Weilheim und Umgebung

Nach der Krise braucht man Fachkräfte

Statistik Die Zahl der Arbeitslosen ist im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen erneut gestiegen. Die Zunahme fällt wohl dank der Kurzarbeit allerdings nicht so stark wie befürchtet aus.

Für Berufe in der Logistik, im Verkehr und im Einzelhandel sieht Thekla Schlör Chancen. Foto: Carsten Riedl
Für Berufe in der Logistik, im Verkehr und im Einzelhandel sieht Thekla Schlör Chancen. Foto: Carsten Riedl

Die Arbeitslosigkeit ist im Juni im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen mit den Landkreisen Esslingen und Göppingen weiter gestiegen: Insgesamt waren im vergangenen Monat 20 769 Personen ohne Arbeit. Das ist ein Plus im Vergleich zu Mai um 2,9 Prozent. Gegenüber dem Juni des Vorjahres bedeutet das sogar ein Plus um 44 Prozent. Die Arbeitslosenquote stieg damit von Juni des Vorjahres, wo sie noch auf 3,2 Prozent lag, auf jetzt 4,6 Prozent.

„Corona prägt auch im Juni den Arbeitsmarkt. Die Pandemie ließ die Arbeitslosigkeit noch einmal steigen“, sagt Thekla Schlör, Leiterin der Göppinger Arbeitsagentur. Doch es gibt auch Positives: „Die Entwicklung seit Pandemiebeginn hätte eine stärkere Zunahme der Arbeitslosigkeit erwarten lassen. Dass sie jetzt doch verhältnismäßig moderat ausgefallen ist, zeigt, dass das Instrument Kurzarbeitergeld trägt.“ Außerdem hätten die Stellenzugänge und Arbeitsaufnahmen von Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat wieder zugelegt, wenn auch noch auf niedrigem Niveau. „Das bedeutet, der Arbeitsmarkt bietet auch Beschäftigungschancen, beispielsweise im Einzelhandel oder in Verkehr- und Logistikberufen“, sagt Schlör.

Im Landkreis Esslingen waren im Juni insgesamt 13 373 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 507 Personen mehr als im Mai und sogar 3785 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote betrug im Kreis Esslingen 4,3 Prozent, in Kirchheim 4,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr: Im Juni 2019 lag die Arbeitslosenquote im Kreis noch bei 3,1 Prozent.

Betrachtet man die Verteilung, so wird deutlich, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit nahezu alle Personengruppen betrifft. 292 Jugendliche unter 20 Jahren waren im Juni arbeitslos gemeldet, also 2,3 Prozent weniger als im Vormonat, jedoch 39 Prozent mehr als vor einem Jahr. Anders bei den jungen Menschen unter 25 Jahren: Hier waren 1,7 Prozent mehr Arbeitslose als im Vormonat zu verzeichnen und sogar 64,7 Prozent mehr als im Juni 2019. Bei den 50-jährigen und älteren Arbeitslosen stieg im Vergleich zum Mai die Zahl der Arbeitslosen um 2,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von 32,7 Prozent.

Die Folgen von Corona machen sich auch bei den Stellen im Bezirk bemerkbar. Insgesamt waren im Juni 5730 Stellen zur Besetzung gemeldet. Gegenüber Mai ist das ein Minus von einem Prozent und ein Minus von 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden 1286 Stellen neu gemeldet. Das waren 91 Plätze mehr als im Mai, aber 1708 weniger als im Vorjahresmonat.

Bei den Ausbildungsstellen sieht es zudem nicht rosig aus. Es wurden 8,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum angeboten. „Die Zahl der bei uns gemeldeten Ausbildungsplätze lag bereits seit Oktober 2019 unter der Zahl der Vorjahre. Wie die Pandemie auf den Ausbildungsmarkt wirkt, lässt sich noch nicht verlässlich sagen. Wir raten den Unternehmen, an der Ausbildung im eigenen Haus festzuhalten und sich so die Fachkräfte der Zukunft zu sichern. Denn nach der Krise ist vor dem Fachkräftebedarf“, rät Schlör.

Doch viele Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet. Im Landkreis Esslingen waren es von März bis Juni 6150 Betriebe mit 99 651 Beschäftigten.„Die Entwicklung der Anzeigen für Kurzarbeit lässt deutlich die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt erkennen“, sagt Thekla Schlör.

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