Weilheim und Umgebung

Osterbrunnen schmückt den Garten

Brauchtum Jedes Jahr dekoriert die Weilheimerin Irene Hocker mit der tatkräftigen Unterstützung ihres Mannes Gerhard den alten Brunnen vor dem Haus zu einem farbenfrohen Osterbrunnen. Von Katja Eisenhardt

Irene Hocker ist die „Gipfelstürmerin“ im Deko-Team. Ihr Mann Gerhard ist nämlich nicht schwindelfrei.Foto: Katja Eisenhardt
Irene Hocker ist die „Gipfelstürmerin“ im Deko-Team. Ihr Mann Gerhard ist nämlich nicht schwindelfrei.Foto: Katja Eisenhardt

Während Irene Hocker in ihrem kleinen Fotoalbum blättert, erzählt sie: „1996 ging mein Mann in Rente, seither machen wir das gemeinsam, davor habe ich den Brunnen immer allein geschmückt.“

In diesem Jahr wird das 23. Osterbrunnenfoto darin seinen Platz finden. „Ich versuche, ihn jedes Jahr ein bisschen anders zu dekorieren, da ist das Album eine gute Erinnerungsstütze“, sagt die kreative Seniorin. Auch besondere Begebenheiten geraten durch das Fotobüchlein nicht in Vergessenheit, so etwa der komplett eingeschneite Osterbrunnen am 10. April 2006. „Der große Osterbrunnen am Marktplatz wird immer schon etwas früher von den Landfrauen geschmückt. Für mich hat das am Tag vor Palmsonntag Tradition. Geschmückt ist unser Brunnen also jedes Jahr eine Woche vor bis zwei Wochen nach Ostern, sofern das Wetter mitspielt“, erklärt die gläubige Katholikin, für die der Auferstehungsgottesdienst am Karsamstag fest zu den Osterfeierlichkeiten dazugehört.

„Früher hatte der Brunnen einen ganz praktischen Nutzen: Hier stand seit 1744 ein Bauernhaus samt Scheune. Der Brunnen diente der Familie zur Wasserversorgung. Meine Eltern haben das Haus samt Scheune 1968 gekauft und anstelle der Scheune neu gebaut. Beim Hausbau ist der Originalbrunnen leider kaputt gegangen, wir haben wieder einen neuen aufgebaut, der immer noch funktioniert.“ Die Idee, den Brunnen an Ostern zu schmücken sei ihr bei einem Ausflug nach Neidlingen gekommen, als sie den dortigen Osterbrunnen sah, erzählt die 82-Jährige und steigt auf der Leiter eine Stufe höher, um die erste Eiergirlande um den gebundenen Buchs zu wickeln. Leuchtend gelb und orange nach oben. „Heute Nacht habe ich die Buchsgirlande bis halb zwei gebunden. Normalerweise habe ich den Buchs aus unserem Garten genommen, da hat mir jetzt allerdings der Buchsbaumzünsler einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Grün kommt diesmal aus Esslingen“, berichtet Irene Hocker. Ihr österliches Dekolager habe sich über die Jahre stetig erweitert. „Ich gehe schon mit offenen Augen einkaufen und entdecke immer wieder was, das passt.“ Mittlerweile gebe es einen Schrank für die Oster- und einen für die Weihnachtsdeko, sagt sie und lacht, „am Anfang habe ich noch selbst bemalte Eier zum Schmücken genommen, da war das aber auch noch deutlich weniger. Dekoriert habe ich schon immer gern, zum Beispiel auch im Seniorenheim, in dem ich gearbeitet habe.“ Vorn am Brunnenbecken sitzen große und kleine Hasen beisammen, rechts und links wird der Brunnen von kleinen Trögen mit grünem Weizengras eingerahmt, in das Irene Hocker ihre knallroten Dekoeier steckt. In der Wiese nebenan stehen ein großer Hase und ein traditioneller Palmesel, der Rosenstrauch an der Hauswand ist mit Ostereiern geschmückt, das Blumenbeet vor dem Brunnen frühlingshaft bepflanzt.

Während des gemeinsamen Schmückens zeigt sich schnell: Das Ehepaar ist ein eingespieltes Team. Während Irene Hocker auf die Leiter steigt - „die Gipfelstürmerin bin ich, er ist nicht schwindelfrei“ - reicht Gerhard Hocker seiner Frau das Material, nimmt das Werk genau unter die Lupe und gibt seiner Frau Rückmeldung, ob die Eiergirlanden richtig sitzen und ob auch sonst alles optisch passt. „Fürs Dekorieren ist meine Frau zuständig, ich bin eher der Bastler und Handwerker. Wenn die Deko abgenommen wird, bringe ich sie fürs nächste Jahr wieder auf Vordermann“, erklärt Gerhard Hocker seinen Part. Ostern selbst feiert das Ehepaar dann mit der ganzen Familie.