Weilheim und Umgebung

Neue Station für den Ponyexpress

Tiere Die Pferdefreunde Filder sind nach Bissingen umgezogen. Zum Kennenlernen findet am morgigen Samstag ein Tag der offenen Stalltür mit Hausturnier, Ponyreiten und Vorführungen statt. Von Iris Häfner

Die Kinder lernen bei den Pferdefreunden Filder nicht nur reiten, sondern auch Verantwortung für die Tiere zu übernehmen. Fotos:
Die Kinder lernen bei den Pferdefreunden Filder nicht nur reiten, sondern auch Verantwortung für die Tiere zu übernehmen. Fotos: Markus Brändli

Umzug - das bedeutet in der Regel nicht nur viel Arbeit und Stress, sondern auch Umstellung in vielerlei Hinsicht, die mit jedem Beteiligten wächst. Davor muss aber schon die schwierige Hürde genommen sein, die richtige Behausung zu finden - erst recht, wenn es sich dabei um acht gewichtige Vierbeiner handelt. Dieses Kunststück ist den Pferdefreunden Filder geglückt. Seit Juli hat der Verein samt seiner Hauptakteure, den Ponys, eine neue Bleibe in Bissingen gefunden. Das Erstaunliche dabei: Die meisten Mitglieder sind den Pferden und den beiden Reitlehrinnen, Nicole Richter und Elke Fischer, treu geblieben und nehmen die längere Anreise in Kauf. Die neue Umgebung kommt gut an. „Ist das schön hier, wie im Urlaub“, diesen Spruch haben die beiden schon öfters gehört.

„Wir sind schon immer die etwas andere Reitschule gewesen, so ein Zwischending von Jugendfarm und Reitverein“, sagt Nicole Richter. Die Kinder versorgen die Tiere, übernehmen teilweise Ponypatenschaften. Das heißt, sie sind mitverantwortlich und machen bei der Krankengymnastik mit oder sind bei Veranstaltungen für ihr Pony zuständig. „Die Kinder lernen fürs Leben und Verantwortung zu übernehmen“, ist der Reitlehrerin wichtig. Die Ponys können weit mehr, als in Schritt, Trab und Galopp ihre Runden auf dem Reitplatz mit den Kindern auf ihrem Rücken zu drehen. Sie gehen durchs Feuer oder durchbrechen im Galopp eine Papierwand und sie sind die Hauptakteure bei Themenvorführungen wie Indianer, Wilder Westen oder Ritter.

Geplant war das Ganze überhaupt nicht. Es fing harmlos mit einem Pony auf den Fildern an. Es erfreute nicht nur Nicole Richter und ihre Freundin und jetzige Kollegin Elke Fischer, sondern vor allem die Kinder der beiden Frauen. Beide waren damals alleinerziehend, weshalb das Pony seinen Teil dazu leisten musste, um Hafer und Heu zu finanzieren. So kamen auch andere Kinder in den Genuss von Reitstunden. Irgendwann waren es dann zwei Ponys, dann drei, dann . . .

Mit der Zahl der Pferde wuchs auch die der Reiter. „Wir waren der am schnellsten wachsende Reitverein in Baden-Württemberg und wurden dafür ausgezeichnet“, freut sich die Reitlehrerin. Vor dem Umzug waren es 181 Mitglieder, jetzt sind es 150. „Sogar meine Amerikaner von den Patch Barracks in Böblingen beziehungsweise Stuttgart kommen mit ihren Kindern hierher“, freut sich Nicole Richter. Viele Väter sind auf einer Ranch aufgewachsen. „Die Papas bekommen hier Heimatgefühle“, erzählt sie. Den Unterricht hält sie regelmäßig bilingual ab. Im Ferienprogramm finden viele Aktivitäten fernab des Reitplatzes statt, bei denen deutsch-amerikanische Teams gebildet werden. „Da unterhalten sich dann vor allem die amerikanischen Kinder mit Händen und Füßen“, verrät Nicole Richter.

Schon immer haben sich die beiden Frauen weitergebildet. Zwischenzeitlich sind sie hauptberuflich mit ihrer Reitschule beschäftigt. Mit Schulen in Köngen und Wendlingen hatten sie eine Kooperation, sodass es eine Reit-AG gab. Durch den Umzug vom Köngener Stall nach Bissingen, ist das jetzt nicht mehr möglich. Stattdessen greift Nicole Richter auf ihr Wissen als Wildnispädagogin zurück. Beide Reitlehrerinnen haben eine ganz Reihe von Fort- und Weiterbildungen in Sachen Pferde, Reiten und Haltung absolviert. Auf den Pferden können die Kinder und Jugendlichen deshalb sowohl die klassische Englische Reitweise lernen, als auch das Westernreiten. Für jedes Pony gibt es die entsprechende Ausrüstung. Nicole Richter bietet unter anderem auch Gesundheitssport mit Pferd an, Wanderritte, Gelassenheitstraining oder den Ponyführerschein.

Und dann wäre da noch der Name Ponyexpress, der schon lange existiert. Um im vordigitalen Zeitalter Unterlagen von einem Firmenstandort, an dem Nicole Richter arbeitete, zum anderen zu transportieren, sattelte sie regelmäßig ihr Pony. An der Zielstation angekommen, rief sie zum Fenster hinauf: „Der Ponyexpress ist da.“

 

Info Damit alle Interessierten die Möglichkeit haben, die Neuen kennenzulernen, laden die Pferdefreunde Filder zum Tag der offenen Stalltür am morgigen Samstag, 21. September, von 9 bis 17 Uhr ein. Zu finden ist der Stall, Schuläcker 1, westlich der L 1250 unterhalb der Ochsenwanger Steige. Ein Feldweg führt kurz nach der Kreuzung in der Unteren Straße in Bissingen zum Fest. Um 9 Uhr beginnt die Veranstaltung mit Jugendwettbewerben, das Hausturnier endet um 12 Uhr. Direkt im Anschluss daran gibt es Ponyreiten, Vorführungen, ein Strohbad im Pferdeanhänger und anderes mehr. Für Bewirtung ist gesorgt.

Nicole Richter mit der Scheckstute Zora und Candy, ein Pony-of-the-Americans.
Nicole Richter mit der Scheckstute Zora und Candy, ein Pony-of-the-Americans.