslogan noch im Gedächtnis haben. Doch nach 2020 bleiben auch an diesem Sonntag genau wie an Ostern und voraussichtlich auch zu Pfingsten Stühle und Tische leer - nur in der Küche herrscht nach wie vor reger Betrieb. „To go“, also „zum Mitnehmen“, ist das Zauberwort, das seit vielen Monaten im Lockdown die Gastronomie am Leben hält.

„Genießen Sie die Fuchsen-Frischeküche zu Hause“, steht auf dem Menü-Zettel zum Muttertag mit der Bitte, spätestens bis Freitag zu bestellen und bei der Abholung auch an eine Box oder Wanne zu denken, um das verpackte Essen zu transportieren. „Die Suppe wird in Schraubgläsern abgefüllt“, erklärt Matthias Kübler, der seit 2011 Eigentümer des Hotel-Restaurants Fuchsen in Kirchheim ist. Sowohl bei der Vorspeise als auch im Hauptgericht gibt es weißen und grünen Bruchsaler Spargel in unterschiedlichen Varianten. Mal als Salat oder Süppchen, jeweils ergänzt mit Schinken-Biskuit oder bei den drei zur Präferenz stehenden Hauptgängen mit Hollandaise. Zur Auswahl stehen eine Tranche vom rosa Kalbsrücken mit Frühlingsmorcheln und Owener Kartoffelgratin oder gegrilltes Filet von der Forelle mit Safransoße und Owener Kräuterkartoffelklößchen. Die Vegetarierer dürfen sich auf cremige Waldpilze, gebackene Pilzkrapfen, Polenta-Schnitte sowie geschmolzene Strauchtomaten freuen. Den süßen Abschluss bilden dunkle Schweizer Schokolade, Mango-Gelee, Tiramisu-Creme, frische Erdbeeren und gepoppte Quinoa. Für die Jüngsten gibt es ein Kalbsrückensteak mit Karottengemüse, Spätzle und Rahmsoße sowie Vanillecreme mit Erdbeeren und Smarties. „Bis Silvester lief es noch gut, seit Januar geht’s bergab“, zieht ­Matthias Kübler sein Fazit über die neun Monate, in denen das Restaurant geschlossen ist. Als Küchenmeister mit Leib und Seele bedauert er, dass durch „to go“ eher die einfachen Gerichte gefragt sind. „In Boxen verpackt ist nicht alles machbar, es fehlt wie bei den filigranen Beilagen der Wow-Effekt.“

Tino Knoof vom Schäferhof bereitet seine Hollandaise vor. Foto: Sabine Ackermann
Tino Knoof vom Schäferhof bereitet seine Hollandaise vor. Foto: Sabine Ackermann

„Uns schmeckt es wunderbar, wir sind zufrieden, würden uns aber lieber reinsetzen“, verrät Dietmar Schreiter aus Zell unter Aichelberg, der sein „Familienblechle“ im dortigen Restaurant Schäferhof abholt. Es ist Sonntag, eine Woche vor dem Muttertag: Coronakonform gut getaktet geht ein Blechle ums andere über die Theke. Während Veronika Schnell aus Holzmaden immer wieder dort kochen lässt, berichtet Britta Mayer aus Bad Boll: „Ich habe davon im Blättle gelesen und will es mal probieren.“ Seit Langem läuft das „Familienblechle“ quasi wie geschnitten Brot. Tino Knoof, seit 2014 mit seiner Frau Claudia Inhaber des Schäferhofs, hat sich mit seinen Mitarbeitern auch zum Muttertag ein tolles Menü einfallen lassen. Bis Samstag um 18 Uhr kann man den „Muttertagslunch für dahoim“ ab zwei Personen bestellen, verrät der 38-Jährige, der einst in der Weilheimer Limburghalle für bis zu 800 Gäs­te kochte. Antipasti mit Landschinken aus Spanien, Mozzarella-Tomatenspieße, Räucherlachsscheiben, Tatar von der Räucherforelle und Tafelspitzsülze bilden mit weiteren Zutaten die Vorspeisenplatte. Danach folgen gekräuterte Hähnchenbrust, Schweine-Medaillons im Speckmantel, kleine Schweineschnitzel mit Spätzle, Salzkartoffeln, Bratensoße, Hollandaise sowie Stangenspargel und als Nachtisch frische Erdbeeren mit braunem Schokoladenmousse im Glas.

