Weilheim und Umgebung

Pferde mögen keinen Krötenschutz

Umweltschutz An der runderneuerten Kreisstraße zwischen Ohmden und Schlierbach sorgen 24 Meter sogenannter Amphibien-Stopprinnen bei Wanderern und Reitern schon jetzt für Ärger. Von Thomas Zapp

Lena Schnizler lässt ihr Pferd die neuen Amphibiengitter beschnuppern. Sie hält die Neuerung für überflüssig und gefährlich.
Lena Schnizler lässt ihr Pferd die neuen Amphibiengitter beschnuppern. Sie hält die Neuerung für überflüssig und gefährlich. Foto: Markus Brändli
Nicht nur für Pferdehufe, auch Fahrradreifen und Füße können in den sieben Zentimeter breiten Gitterrosten steckenbleiben. Fotos
Nicht nur für Pferdehufe, auch Fahrradreifen und Füße können in den sieben Zentimeter breiten Gitterrosten steckenbleiben. Foto: Markus Brändli

Am 16. Dezember soll sie eingeweiht werden, die neue Kreisstraße zwischen Ohmden und Schlierbach. Aber schon vor der Fertigstellung gibt es den ersten Ärger und der entzündet sich an den vergitterten Rinnen am Straßenrand, die zwei von der Straße K 1203 abgehende Waldwege kreuzen. Die Gitterfenster sind sieben mal 25 Zentimeter groß, denn dort sollen Amphibien hineinfallen, falls sie sich der Straße nähern, um zu ihrem Laichplatz oder zurück zu gelangen. Für andere Tiere, wie Hunde oder gar Pferde ist das jedoch eine gefährliche Stolperfalle. Das findet zum Beispiel Lena Schnizler, die ihr Pferd an einem der drei anliegenden Reiterhöfe stehen hat. „Ich kann mein Bein bis zur Wade durchstecken“, sagt sie. Beim Fototermin sei ihr Pferd bereits an einer der Streben ins Stolpern geraten. „Es gibt Pferde, die nicht über so ein Hindernis laufen wollen. Was machen Sie dann, wenn Sie mit ihrem Tier auf der Straße stehen und es nicht weitergeht?“, fragt sie.

Nicht nur für Pferdehufe, auch Fahrradreifen und Füße können in den sieben Zentimeter breiten Gitterrosten steckenbleiben. Fotos
Nicht nur für Pferdehufe, auch Fahrradreifen und Füße können in den sieben Zentimeter breiten Gitterrosten steckenbleiben. Foto: Markus Brändli

Insgesamt wurden an der Straße beidseitig 24 Meter der sogenannten Amphibien-Stopprinnen verbaut. Diese führen die Tiere zu drei Amphibientunneln sowie zwei mit einem Bachdurchfluss kombinierten Amphibiendurchlässen. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 18 000 Euro. Wer sich nun wundert, wo in diesem Bereich Kröte und Co. ihren Laich ablegen, den kann Ernst Frank von der Nabu Ortsgruppe Holzmaden/Ohmden aufklären. „Links von der Straße, wenn man von Ohmden kommt, hat sich eine Wasserfläche gebildet. Dort siedeln unter anderem Eidechsen“, sagt Frank. Von dort geht es dann zum Laichen in den Wald und anschließend wieder zurück. Vor allem am Straßengraben zwischen den Lindenhöfen und dem Wald würden sich im Frühjahr vernässte Flächen bilden.

Krötenschutz
Krötenschutz. Foto: Markus Brändli

Frank hat die Planer beraten, denn das Gebiet gehört zu einem Vogelschutzgebiet, daher muss vor geplanten Straßenbaumaßnahmen eine sogenannte „Verträglichkeitsprüfung“ stattfinden. Frank kann den Ärger über die Gitter nicht verstehen. „Das ist doch gang und gäbe. Es ist manchmal schlimm, wie die Leute reagieren, wenn es um Naturschutz geht“, sagt er.

Auch beim zuständigen Straßenbauamt des Landkreises Esslingen ist man verwundert über die Beschwerden. „Bislang hatten wir nie Probleme. Eine bessere Alternative ist mir auch nicht bekannt“, sagt Amtsleiter Thorsten König. Ein kleinerer Rost sei keine Alternative, dort würden die Tiere nicht durchfallen. „Eine andere Möglichkeit wäre, die Amphibien hinüberzutragen, aber das will bestimmt niemand“, sagt der Pressesprecher des Landkreises, Peter Keck. Vergleichbare Leiteinrichtungen würden sich an verschiedenen Stellen im Landkreis finden. „Negative Erfahrungen hinsichtlich der Verkehrssicherheit sind uns dabei nicht bekannt“, sagt er. Bei der gesamten Kritik sollte auch beachtet werden, dass es sich bei den fraglichen Stellen um Forstwege im Wald handelt.

Die allerdings häufig von Wanderern oder Reitern mit ihren Pferden genutzt werden, so Lena Schnizler. Probleme hätten auch Hundebesitzer und Eltern mit Kleinkindern. „Ich habe hier auch noch nie überfahrene Kröten gesehen“, sagt sie. Der Anblick wird ihr auch künftig erspart bleiben: Jetzt gibt es ja zusätzlich die Rinnen.