Die Stimmung in Ohmden ist angespannt, zumindest beim Bauvorhaben des alten Wasserturms. Das wird noch deutlicher, wenn man durch das Wohngebiet „Weitgaßbett“ geht: Um den Turm haben rund zwei Drittel der Anwohner in ihren Gärten Plakate mit Darstellungen der Planung aufgestellt und Tücher mit Aufschriften wie „So nicht“ gespannt.
Geplant ist eine Umnutzung des Gebäudes in eine Wohnung, bei der ein höherer und breiterer Aufbau angebracht werden soll. Jetzt wollen Bürger das Vorhaben verhindern und haben deshalb Mitte März die „Bürgerinitiative gegen das geplante Bauvorhaben „alter Wasserturm“ und für eine dorfverträgliche Entwicklung“ gegründet.
27 Menschen haben sich bis jetzt bei der Initiative angeschlossen. „Wir haben Mitglieder aus dem ganzen Ort“, sagt Thilo Binder, einer der Sprecher. Auch 200 Unterschriften haben sie gegen das Projekt gesammelt.
Die Mitglieder stört unter anderem, wie die Informationen zum Bauvorhaben seitens der Gemeinde verbreitet wurden. „Es gibt jetzt noch Bürger, die sich des Ausmaßes des Umbaus nicht bewusst sind“, erklärt Binder. Zwar kann man die Pläne online auf der Homepage der Gemeinde einsehen und auch im Rathaus liegen sie aus, aber Binder fügt hinzu: „Nicht jeder Ohmdener möchte oder kann gerade ins Rathaus gehen und sich das anschauen - und online ist auch nicht jeder fit. Die Informationen hätten umfassender im Mitteilungsblatt stehen müssen.“ Zwar sind sich die Sprecher der Initiative sicher, dass die Gemeinde sich mit den Informationen an die Vorschriften gehalten hat, aber „wir sind hier im Dorf und da muss man die Informationen auch in Relation zum Bauvorhaben setzen“, sagt San Tenggara, ebenfalls Sprecher der Bürgerinitiative.
Zudem sehen sie in dem geplanten Projekt einen starken Widerspruch zu den Grundsätzen im integrierten Gemeindeentwicklungskonzept Ohmdens (IGEK), in dem es heißt: „Die identitätsstiftende und orientierungsgebende Qualität des Wasserturms für das Wohngebiet soll erhalten werden.“ Durch den Aufbau sehen die Mitglieder das aber stark gefährdet. „Der Turm wird nach dem Umbau nicht mehr wiedererkannt, vor allem auch wegen des zweiten Turms“, sagt Thilo Binder. Damit meint er den geplanten Fahrstuhl am Wasserturm.
Im „IGEK“ heißt es auch, dass der „dörfliche Charakter Ohmdens erhalten werden soll“ und dass „die Nutzung von Brachflächen und Baulücke vorangetrieben werden soll und auf eine dorfverträgliche Nachverdichtung besonderer Wert zu legen ist“. Doch gerade das sieht die Bürgerinitiative in diesem Bauvorhaben nicht.
Dass das Projekt jetzt viele stört, wundert die Sprecher der Bürgerinitiative nicht: „Man thront da oben in 23 Metern Höhe. Der Turm war jahrzehntelang ein rein technisches Gebäude. Die Menschen stören sich jetzt an der Umnutzung“, sagt Tenggara. Allerdings sagt er selbst, dass 90 Prozent der Bürger die Umnutzung in einen Wohnturm trotzdem in Ordnung fänden, wenn der Turm in seiner Größe nicht erweitert würde. „Die Leute verstehen nicht, warum der Wasserturm so viel größer werden muss und dafür Sondergenehmigungen gelten“, sagt Binder. Als Alternative schlägt die Initiative vor, den alten Wasserturm so zu erhalten, wie er ist, und unten noch ein Wohngebäude hinzuzubauen. „Dann bleibt der Turm in der Gestalt, wie wir ihn kennen“, sagt Tenggara. Viele Anwohner haben zudem Angst, dass zukünftige Bewohner in ihre Häuser und Gärten schauen können. „Die Leute wollen ihre Privatsphäre nicht verlieren und befürchten einen Wertverlust ihrer Immobilie“, sagt Binder.
Wie es mit der Bürgerinitiative weitergeht, ist für die Sprecher klar: „Der Initiative ist offen für Gespräche. Man braucht eine Lösung, mit der die Gemeinde, die Anwohner und der Bauherr zufrieden sind. Trotzdem sehen wir den Ball bei der Gemeinde und dem Investor.“