Claudia Knoof bereitet vorab schon das Mehrweg­geschirr für den Transport vor. Foto: Sabine Ackermann
Claudia Knoof bereitet vorab schon das Mehrweg­geschirr für den Transport vor. Foto: Sabine Ackermann

Aufgrund der großen Nachfrage, beschränkt sich Martin Lehmann von „Queens Restaurant, Bar & Catering“ auch am Muttertag auf das Sonntagsfrühstück, das schon zu Ostern super angekommen sei. Im „1. Onlineshop der Gastronomie Kirchheims“ gibt es aber auch weitere Angebote. Zudem liefert sein fünfköpfiges Fahrer-Team „auf Wunsch auch bis vor die Haustür“. Bestellen und abholen kann man unter anderem: Lachs, Weißwurst, Croissants, Fruchtsalat, Müsli, Wurst, Käse und Rührei, nicht zu vergessen den Piccolo zum Wachwerden. Der Besitzer eines Food-Trucks ist wie Matthias Kübler und Tino Knoof im „neuen Mehrweg-Netzwerk für Essen to go“, liefert seine Speisen in der auberginefarbenen „reCIRCLE-Mehrwegbox“ aus. Das Motto: „100-mal auffüllen statt 100-mal wegwerfen“.

„Was wären wir ohne unsere Mütter“, sagt Uli Hokenmaier vom Restaurant Bürgerkeller in Schlierbach. Der Koch, der seit 1981 mit Leidenschaft seiner Berufung nachgeht, hat sich an Muttertag wieder etwas Neues einfallen lassen. Als Vorspeise gibt es bei ihm ein Duett von Räucherlachs und Forelle im Kräuterflädle, alternativ mit Wacholderschinken, Wildkräutersalat mit Balsamico-Dressing. Der Hauptgang besteht aus Kalbsrücken, überbacken mit Kräuterkruste, regionalem Spargelgemüse sowie Kalbsjus und Kartoffelgratin. Zum Abschluss darf sich der Gaumen auf ein Erdbeer-Tiramisu und kandierten Rhabarber freuen. Bestellungen werden bei ihm noch bis Samstagabend 19 Uhr entgegengenommen, so Uli Hokenmaier.

Allerdings sollte man nicht grundsätzlich so lange warten, denn viele Gastwirte bieten zwar solche Muttertagsmenüs an, brauchen dafür aber oft etwas mehr Vorlauf. In einem herrscht aber Einklang - in der Hoffnung, bald wieder öffnen zu dürfen, wie es Hokenmaier auf den Punkt bringt: „Wir alle vermissen unsere Gäste.“

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Geschichte des Muttertags

250 Jahre vor Christus waren es römische und griechische Göttinnen, für die eine Art Muttertagsfest abgehalten wurde.

Im England des 13. Jahrhunderts wurde unter Heinrich III. der „Mothering Day“ eingeführt. An diesem Freudensonntag sollten die Christen der „Mutter Kirche“ gedenken, später besuchten alle Kinder ihre Mütter und brachten kleine Geschenke oder selbst gebackenen „mothering cake“ mit.

Zwei Jahre nach dem Tod ihrer Mutter ließ Anna Marie Jarvis aus West Virginia am 12. Mai 1907 einen Gedenkgottesdienst für sie feiern, seitdem ist sie international als Begründerin des Muttertags anerkannt. Verärgert über die Geschäftemacherei wollte sie ihn später wieder verbieten lassen.

Zur Zeit des Nationalsozialismus bekam der Muttertag einen bitteren Beigeschmack: Der Ideologie entsprechend wurden die Mütter als Garantin des Fortbestandes der arischen Rasse gefeiert.

Traditionell findet der Tag zu Ehren der Mütter ­immer am zweiten Sonntag im Mai statt. Floristik-Organisationen brachten den Tag nach Europa - 1922 wurde er erstmals in Deutschland gefeiert. ack