Weilheim und Umgebung

Neue Technik ist auf dem Sprung

Patent Tüftler des Trampolinherstellers Eurotramp bringen ein neues Echtzeit-Messverfahren auf den Markt. Sie unterstützen damit weltweit Kampfrichter. Von Thomas Krytzner

Als Springer-Dummys dienen verschieden schwere Eisenkugeln, die per Magnet an einer Halterung hängen. Wird diese ausgelöst, fäll
Foto: Thomas Krytzner
Als Springer-Dummys dienen verschieden schwere Eisenkugeln, die per Magnet an einer Halterung hängen. Wird diese ausgelöst, fäll
Als Springer-Dummys dienen verschieden schwere Eisenkugeln, die per Magnet an einer Halterung hängen. Wird diese ausgelöst, fällt die Kugel aufs Trampolin. Foto: Thomas Krytzner

 

Das hätten sich die Firmengründer Ursula und Kurt Hack wohl in den kühnsten Träumen nicht ausgedacht: Eurotramp mischt an der Weltspitze des Trampolinsports mit. Das neue, in Weilheim entwickelte Messverfahren wird zum Patent angemeldet und bietet den internationalen Kampfrichtern eine nie da gewesene Genauigkeit bei der Bewertung.

 

Firmenchef Johannes Maier erinnert sich noch genau an den Auslöser: „Immer wieder gab es zwischen Sportlern und Kampfrichtern Diskussionen wegen der zum Teil subjektiven Bewertung der Trampolinsprünge. Vier Jahre lang hatte keiner eine schlichtende Lösung im Kopf. Da machte sich unser Team ans Werk und fand einen möglichen Weg.“ Das Ziel war, zum einen die Flugzeit zwischen den Sprüngen, die Position der Springer bei der Landung und die Synchronität zu erfassen. „Die Lösung war dann relativ simpel“, freut sich Johannes Maier, „wir haben Messplatten mit Sensoren ausgestattet. Jeweils vier der Platten sind übereinander und werden unten an den vier Ecken am Trampolingestänge angebracht.“

 

Als Springer-Dummys dienen verschieden schwere Eisenkugeln, die per Magnet an einer Halterung hängen. Wird diese ausgelöst, fäll
Foto: Thomas Krytzner

 

Weltweite Zustimmung

 

Bis jetzt sind noch Sensoren im Einsatz, die direkt unter dem Sprungtuch angebracht sind und die Belastung ertasten und erfassen können. Doch die neuen Messplatten können mehr und sind noch genauer. „Sie können von Springer zu Springer mehr oder weniger sensibel eingestellt werden und erkennen fast alles: Wo landen die Springer, welche Kräfte dehnen das Sprungtuch und wie lange dauert die Flugzeit zwischen den Landungen.“ Ebenso kann die Synchronität zweier Springer auf dem Sprungtuch exakt gemessen werden. Eurotramp stellte das neue Messverfahren der FIG, dem Internationalen Turnverband, vor und bekam weltweite Zustimmung. Auch das Bundeswirtschaftsministerium fördert mittlerweile diese Innovation in der Trampolinwelt durch die Weilheimer Firma.

 

Johannes Maier freut sich: „Unser System ist bereits im Testeinsatz.“ Er ist zuversichtlich, dass die neue Messtechnik aus Weilheim an der nächsten Turnweltmeisterschaft bereits zum ersten offiziellen Einsatz kommt. Das neu entwickelten Verfahren wird aber die Kampfrichter keineswegs ersetzen, wie Maier beschwichtigt. „Die persönliche Bewertung braucht es dennoch, denn auch die Schwierigkeiten der Übungen und Sprünge sowie die Körperhaltung müssen benotet werden.“ Somit liefert Eurotramp einen großen Teil der Bewertungsinformationen, die dann mit den Punkten der Kampfrichter eine Gesamtnote bilden. Johannes Maier relativiert: „Und es können auch bei elektronischen Messungen Fehler passieren. Diese geschehen aber meist mit menschlichem Faktor.“

 

Für die Trampolinvereine gibt es Hoffnung. Denn: Das neue Messverfahren liefert ohne aufwendige Installation viele Daten, und die Preise bleiben im überschaubaren Rahmen. Der Geschäftsführer dazu: „Die Einfachheit ist ein Vorteil für die Vereine.“

 

 

Konkurrenz schläft nicht

 

Momentan ist Eurotramp der einzige Anbieter dieser Messtechnik, aber „die Konkurrenz schläft nicht“, mahnt Firmenchef Johannes Maier. Hier erhalte man sich den Vorteil durch die Funktionalität und die Genauigkeit der Messungen. „Diese überprüfen wir immer wieder mit aufwendigen Mitteln.“ Nach der Installation der Messplatten an den vier Ecken der Bodenstangen des Trampolins - die Befestigung erfolgt mit einem einfachen Klick - werden diese über LAN-Kabel mit einem Laptop verbunden. Eine entsprechende Software empfängt die ganzen Daten und wertet diese innerhalb von Millisekunden aus. Als Springer-Dummys dienen dabei verschieden schwere Eisenkugeln, die per Magnet an eine Halterung am Flaschenzug angebracht werden. Danach wird die Kugel auf die vorgegebene Messhöhe gezogen und zentriert ausgerichtet. Per Knopfdruck wird der Magnet ausgelöst und die Kugel fällt in die Mitte des Trampolins. Die Sensorplatten liefern nun die erforderlichen Daten, und beim Wettkampf können die Kampfrichter sofort die gewünschten Ergebnisse auslesen und in ihre Bewertung einfließen lassen. „Wir verwenden mehrere Kugeln mit verschiedenen Gewichten, so können wir auch gleich die Messgenauigkeit prüfen.“ Eine zusätzliche Highspeed-Kamera filmt den Fall der Kugel und liefert dabei weitere Kontrollfunktionen zur eigenen Überprüfung des Messsystems.