Oinr isch emmer dr Arsch, ond er woiß id mol warom“ sang 1981 die Gruppe „Schwoißfuaß“ von den Starken, die stärker werden, und den Schwachen, die bald „verrecken“. Mit eben jenem Lied verabschiedete sich auch die Tafelrunde, die in der Weilheimer Peterskirche gemeinsam mit Pfarrer Eckhard Schlatter den Männer-Gottesdienst zum Thema „Gott liebt Gerechtigkeit“ gestaltet hatte.
Davor hatten sich die involvierten Herren darüber Gedanken gemacht, um sinngemäß aus verschiedenen Blickwinkeln - sie hatten sich dazu in der Peterskirche verteilt - ihr persönliches Statement abzugeben. Dann legten die Männer los. „Es gibt Staaten, die nur wenig über dem Meeresspiegel liegen, denen steht jetzt schon das Wasser bis zum Hals“, hörte man eine Stimme von oben. Auf der gegenüberliegenden Empore sagte jemand: „Wir haben das Glück, in einem Land zu leben, das annähernd für Gerechtigkeit sorgt. Jeder ist aufgefordert, dafür zu kämpfen.“ Kurze, prägnante Sätze, die zum Nachdenken anregen sollen.
Einige der Konfirmanden machten sich Notizen - insgesamt 40 Jungen und Mädchen gibt es in diesem Jahr und etwa ein Drittel darunter, die sich für diesen Gottesdienst entschieden haben. „Als Ältester von drei Geschwistern hatte ich harte Kämpfe auszufechten, egal ob Mofa, bis 22 Uhr in die Disco oder Pfadfinder-Lager. Dafür aber lohnten sich die ganzen Auseinandersetzungen“, verrät ein weiterer Herr der Tafelrunde. Und ein anderer ist sich sicher: „Es muss ein Leben nach dem Tod geben, sonst wäre alles sinnlos. Es lohnt sich, nach Gerechtigkeit zu streben.“
Danach stellte einer der Männer Fragen und bat um Handzeichen, wenn sich jemand zum Beispiel in der Schule ungerecht behandelt gefühlt habe - für etwas bestraft oder gelobt wurde, was jemand anderes gemacht hatte. Ihn selbst habe die Ungerechtigkeit bei einer Wehrübung in seiner Studentenzeit geärgert. Während er eine Woche absolvieren musste, gab es für Jürgen Klinsmann und Sascha Hehn einen Prominentenbonus. War Letztgenannter untauglich, wurde der Sportler damals nur neu eingekleidet und durfte anschließend wieder gehen.
Beruhigend, dass die Männerrunde daraufhin „Es geht mir gut“ von Marius Müller-Westernhagen spielten. Auch der bekannte Titel „If i had a hammer“, mit dem sich der US-amerikanische Folk-Sänger und politische Aktivist Pete Seeger vor fast siebzig Jahren den „Hammer der Gerechtigkeit“ wünschte, kam in der gut gefüllten Peterskirche bestens an.
Bevor Pfarrer Eckhard Schlatter dann das Wort ergriff, entschuldigte er sich erst einmal dafür, dass er heute keinen Talar trage. Seine Erklärung sorgte für Schmunzeln: „Die Ärmel gehen nicht durch das Gitarrenband.“ Anschließend folgte seine Predigt zum Thema Gerechtigkeit. „Jede und jeder von uns wurde schon einmal oder mehrere Male ungerecht behandelt oder hat sich ungerecht behandelt gefühlt.“ Dazu gab es Beispiele zu Schule, Eltern, Geschwistern und zur Arbeit: „Wenn manche weniger leisten und dennoch dasselbe Gehalt bekommen.“
Gerechtigkeit sei also keine Selbstverständlichkeit, sondern fragil und bedroht und könne zudem jederzeit abhanden kommen oder in die Ungerechtigkeit umschlagen. Wichtig sei deshalb umso mehr der Grundsatz: Nicht gegen andere Menschen kämpfen, sondern fair und ehrlich für eine gute Sache zu kämpfen. Anschließend gab es das obligatorische Weißwurstfrühstück, bei dem sich vermutlich noch spannende Gespräch ergaben.